Na, dann holen wir den Thread mal wieder hoch... für alle Interessierten
Ich hatte ja vor, euch an der Sanierung teilhaben zu lassen, aber verzeiht mir bitte, es war einfach nicht möglich!
Ich habe das mit Abstand stressigste und fordernste Jahr in meinem Leben hinter mir. Und die Zeit hat einfach gefehlt...
Dann fangen wir mal an zu erzählen.
Letztes Jahr im Oktober die Schlüssel bekommen. 3 Monate nur mit ausräumen, Tapeten entfernen, Böden rausreisen, Wände rausreisen, Putz abklopfen etc. beschäftigt.
Im Keller fanden wir noch Tonnen an eingemachter Marmelade von 1972. Diese musste mit einem Meisel aus den Gläsern entfernt werden, die Löffel hats einfach verbogen.
Durch die 10 Jahre leerstand war im gesamten Keller alles verschimmelt und vergammelt. Hier wurde also nur mit Staubmaske gearbeitet.
In dem kompletten Haus in jedem Zimmer... Tapeten, Tapeten, Tapeten.... es war grausam!!!
Insgesamt habe ich über 2,5 Tonnen alleine Restmüll entsorgt. Dabei haben wir schon sehr gut sortiert und viel zum Werststoffhof gebracht.
Viele Möbel oder sonstiges was nochg ut war haben wir über einen Hausflohmarkt und e-bay Kleinanzeigen verkauft. Das war zwar viel Arbeit, hat aber nochmal 1.500,- gebracht und die Sachen (zum Teil original Möbel aus den 60ern sehr gut erhalten) waren einfach viel zu schade zum Entsorgen.
Der Bauschutt... es wollte und wollte nicht aufhören..... Wir haben alles mit dem Hänger und vielen Wannen und Eimern zum Werstoffhof gebracht. Sehr viel Arbeit, aber eben kostenlos....
Die Bäder wurden geändert. Die Toilette war, typisch für die 60er, nur 1 m² groß mit kleinem Vorraum. Daneben das kleine Bad. Zwischen Badewanne und Waschbecken hatte man 50 cm Platz um sich zu bewegen. Also den Bogen vor dem Vorraum zugemauert und die Wand dazwischen rausgerissen. Estrich rausgekloppft, Putz überall weggekloppft und schöne, gemütliche Bäder draus gemacht.
In der Küche gabs noch ne kleine Trennwand, die musste weg. Und in unserer Wohnung haben wir zwischen Küche und Wohnzimmer 2,5 Meter Wand rausgenommen und die Türe zur Küche zugemauert.
Alle Heizkörpernischen wurden zugemauert und neue Heizkörper davor gesetzt.
Fenster und Türen kamen alle neu rein (habe ich komplett machen lassen, da hier keinerlei Erfahrung vorhanden ist und mir das zu heikel war)
An den Wänden befand sich teilweise innen eine Isolierschicht. Alles runtergerissen. Putz teilweise weggekloppft. Alles neu Verputzt....
Elektrik... ich HASSE Mauernutfräßen

Tagelang nur Schlitze gekloppft damit. Zwei haben es nicht überlebt... (Eine war gebraucht gekauft, die andere konnte ich zurückgeben, da sie nach wenigen Tagen schon den Geist aufgegeben hat)
Leerrohre Verlegt.. Kabel gezogen... Dosen gebohrt... Elektrik mit einem Bekannten zusammen in Eigenleistung gemacht. Ein Bekannter von meinem Schwiegervater kennt einen Elektriker, der wird mir die Sache noch abnehmen.
Trinkwasser- und Abwasserrohre.... alles bis zum Hausanschluss rausgeklopft. Es waren gute, verzinkte Leitungen. An sich waren das wirklich gut Leitungen! Aber nachdem das große Zweifamilienhaus 8 Jahre lang von einer alten Dame alleine bewohnt war und dann 10 Jahre lang leer stand ist da halt alles gegammelt. Die Leitungen waren innen total rostig.
Die guten Abwassergussrohre wurden auch alle rausgeschlagen. Neue Leitungen verlegt aus Alu-Verbundrohr und Abwasserleitungen neu eingezogen.
Die uralte (vermutlich ca. 40 bis 50 Jahre alt) Holzheizung die noch im Heizungskeller stand ist rausgeflogen. Das Teil war übelst schwer und hat beim Schrotti noch ein paar Euro gebracht. Die Ölheizung, 28 Jahre alt konnte bei E-bay noch für 280€ veräußert werden. Es ist eine neue Gasheizung von Hoval eingezogen. Gasanschluss lag schon vor.
Die Kamine sind saniert worden. Beide haben schon abplatzungen an den Ziegeln aufgezeigt und waren innen schon ziemlich versottet.
Sie haben eine schöne Verblechung von außen bekommen. Und vorallem eine Abdichtung! Sie sind nie vernünftig abgedichtet gewesen. Bei jedem Regen ist das Wasser am Kamin runtergelaufen.... das hat man vorallem in der oberen Wohnung gesehen. Da war alles um den Kamin rum, unter den Tapeten gammlig.
Von Innen hat ein kamin ein Kunststoffrühr für die Gasheizung bekommen und der andere ein Edelstahlrohr, so dass man in jeder Wohnung einen Holzofen anschließen kann.
Alle Räume haben neue Böden bekommen, bis auf einer. Der hatte noch nen guten Parkettboden drin, den wir aufbereitet haben.
In unserer Wohnung wurde Küche und Bad gefließt, Kinderzimmer hat nen warmen und weichen Kork bekommen, der rest alles nen schönen Parkettboden 2. Wahl. Sehr schöner Boden!!!
Außen wurde ein Gerüst um das ganze Haus (außer die Balkonseite) aufgebaut. Dann hieß es erstmal drei Tage mit dem Hochdruckreiniger die alte Farbe runterwaschen. Dann noch zwei Tage für Putzausbesserungen und dann wurde alles neu gestrichen. Dachunterseite wurde mit Holzlasur eingelassen... wenn das Gerüst schon steht.
Als wir im Juni/Juli eingezogen sind haben wir nur ein Teil neu gekauft für die Wohnung. Und zwar unseren Lohberger Rega 75 Holzherd!
Die Küche haben wir gebraucht gekauft, ansonsten konnten wir unsere Möbel weiterhin nehmen und haben ein paar aus dem Haus genommen. Alte, dunkle Holzmöbel noch von den Großeltern der Vorbesitzer. Also irgendwo aus den 20er bis 30er Jahren schätze ich mal.
So, dann noch zur finanziellen Seite, das dürfte auch einige interessieren.
Ich zähle einfach mal die "Gewerke" auf und was es mich gekostet hat:
Fenster, Türen, Rolläden (Kunststofffenster, zweifachverlgast, aufgesetzte Rollläden): 21.000,-
Bäder (Verrohrung, Fließen, Fertiginstallation): 6.100,-
Sanitärinstallation neu: 6.500,-
neue Gasheizung: 11.200,-
Heizkörper neu mit Anschlussmaterial: 3.300,-
Verputzen und Nischen, sowie Wände Mauern: 4.500,-
Kaminsanierung: 4.000,-
Elektrik: 3.800,-
Entsorgung: 500,-
Weißeln Innen (Farbe über Beziehungen bekommen...): 400,-
Fassade komplett: 1.800,-
Böden: 5.500,-
Werkzeug allgemein: 500,-
Sonstiges: 1.100,-
Was noch kommen wird:
Dachdämmung: ca. 4.000,-
Keller Abdichten und Sanieren: ca. 4.000,-
Auch das Treppenhaus muss noch gespachtelt, geschliffen und geweißelt werden, aber das wird nichts kosten.
Das macht knapp 80.000,-
Kalkuliert hab ich mit 90.000,-
Insgesammt bin ich von daher erstmal sehr zufrieden.
Ich würde jedoch niemandem empfehlen so zu kalkulieren. Ich muss sagen, das konnte ich nur schaffen, in dem ich fast alles selber (mit ein paar Helfern) gemacht hab und ich ein Talent dafür habe günstig an Sachen dran zu kommen etc.
Jedem dem ich erzähle, dass ich dieses Haus mit so wenig Geld komplett saniert habe staunt extremst. Viele haben unabhängig voneinander gesagt, sie würden die Sanierungskosten auf ca. 250.000,- schätzen, wenn man alles von Firmen machen lässt, was ich als durchaus realistisch halte.
Ich hatte vorallem viel fachmännische Hilfe von meinem Stiefvater (Maurer), meinem Schwiegervater (Installateur) und meinem Vater (Schreiner), einem Bekannten (Elektriker). Auch einige andere Leute haben tatkräftig mit angepackt.
So, vielleicht war das für den ein oder anderen hier noch interessant zu lesen.
Ich selbst bin heilfroh, dass das gröbste geschafft ist! Ich hatte in dem Jahr oft anstrengende 50h Wochen und war viel unterwegs von der Arbeit aus und dann am Wochenende Sa + So jeweils 13h Baustelle. Das geht echt an die Substanz! Meine Frau und mein Sohn (letztes Jahr im August geboren) hatten in dieser Zeit wirklich viel zu wenig von mir, was jetzt auf jeden Fall erstmal nachgeholt werden muss!
Aber man muss auch sagen, es war spannend, ich habe noch nie zuvor soviel (nützliche) Dinge in meinem Leben in so kurzer Zeit gelernt und ich bin auch wirklich verdammt Stolz auf mich!
Ich werde noch ein paar Fotos raussuchen und sie euch zeigen
Wenn Fragen sind, immer raus damit.
Gruß
Specki