wörpedahler hat geschrieben: ↑Do 23. Mai 2024, 18:11
Es gibt inzwischen auch schlaue Anlagen. Da muss dann eine Komponente im Zählerschrank eingebaut sein oder du brauchst sonst "smarte" Endgeräte. Dann liefert das Balkonkraftwerk nur dann Leistung, wenn sie im Hausnetz auch verbraucht wird und speist sie sonst in eine Batterie ein. Sowas lohnt sich zum Beispiel, wenn du nur abends zu Hause bist. Ist aber technisch deutlich mehr Aufwand und teurer.
Eigentlich ist das immer noch weit von Schlauheit entfernt. Die Steuerung "weiss" nur, ob Leistung aus dem Hausnetz zum E-Werk hin gedrückt wird oder ob Leistung vom Werk hin zum Haus fliesst, und ob die Batterie geladen ist, oder nicht.
Ist ein Leistungsüberschuss im Hausnetz vorhanden (d.h.die PV-Anlage drückt mehr Leistung ins Hausnetz, als alle laufenden Verbraucher zusammen gerade ziehen), wird soviel Leistung in den Laderegler der Batterie geleitet, bis nichts mehr zum E-Werk hin fliesst oder der Laderegler abriegelt. Die technische Herausforderung dabei ist, dass der Laderegler der Akkus nicht mehr Leistung ziehen soll, als die Überschussproduktion des Hauses (PV-Leistung minus gerade laufende Verbraucher) beträgt, denn sonst würde teilweise oder gar vollständig mit Strom vom E-Werk geladen.
Das funktioniert genau gleich auch andersrum. Es wird nur Leistung vom E-Werk bezogen, wenn hausintern mehr verbraucht wird, als was PV-Anlage und Akku zusammen gerade liefern können.
Wenn man die Leistungsflüsse (PV-Leistung, Akku-Ladeleistung, Akku-Entladeleistung, hausinterner Verbrauch) einige Zeit lang protokolliert, kann man recht gut entscheiden, ob man eher in mehr PV-Fläche oder eher in einen grösseren Pufferakku oder in beides oder in keins investieren sollte. Weil der Stromzähler nur mitkriegt, was über ihn fliesst, muss man dazu allerdings Schnittstellen bei der PV.Anlage und beim Akku-Laderegler haben.
Da es Umladeverluste gibt (eine Kilowattstunde aus der PV-Anlage ist, im Akku zwischengespeichert, nachher keine Kilowattstunde mehr), lohnt es sich, nicht zeitkritische Verbraucher dann laufen zu lassen, wenn die PV-Anlage etwas erzeugt und man den Strom direkt verbrauchen kann. Das betrifft vor allem eine Wärmepumpe, aber auch Geräte wie Geschirrspüler oder Waschmaschine. Die meisten modernen Geräte lassen sich per Zeituhr gesteuert einschalten.
Hätte man eine PV-Anlage mit Autarkiefunktion, d.h. wahlweise Inselbetrieb, dann wäre es natürlich schön, wenn der Stromausfall dann käme, wenn die Akkus voll sind. Weil das aber nicht bekannt ist, darf man in diesem Fall die Akkus nicht ganz entladen, was sich rechnerisch wie eine Verkleinerung der Akkukapazität im Regelbetrieb auswirkt. Man verbraucht also teureren eingekauften Strom schon bevor die Akkus ganz entladen sind, um Sicherheit zu haben, dass bei einem Netzunterbruch noch Akkustrom da ist. Auch da stellen sich wieder Optimierungsfragen, etwa ob man im Inselbetrieb wirklich alle Verbraucher genau so weiterlaufen lassen möchte, als wenn man Netzstrom hätte. Deckt man im Inselbetrieb nur Licht, Heizungssteuerung (z.B.bei einer thermischen Solaranlage oder Holz) und Kühlgeräte ab, braucht man weniger Akkureserve vorzuhalten, hat also im Regelbetrieb höheren Eigenverbrauchsgrad und damit bei gleichem Verbrauch tiefere Stromkosten.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.