bau eines lebenden zaunes?

Andreas_HR
Beiträge: 89
Registriert: Do 21. Mai 2015, 08:51

Re: bau eines lebenden zaunes?

#41

Beitrag von Andreas_HR » Fr 29. Mai 2015, 08:59

Wenn es dir weniger auf die Nahrung als vielmehr um das Wehrhafte geht, empfehle ich dir Sanddorn :sauenr_1:
Ich hab bisher ~30m gepflanzt.. Wer da durch geht (1,5m breit, 4-5m hoch), darf so viel Gemüse und Eier klauen wie er tragen kann :lol:
Im Herbst gehts weiter. Neuer Schnitt bedeutet neue Stecklinge. Hab noch 150m vor mir :michel:
Weidenkram hab ich Dir ja schon per Mail geschickt, @KEF :-)
Die dt. Rechtschreibung ist Freeware: Kostenlos nutzbar.
Allerdings ist sie nicht Open Source: Du darfst sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

Benutzeravatar
ohne_Furcht_und_Adel
Beiträge: 608
Registriert: Fr 3. Jul 2015, 00:12
Familienstand: verheiratet

Re: bau eines lebenden zaunes?

#42

Beitrag von ohne_Furcht_und_Adel » Fr 31. Jul 2015, 04:43

Weidenruten wachsen am besten in der kalten Jahreszeit an, aber ausserhalb von richtigen Frostzeiten. Die Pflanze konzentriert sich ohnehin auf die Wurzeln und verdunstet nicht so viel ueber Rinde oder Blaetter. Man sollte die Ruten (in vielleicht 60, 70cm Laenge) zunaechst einige Tage in Wasser einweichen und dann schraeg einstecken. Man kann auch warten, bis sie am dicken Ende Wurzeln bilden und sie dann richtig einpflanzen. Ich habe sogar gute Erfahrung mit armdicken Aststuecken gemacht, die horizontal etwa 10cm unter der Erde vergraben werden. Etwa 20cm lange Quertrieb- Stummel duerfen dabei noch aus der erde ragen, das beschleunigt spaeter den Austrieb. Tatsaechlich neigen besonders lange Ruten (z.B. 1m50), die wiederum nicht besonders tief in der Erde stecken, zum Absterben. Der ueberwiegende Teil des Stecklings sollte in der Erde sein. Das Wasser vom Einweichen muss man uebrigens nicht weggiessen, Weidenwasser hilft ja auch Stecklingen von anderen Gehoelzen bei der Wurzelbildung.

Wenn man Jungpflanzen von Wildstraeuchern umpflanzt oder Straeucher wurzelnackt kauft (auch wiederum in der kalten Jahreszeit) ist der Erfolg normalerweise groesser. Man legt einen einfachen oder doppelten Graben an, in dem die Pflanzen ausgelegt werden. Das ist einfacher als fuer jede einzelne Pflanze ein extra Loch zu machen. Der Graben sollte so tief sein, dass die Erde um die Pflanzen schliesslich etwas unter dem normalen Erdniveau liegt. Uebrigen Aushub kann man daran entlang als Wall verteilen. Durch diesen Kanal hat man es leicht mit der Bewaesserung.
Als Arten empfehlen sich die traditionellen Heckenpflanzen, ruhig als Mischung: Weissdorn, Hainbuche, Hundsrose, Feldahorn, Haselnuss, Salweide. Schlehe neigt zu breitem, dichtverzweigten und letztendlich invasivem Wuchs und ist durch die Dornen schwer zu pflegen, daher empfiehlt sich das nur fuer die weite Landschaft, nicht fuer den Garten. Ebenso invasiv und breitwuechsig, aber nicht piekig ist Hartriegel.

Die junge Hecke ist noch kein dichter Zaun, das braucht seine Zeit. Mit zwei oder drei Jahren sollte man rechnen, wenn man nicht gerade 1m20 hohe Weissdorne dicht an dicht pflanzt. Fuer ein urtuemliches Flechtwerk kann man extensiver und kostenguenstiger arbeiten und fuer die Anfangszeit auf ein Flechtwerk aus anderweitigen Reisern zurueckgreifen, die spaeter als totes Holz ungefaehr dann muerbe geworden sind, wenn die Pflanzen sich etabliert haben. Ich selber habe sogar eine Hecke, die ueberwiegend auf Totholz basiert. Das sind im wesentlichen zwei Reihen Pfaehle, die horizontal und diagonal grob mit Querriegeln verbunden sind, und zwischen denen ich horizontal Buendel von Schnittgut eingesteckt habe. Super Sichtschutz, knapp zwei Meter hoch. Dieser "Haufen toten Gestruepps" wird aber schon mehr und mehr von lebenden Blaettern verdeckt, weil hartriegel, Feldahorn, Weissdorn, Holunder, Weide und vor allem Brombeere hindurchwachsen. Die ueberstehenden Brombeerranken stecke ich in der Regel immer wieder hindurch, statt sie abzuschneiden.

Zur Pflege ist folgendes zu sagen: Das Verflechten ist simpel, sobald die Pflanzen erst einmal richtig wachsen. Zur Not kann man Triebe auch aneinanderbinden, fuer Puristen geht das mit einer feindornigen und feintriebigen Brombeerart (Handschuhe), mit Brennesselwurzeln oder mit weidenrinde. Man kann die Triebe auch verbiegen, am Besten vom Triebansatz her. Dabei muss man schrittweise mit Gefuehl vorgehen, an mehreren Stellen. Biegen an einem einzigen Punkt bringt nicht viel oder laesst den Trieb brechen. staerkere Triebe kann man aber auch knicken, also etwas brechen lassen. Natuerlich schwaecht das die Pflanze wenn es heiss ist und sie kann den Trieb abstossen. Frueher haben die Bauern fuer ihre Wehrhecken aber auch beherzt mit der Axt zugeschlagen, um arm-/beindicke Hainbuchen oder Haselruten zum Boden herunterzubiegen. Wenn das glueckt, treibt die Pflanze aus ihrer horizontalen Position wieder ueberall nach oben aus, zum Licht eben. Nicht wenige Arten wachsen auch wieder an der Erde an und werden so autonom vom urspruenglichen Wurzelstock. Man kann das auch gezielt foerden, indem man zum Beispiel niedrige Triebe mit einem Stein oder einem umgedrehten Stueck Astgabel auf oder in der Erde fixiert. Im Gegensatz zum Steckling hat der Trieb alle Zeit der Welt zum Wurzeln, weil er ja noch mit der Mutterpflanze verbunden ist.
Um schliesslich den ueppigen Wuchs einzudaemmen, sollte man ruhig Astschere und Saege bereithalten. Mit ein bisschen Verflechten und hier und da mit der Heckenschere kitzeln ist es bei diesen robusten und potentiell ueber 10m hohen Wildstraeuchern auf Dauer nicht getan. Die Bauern haben frueher ihre Viehweidenzaeune immer wieder mal auf den Stock gesetzt, also fast bis zur Erde runtergeschnitten. So konnte man auch Brennholz gewinnen oder zumindest Totholz fuer einen voruebergehenden Schutz (Stichwort Benjeshecke). Die Stuempfe trieben umgehend wieder mit zahlreichen Ruten aus, so dass man nach dem zweiten Jahr wieder einen richtigen Zaun daraus bilden konnte.

althea
Beiträge: 164
Registriert: Do 14. Mai 2015, 10:20

Re: bau eines lebenden zaunes?

#43

Beitrag von althea » Fr 31. Jul 2015, 08:57

Auch wenn es hier vielleicht schon gepostet wurde:

das "Hecken"buch von Michael Machatschek, eine wahre Fundgrube und Übersicht über alle traditionellen Heckengehölze, Heckenbauformen und Landschaftsgestaltung.

Knickhecken werden heute (wieder) gepflegt, vermehrt aber in GB, dort sind noch viele anzutreffen: http://www.dambies.homepage.t-online.de ... nicken.htm


LG
althea

marabu
Beiträge: 1016
Registriert: Sa 28. Mär 2015, 15:21
Wohnort: Mittelhof, Klimazone 7a

Re: bau eines lebenden zaunes?

#44

Beitrag von marabu » Fr 31. Jul 2015, 09:39

@ Althea,
danke für diesen sehr schönen "Knick"-Beitrag!

Liebe Grüße
Marabu
aller doucement, n'empêche pas d'avancer - langsam gehen, hindert nicht daran voran zu kommen

Andreas75
Beiträge: 214
Registriert: Mi 30. Jan 2013, 03:22
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Mittelsieg- Bergland, 365 m NN

Re: bau eines lebenden zaunes?

#45

Beitrag von Andreas75 » Di 15. Sep 2015, 15:35

Für einen lebenden Zaun kann ich nur allerwärmstens die Anpflanzung von Stechginster anraten.
Der besteht quasi NUR aus Stacheln, respektive Dornen, und ist der erstmal älter als drei Jahre, geht da NICHTS mehr durch, außer vielleicht Elefanten. Braucht als freiwachsende Hecke natürlich seinen Platz und friert in kälteren Gegenden auch zurück, aber der ist so gut wie Brombeeren- wenn eingewachsen und Bestandsschluss, undurchdringlich.

Antworten

Zurück zu „Gebäude, Zäune etc.“