Warum Wassersparen keinen Sinn macht

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Theo
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Re: Warum Wassersparen keinen Sinn macht

#61

Beitrag von Theo » So 18. Nov 2012, 21:32

emil17 hat geschrieben:Das Unfaire daran ist, dass bei den heute üblichen gemeindeübergreifenden Wasserverbundnetzen die Gemeinden, die ihre Leitungen instandgestellt haben, dann den säumigen aushelfen müssen.
Klar, das ist immer so im Sozialismus. Irgendwer wirds schon bezahlen.
Vernünftig und nachhaltig gewirtschaftet wird nur mit eigenem Eigentum.
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Manfred

Re: Warum Wassersparen keinen Sinn macht

#62

Beitrag von Manfred » So 18. Nov 2012, 22:00

Ketzerische Frage: Wenn es jemandem besser geht, weil er einen Ziegelstein im Klospülkasten hat und folglich "der Umwelt hilft", wie schlimm ist das?
Das ist sie falsche Frage.
Die richtige Frage ist, ob man in D mit gutem Gewissen mit Wassersparpropganda auf Basis des Arguments "Trinkwasser ist knapp" den Menschen ein schlechtes Gewissen einreden und hunderttausende Euro an Spenden und Beiträgen einwerben darf.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Warum Wassersparen keinen Sinn macht

#63

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 19. Nov 2012, 09:26

hallo!
emil17 hat geschrieben:Ketzerische Frage: Wenn es jemandem besser geht, weil er einen Ziegelstein im Klospülkasten hat und folglich "der Umwelt hilft", wie schlimm ist das?
Gar nicht schlimm :im:

Geld aus der Tasche ziehen wollte bei mir auch noch nie jemand mit dem Argument, das täte Wasser sparen.

Das einzige, was am Wassersparen schlimm ist: wenn mit diesem Argument energieintensive Maschinen produziert und/oder aggressive Putz- oder Waschmittel verwendet werden, weil das ja Wasser spare.

Soviel ich weiß kriegt man nicht alle Verschmutzungen so einfach wieder raus aus dem Wasser - deshalb denke ich mir schon manchmal, was das eigentlich für ein Luxus ist, das gute Wasser, welches wir hier in Wien haben.....
Nur wüßte ich ehrlich gesagt nicht, wie ich das in die Trockengebiete der Erde karren könnte.
ist so ähnlich wie wenn die Oma das übersatte Enkerl überreden will, seinen Teller leer zu essen mit dem Argument "die armen Kinder in Afrika.....".

liebe Grüße!

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Re: Warum Wassersparen keinen Sinn macht

#64

Beitrag von emil17 » Mo 19. Nov 2012, 10:05

Es geht eigentlich nicht um Sparen, sondern um "nicht verschwenden".

Manfred hat geschrieben:Die richtige Frage ist, ob man in D mit gutem Gewissen mit Wassersparpropganda auf Basis des Arguments "Trinkwasser ist knapp" den Menschen ein schlechtes Gewissen einreden und hunderttausende Euro an Spenden und Beiträgen einwerben darf.
Mir wäre nicht bekannt, dass Leute für Trinkwasser spenden?
Man kann Sparen durch hohen Preis erzwingen oder durch Einsicht. Da nun mal aber für rund drei Viertel der Bevölkerung Trinkwasser aufwendig zu beschaffen ist und man der Menge differenziertes Denken schwer beibringen kann, ist es wohl besser, das Bewusstsein aufrechtzuerhalten, dass man mit Wasser sorgsam umzugehen hat. Kostendeckende Gebühren sind ein Fortschritt, denn sonst wird aus dem allgemeinen Steueraufkommen finanziert.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Warum Wassersparen keinen Sinn macht

#65

Beitrag von Theo » Mo 19. Nov 2012, 10:23

emil17 hat geschrieben:Man kann Sparen durch hohen Preis erzwingen oder durch Einsicht.
Ähm, "erzwingen" und "Einsicht" sind unvereinbar.
Gruß
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Re: Warum Wassersparen keinen Sinn macht

#66

Beitrag von emil17 » Mo 19. Nov 2012, 10:27

Theo hat geschrieben:
emil17 hat geschrieben:Das Unfaire daran ist, dass bei den heute üblichen gemeindeübergreifenden Wasserverbundnetzen die Gemeinden, die ihre Leitungen instandgestellt haben, dann den säumigen aushelfen müssen.
Klar, das ist immer so im Sozialismus. Irgendwer wirds schon bezahlen.
Vernünftig und nachhaltig gewirtschaftet wird nur mit eigenem Eigentum.
So wie die Banken vieler Länder vom pösen Umverteilungs-Staat in der letzten Krise gestützt werden mussten, weil sie, da privatwirtschaftlich, vorbildlich vernünftig und nachhaltig gewirtschaftet haben? (Die Kosten dieser Art vernünftigen Wirtschaft dürfen jetzt die Leute bezahlen, die nichts dafür können und die auch nichts dazu zu sagen haben. Auch daran ist wohl der pöse Staat schuld).

Beim Wasser hinkt der Vergleich sowieso, denn es ist eine Ressource, die nicht auf Eigenleistung beruht und die man deshalb nicht besitzen im Sinne von "nach Belieben dem anderen vorenthalten" kann. Man kriegt Geld für Bereitstellung und Verteilung.
Theo müsste konsequenterweise wieder Strassenzölle an jeder Gemeindegrenze einführen, denn die Tatsache, dass jeder alle Strassen benutzen darf und der Unterhalt doch von der Allgemeinheit geleistet wird, ist genauso wie das Trinkwassernetz sehr sozialistisch, also schon deswegen prinzipiell uneffizient und falsch. Auch dass Leute zur Schule dürfen, deren Eltern wenig Geld haben, ist unfair - äh, hatten wir schon.

Wieso dürfen arme Leute überhaupt wählen? Die bestimmen ja über das Geld der anderen.

Das Grundproblem, wofür diese Haltung steht, ist die, dass alles was gemeinschaftlich organisiert und finanziert wird, prinzipiell uneffzient sein muss, denn es kostet ja, obwohl es auch da ist, wenn man nichts dafür bezahlt. Wieso soll ich jedesmal ne Strassenbahnfahrkarte kaufen? Die fahren ja trotzdem, und ob ich mitfahre oder nicht, merken die nicht mal, wenn sie mich nicht erwischen. Reine Abzocke, das.
emil17 hat geschrieben:Man kann Sparen durch hohen Preis erzwingen oder durch Einsicht.
Theo hat geschrieben:Ähm, "erzwingen" und "Einsicht" sind unvereinbar.
Deswegen steht das auch das Wörtchen "oder". Wer lesen kann und es tut, ist im Vorteil, nicht nur im Sozialismus.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Warum Wassersparen keinen Sinn macht

#67

Beitrag von Theo » Mo 19. Nov 2012, 10:37

emil17 hat geschrieben:So wie die Banken vieler Länder vom pösen Umverteilungs-Staat in der letzten Krise gestützt werden mussten, weil sie, da privatwirtschaftlich, vorbildlich vernünftig und nachhaltig gewirtschaftet haben?
Die Banken und letztlich alle Marktteilnehmer hängen an den Fäden der bescheuerten Zentralbanken. Wer hat denn die Riesen-Geldblase erzeugt, die dann in den Immobiliensektor gegangen ist?
emil17 hat geschrieben:(Die Kosten dieser Art vernünftigen Wirtschaft dürfen jetzt die Leute bezahlen, die nichts dafür können und die auch nichts dazu zu sagen haben. Auch daran ist wohl der pöse Staat schuld).
Ja natürlich! Der Staat macht die Regeln.
emil17 hat geschrieben:Das Grundproblem, wofür diese Haltung steht, ist die, dass alles was gemeinschaftlich organisiert und finanziert wird, prinzipiell uneffzient sein muss, denn es kostet ja, obwohl es auch da ist, wenn man nichts dafür bezahlt.
Es geht um das richtige Maß, und das bedeutet eben: Soviel gemeinschaftlich organisiert wie unbedingt nötig, und so wenig wie möglich. Wir versuchen, möglichst alles kollektiv zu regeln.
emil17 hat geschrieben:
emil17 hat geschrieben:Man kann Sparen durch hohen Preis erzwingen oder durch Einsicht.
Theo hat geschrieben:Ähm, "erzwingen" und "Einsicht" sind unvereinbar.
Deswegen steht das auch das Wörtchen "oder". Wer lesen kann und es tut, ist im Vorteil, nicht nur im Sozialismus.
Ja, und wer das mit der Semantik draufhat, ist der Gewinner ;) Boolsche Algebra ist auch nicht schlecht.
Bei Deinem Satz jedenfalls soll alles erzwungen werden, wie Du überhaupt ein großer Freund des Zwanges zu sein scheinst... :pfeif:
Gruß
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Re: Warum Wassersparen keinen Sinn macht

#68

Beitrag von emil17 » Mo 19. Nov 2012, 12:34

Theo hat geschrieben:wie Du überhaupt ein großer Freund des Zwanges zu sein scheinst ...
Wenns darum geht, Egoisten zurückzustutzen, die sich auf Kosten des Allgemeinwohls bereichern und das "Freiheit und Verantwortung" nennen, dann wohl schon.
Bei den Banken war der staatliche Eingriff schon deshalb stossend, weil die vorher immer genau wie du gesagt haben, dass alles, was der Staat reguliere oder wo er eingreife, uneffizient und schlecht für die Wirtschaft sei. Um den Karren aus dem Dreck zu ziehen, war er dann aber wieder gut genug.
Dass die Zentralbank am Desaster mit zuwenig Eigenkapital und hochriskanten Spekulationen auf Schrottimmobilien schuld sein sollen, und nicht die Banker selbst, passt ja wieder gut ins Weltbild. Schafft die Zentralbank und die Bankenaufsicht ab, die hindern uns mit ihren blöden Vorschriften am Spekulieren. Die sollen uns abzocken lassen und mehr Geld drucken und für uns einspringen, wenns mal nicht geklappt hat - sonst sollen sie froh sein, dass es uns gibt, und uns nicht dreinreden.

Warum bist Du eigentlich immer noch hier? Es gibt doch genug Staaten, wo man in Ruhe gelassen wird und als freier Mann in Würde leben kann - wenn man mit einer Flinte umzugehen weiss. Du musst ja nicht hier die Sozialschmarotzer und den staatlichen Wasserkopf mit durchfüttern.
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Re: Warum Wassersparen keinen Sinn macht

#69

Beitrag von Rati » Di 20. Nov 2012, 11:53

meine Güte, hier ging es ja ganz schön weiter.
Manfred ich hatte am Freitag zwar noch diesen Beitrag hier gelesen aber dann keine Zeit mehr gehabt für eine "nachhaltige" Antwort.
Am WE bin ich ja eher Abschnur :mrgreen: und gestern war Großkampftag ohne Bürozeit. Auch heute ist die Zeit knapp, deshalb antworte ich erst mal nur auf diese "alten" Sachen, ohne das andere zu lesen.
Manfred hat geschrieben:@Rati: Ich weiß nicht, wie eure Kläranlagen laufen. Hier haben sie meist am Eingang eine sehr effiziente Schneckenpumpe, die das Abwasser aus dem Kanal in die Anlage fördert. Danach laufen fast nur noch Belüftungs- und Schlammpumpen. Und deren Leistungsbedarf wird durch die Menge des Drecks im Wasser, nicht durch die Menge des Wassers bestimmt. ..
Da ich kein Klärwerksmeister bin, hab ich mal einfach in unserem städtigen Klärwerk angefragt und eine sehr schöne ausführliche Antwort bekommen.

22 Pumpen sind dort im Betrieb Manfred.
Davon sind 10 für den Wassertransport und der Rest für Schlammtransport zuständig.
Dazu kommen natürlich noch die Verdichter für die Belüftungsbecken und das sind auch enorme Stromfresser.

Interessant ist vielleicht auch dieser Satz denn ich bei Wiki gefunden habe:
Für die Gemeinden in Deutschland sind die Stromkosten für Kläranlagen normalerweise der höchste Posten aller Einrichtungen. Im Durchschnitt sind es rund 20% des kommunalenm Stromverbrauchs. Bundesweit werden dafür 4.400 Gigawattstunden Strom im Jahr verbraucht(2009).[2]
Soviel dazu. :)

Zum Wasserverbrauch:
Manfred jeder Liter Wasser der für uns verwendet wird ist - zumindest zeitweise - nicht mehr im natürlichen Kreislauf. Er fehlt in den Gewässern und vor allem im Grundwasser. Egal ab welcher Wassermenge wir nun von Verschwendung sprechen wollen, wir entziehen es dem natürlichen Kreislauf.

Irgendwer hatte hier auch geschrieben, was den so tragisch wäre wenn das Regenwasser einen kleinen Umweg über das Klärwerk macht.

Meine Meinung: Ja es ist tragisch. Denn das Regenwasser fliest dann nicht dort in den Kreislauf zurück wo es normalerweise hingehört um Grundwasserpegel und Gewässer aufzufüllen, sondern wird aus großen Gebieten gesammelt und an einem Punkt zentral eingeleitet.
Das hat einen großen Einfluss auf das Grundwasser. An einer Stelle wird es überfüllt und über große Flächen wird es entzogen.

Sorry falls ich jetzt anderslaufende Disk. unterbrochen haben sollte.
Ich war die Antwort noch schuldig. :)
Vielleicht finde ich heute noch die Zeit die letzten 5 Seiten durchzulesen.

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

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Re: Warum Wassersparen keinen Sinn macht

#70

Beitrag von AlterSchwede » Di 20. Nov 2012, 22:33

Das Problem bei Wasser ist halt daß man da gleich zwei Systeme hat die um zuverlässig und hygienisch zu funktionieren einen entsprechenden Durchsatz erfordern. Wir könnten unser Leitungswasser nämlich auch nicht trinken wenn jede Familie in der Woche "ihren Kasten Sprudel" aus dem Hahn zapfen würde - und sonst nichts.
Und das Abwassersytem braucht auch einen gewissen Durchsatz damit die Feststoffe sich nicht ablagern...

Die einzige Möglichkeit hier etwas für die Umwelt und den Geldbeutel zu tun wäre die Anforderungen an Leitungswasser von Trinkwasser auf Brauchwasserniveau herzunterzufahren. Die Einsparungen dürften da ein Vielfaches dessen Betragen was der Bürger überhaupt an Getränken verkonsumieren kann.
Letzteres wäre allerdings auch nur dort sinnvoll wo das Leitungswasser tatsächlich technisch aufbereitet werden muß um Trinkwasserqualität zu erreichen.

Daß die Gebietskörperschaften bei "Trinkwasserniveau" bleiben hat wohl in der Praxis einen ganz anderen Grund: Auf Brauchwasserniveau könnte man die Leute nur mehr schwerlich davon abhalten Brunnen- oder Regenwasser zu benutzen... Da geht´s dann natürlich tatsächlich um´s Geld des Bürgers im Sinne einer "versteckten Steuer".
Lesenswert auch für nicht-religiöse Gläubige: [url]http://www.giordano-bruno-stiftung.at/?p=1337[/url]

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