Weinherstellung nach alter Tradition

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kraut_ruebe
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Weinherstellung nach alter Tradition

#1

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 22. Dez 2012, 11:40

hallo allemiteinander,

seit kurzem versuch ich mich in die seinerzeitige methode der weinherstellung, dem amphorenwein einzulesen.

wein ohne all das heute übliche gschisti-gschasti (=gedöns) drumherum herzustellen erscheint mir reizvoll. auch einige betriebe in österreich und italien haben bereits auf dieses verfahren zurückgegriffen.

hat sich schonmal jemand daran versucht? und hat hier jemand das wissen um die geheimnisse der töpferei um mir sagen zu können wie so eine amphore genau beschaffen sein muss um hier eingesetzt werden zu können?

danke :)
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Re: Weinherstellung nach alter Tradition

#2

Beitrag von Adjua » Sa 22. Dez 2012, 12:03

Ob das wirklich unaufwändiger ist?
Nach dem Stand archäologischer Funde dürfte es sich beim Ausbau im kachetischen Stil um die älteste Ausbauform der Welt handeln. Da dieser Ausbau auf mehreren Produktionsebenen sehr schwierig und nur für trockene Weine empfehlenswert ist und sich außerdem nur wenige kaukasische Rebsorten für diesen Ausbau eignen, setzte sich außerhalb des Kaukasus nur die Mostvergärung in den Weintraditionen durch.

Zu Zeiten der Sowjetunion wurde diese sehr aufwändige Ausbaumethode nur für den Eigenverbrauch oder den Schwarzmarkt verwendet. Heute gibt es einige Firmen, die ihren Wein in diesem alten, traditionsreichen Verfahren produzieren und auch exportieren. Der Amphorenwein im kachetischen Stil zeichnet sich neben geschmacklichen Besonderheiten, die sehr stark vom europäischen Wein abweichen auch durch eine hohe Konzentration gesundheitlich positiver Polyphenole aus und eignen sich durch die Reaktion der Tannine mit der Mundschleimhaut und der Nahrung exzellent zum gemeinsamen Verzehr mit Fleisch- oder Fischgerichten, die durch diesen Wein besonders bekömmlich werden.
Noch dazu müsste man da wohl in Georgien nach alten Meistern suchen, zwecks optimaler Amphorenherstellung:
Die Amphoren werden traditionell aus Ton gefertigt und anschließend innen mit Bienenwachs verkleidet, das die größeren Poren abdichtet. Die handwerkliche Herausforderung besteht nicht nur darin, Amphoren von teils immensen Ausmaßen zu produzieren, sondern auch darin, die Dicke der Wandstärke und die Auftragung der Wachsschicht aufeinander abzustimmen, damit eine optimale Durchlässigkeit der Poren gewährleistet bleibt.

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Re: Weinherstellung nach alter Tradition

#3

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 22. Dez 2012, 12:50

wer schon mal versucht hat traubenwein herzustellen, dem stellt sich die frage nach mehr oder weniger aufwand nicht wirklich ;)

und nachdem die österreichischen betriebe zur herstellung ihres amphorenweines österreichische trauben und eigens in auftrag gegebene gefässe verwenden, ist es schon bewiesen dass es durchaus funktionieren kann zur alten methode zurückzukehren. -zig betriebe in zwei ländern werden vermutlich nicht wirklich alle bei dem einen alten herrn eingekauft haben - man muss offenbar nur wissen wie und warum, dann geht es wohl.
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Re: Weinherstellung nach alter Tradition

#4

Beitrag von Adjua » Sa 22. Dez 2012, 12:55

Kann ja sein, dass Tante Wiki nicht informiert ist ... Und dass nicht alle Amphorenweine auf die gleiche Weise herzustellen sind wie die georgischen. Ich finde das, nachdem was ich gelesen habe, sehr faszinierend, aber eben auch sehr speziell bezüglich des notwendigen Know-Hows - allein bis man halbwegs anständige Amphoren zusammenbringt, dürfte das dauern.

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Re: Weinherstellung nach alter Tradition

#5

Beitrag von 65375 » Sa 22. Dez 2012, 14:11

Ich hab's mal überflogen, aber was ist denn nun das besonders tolle daran?
Maischegärung oder zumindest das Stehenlassen der Maische über Nacht und Vergärung im - atmenden - Holzfass gibt es hier auch. Muß man noch nichtmal vergraben.
Spontangärung ohne Reinzuchthefe war bis in die 60er normal und wird jetzt auch wieder praktiziert.
Mir erscheint das alles doch arg umständlich im Vergleich zu heutiger Weinbereitung.

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Re: Weinherstellung nach alter Tradition

#6

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 22. Dez 2012, 19:27

ton + wachs geben dem wein scheinbar einen ganz anderen geschmack als holz.

ich hinterfrage grundsätzlich nie die alten methoden nach ihrer sinnhaftigkeit, sondern nahezu automatisch die neuen (zumeist auf masse ausgerichteten) herstellungsverfahren.
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Re: Weinherstellung nach alter Tradition

#7

Beitrag von p4nik » Di 25. Dez 2012, 19:50

ich als Winzer würde dazu natürlich gerne mal deinen Test abwarten, hat aber bestimmt einen Grund, dass das nur eine Handvoll Betriebe machen.
Glaube kaum, dass der daraus hergestellte Wein qualitativ hochwertig ist, aber nur mein Gefühl. Vor allem kosten die Amphoren auch bestimmt ned wenig, im Verhälnis zu Glasflaschen oder dergleichen.

wenn man was Gescheites herstellen und trinken will muss man es ordentlich machen und sollte nicht "sparen" wollen. Wenn man alles sorgfältig macht kann das auch nach der angedachten Herstellungsweise funktionieren, bin zwar skeptisch, aber lasse mich gerne eines Besseren belehren

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Re: Weinherstellung nach alter Tradition

#8

Beitrag von kraut_ruebe » Di 25. Dez 2012, 21:11

musst nicht auf mich warten, was ich so weiss versendet wein + co auch, der wird dir wohl ne flasche von verkaufen:

http://www.weinco.at/produkt/Ott-Grüner ... 31021.2010 <- in die browserzeile kopieren

ja, und irgendwie ist es immer so: es gibt massenware und dann die dinge die nur eine handvoll betriebe herstellen. liegt ein bisschen an der thematik des forums, dass es hier immer wieder welche gibt die sich mit den 'handvoll'-dingen befassen ;)
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Re: Weinherstellung nach alter Tradition

#9

Beitrag von hobbygaertnerin » Sa 2. Jan 2016, 09:37

War vor kurzem in einem Braukurs und bin dadurch in die Geheimnisse des Brauens ein wenig eingetaucht.
War eben auch Bierherstellung nach alter Tradtition- und jetzt geistert in mir- wie geht Weinherstellung nach alter Tradition-
das neue Weinbuch ist eher eine Anleitung zum ständigen Einkauf an zusätzlichen Maßnahmen, ohne die der Wein angeblich nichts richtiges wird.
In meinen alten Büchern finde ich zwar das eine oder andere Rezept zum Weinmachen- aber mir fehlen die Hintergründe, bzw. Grundlagen an Wissen- wie ich es z.B. im Braukurs über das Bierbrauen mitbekommen habe.

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Re: Weinherstellung nach alter Tradition

#10

Beitrag von ronja » Sa 2. Jan 2016, 11:01

An meinen Fruchtwein kommen nur Wasser, Zucker und Früchte. Was das Verhältnis betrifft, halte ich mich grob an die Rezepte im Internet. All die anderen sonstigen Zutaten lasse ich weg. Der Rest ist Erfahrung und Überraschung. Der Wein wird jedes Mal anders, trotz gleichen Mengen. Aber trinkbar war er immer. Einmal in drei Jahren ist es allerdings schief gegangen und es gab eine Milchsäuregärung statt einer Hefegärung.

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