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Frischen Apfelsaft vergären bzw Essig machen
Verfasst: Mo 8. Okt 2012, 12:58
von ben
Hallo zusammen,
wir habe gerade eine größere Menge Apfelsaft eingekocht. Nebenbei haben wir auch einen kleinen Versuch angelegt: Bei Konstantin habe ich mal Apfelmost aus einem Druckfass getrunken. Der Apfelsaft wurde roh eingefüllt und durch die Gärung entsteht CO², wodurch sich Druck im Fass aufbaut und die Gärung gestoppt wird. Man kann dann wie aus einem Bierfass zapfen.
Ich fand das sehr lecker, mit ganz wenig Alkohol und Kohlensäure, viel besser als Äppelwoi. Die Fässer sind aber recht teuer und man muss bei abnehmendem Füllstand CO² aus Kapseln dazugeben. Deshalb habe ich mich gefragt, ob das Ganze vielleicht auch mit Bügelflaschen funktioniert. Wir haben also eine Flasche mit rohem Saft befüllt und lassen die jetzt mal eine Zeit lang stehen. Hat jemand damit Erfahrung? Könnte das gehen oder kippt der Saft einfach um?
Wer hat Erfahrung mit Apfelessig Herstellung einfach durch stehen-lassen des rohen Apfelsaftes? Wir haben eine kleinere Menge offen stehen lassen (mit Tuch abgedeckt) worauf sich Schimmel an der Oberfläche gebildet hat.
Liebe Grüße
Ben
Re: Frischen Apfelsaft vergären bzw Essig machen
Verfasst: Mo 8. Okt 2012, 13:40
von Sabi(e)ne
Wir haben also eine Flasche mit rohem Saft befüllt und lassen die jetzt mal eine Zeit lang stehen.

Das ist ein Rezept für explodierende Flaschen im Keller....
Wer hat Erfahrung mit Apfelessig Herstellung einfach durch stehen-lassen des rohen Apfelsaftes?
Geht nicht - Essigsäurebakterien ernähren sich vom Alk der vorhergehenden Alkoholgärung.
Die Hefen fressen den Zucker und machen Alk & CO2 draus, und danach kann man Essig draus machen.
Da aber so viele Schimmel- und sonstige Sporen/Bakterien in der Luft sind, geht sowas spontan eher nicht - da kommen dann eher fiese Sachen bei raus.
Re: Frischen Apfelsaft vergären bzw Essig machen
Verfasst: Mo 8. Okt 2012, 14:42
von ben

Das ist ein Rezept für explodierende Flaschen im Keller....
Kurz nachdem ich den Beitrag eingestellt habe hat sich die Frage dann mit einem lauten Knall in der Küche selbst beantwortet. Na ja, der Boden musste sowieso mal wieder gewischt werden. Allerdings war die Flasche auch eine ehemalige Ölflasche, also nicht für Druck geeignet. Meinst Du mit 0,3 l Bierflaschen könnte es klappen? Da ist doch auch Kohlensäure drin.
Re: Frischen Apfelsaft vergären bzw Essig machen
Verfasst: Mo 8. Okt 2012, 15:34
von Sabi(e)ne
Ben,
Hardy konnte ein halbes Jahr seinen Keller nicht betreten, weil die Holundersektflaschen(!) alle nacheinander explodiert sind.....

Re: Frischen Apfelsaft vergären bzw Essig machen
Verfasst: Di 9. Okt 2012, 00:03
von Kaufnix
Hallo,
So ungefähr mache ich meinen Cider. Apfelsaft mit Ale- oder Champagnerhefe versetzen und im Gärballon eine Woche vorgären lassen bzw. bis die Aktivität stark nachgelassen hat. Dann ab in die Bügelflaschen und mit 1/10 frischem Apfelsaft strecken. Das gibt neues Futter, aber berechenbar viel, sodass nicht zu viel Druck entsteht. Eine Woche nachgären lassen, dann hast du Cider mit etwa 5%. Kühl lagern.
Mein grösstes Problem mit zuviel Druck war, dass beim Öffnen jedes mal Silvester angesagt ist: die halbe Flasche sprudelt über, extrem nervig. Deshalb die erste Gärung zum Erliegen kommen lassen, bevor nachgefüttert und unter Druck nachgegoren wird
Schwefeln kann man diesen Cider leider nicht.
Re: Frischen Apfelsaft vergären bzw Essig machen
Verfasst: Di 9. Okt 2012, 09:19
von roland
ben hat geschrieben: Meinst Du mit 0,3 l Bierflaschen könnte es klappen? Da ist doch auch Kohlensäure drin.
Das Bier ist aber schon im Kessel vergoren und eine definierte Menge Kohlensäuremenge hinzugefügt.
Auch der Sekt wird meines Wissens nicht gleich auf Flasche gefüllt oder zumindest kann dort der Korken im notfall raus da der Sicherungsdraht noch nicht dran ist.
Zum Testen würd ich die Flasche in ne Holzkiste stellen - dann hab ich wenigstens keine Splittergranate rumstehen
Roland
Re: Frischen Apfelsaft vergären bzw Essig machen
Verfasst: Di 9. Okt 2012, 12:54
von Landfrau
geht nicht.
Selbst Sektflaschen aus Flaschengärung (erkennt man Spund), die druckfest sind, taugen dafür nicht.
Die teuren fässer halten den Druck konstant - isobar - in einem Bereich, der den MOs unzuträglich ist.
Man könnte auch ein anderes SChutzgas / Druckpolster als CO2 nehmen.
Der Weg Saft - Essig funktioniert prinzipiell auch "von selber", allerdings, wie beschrieben, über den Weg der alk. Gärung, erstere entshet spontan durch Wildhefen und die ersten Essigfliegen lassen dann nicht lange auf sich warten *börks*
Nur: Qualitätsware ohne Fehlgärung und Essigälchenbefall macht man anders. Man stellt eine saubere (!!!) hochalk. Maische mit reinzuchthefen und Aufzuckerung her und verarbeitet diese im 2. Schritt zu Essig. Ist was für kleine verfahrenstechniker.
Siehe das Buch
Essig herstellen, von Malle und Schmickl.
LF
Re: Frischen Apfelsaft vergären bzw Essig machen
Verfasst: Di 9. Okt 2012, 14:11
von ben
Also gut, wäre ja auch zu einfach gewesen. Ich habe jetzt drei Flaschen im Putzeimer stehen. Die werde ich auf jeden Fall mal drei Tage gären lassen und dann gleich probieren. Was da aus der ersten Flasche auf dem Boden gelandet ist hat jedenfalls nicht schlecht gerochen.
Ein Kollege von mir hat mir heute erzählt, dass ihm mal was Ähnliches mit einer größeren Anzahl Flaschen passiert ist. Er hat Sektflaschen genommen. Als er eine aus dem Keller holen wollte hat er sich erst gewundert, warum das Licht nicht mehr geht (von den Korken und Glassplittern zerschossen). Dier erste geöffnete Flasche hat eine drei Meter hohe Fontäne gemacht und hat sich fast leergesprudelt. Dann ist er mit dicker Gummischürze und Motorradhelm in den Keller gegangen und hat den Rest entsorgt.
Re: Frischen Apfelsaft vergären bzw Essig machen
Verfasst: Di 9. Okt 2012, 15:19
von Reisende
Spontane Idee: Flaschen mit Gärverschluss nehmen, so wie man das von Federweißer kennt? Oder wird der Druck für die Gärung zwingend benötigt?
Re: Frischen Apfelsaft vergären bzw Essig machen
Verfasst: Di 9. Okt 2012, 15:58
von Landfrau
Ja. Es ist der Druck, der den MOs das Leben im Apfelsaft schwer macht.
Druckentwesen ist auch eine Methode, Getreide von Schädlingen zu befreien.
Wenn man mit Gärvrschluss gärt - was sich empfiehlt - ensteht eben kein Druck, man kann, genug Zucker im Most vorausgesetzt, damit eventuell zu einem passablen Apfelwein kommen. Aber eigentlich...nimmt man dazu bestimmte Apfelsorten, idealerweise eine Reinzuchthefe (wegen der Kopfschmerzen und des geschmacks) ... man kann Apfelfederweißen trinken, ist ein ganz feines Zeug, Aber wie jeder Federweiße ne Saisonsache.
und wer aufmerksam im Supermarkt ist, wird feststellen, dass die Flaschen mit federweißem dort nicht (!) ganz verschlossen sind. Eben darum.
Zum Druck in Sektflaschen: dafür wird ausgegorener Sekt, in dem die Hefen gerade noch leben, mit einer exakt berechneten Menge Zucker versetzt.
Man kann ausrechnen, wieviel Alk und CO2 (Druck!) aus einer Menge Zucker entstehen.
Der sich dabei entwickelnde Druck "passt" exakt zur Druckfestigkeit der (Flaschengärungs-) Sektflaschen.
LF