Manfred hat geschrieben: ↑Di 23. Nov 2021, 12:25
Ich hatte oben nur festgehalten, dass die das Atommüllproblem für langfristig viel gefährlicher als eine Klimaerwärmung halte.
Ich würde es so sagen, man kann bei einer Gratwanderung auf zwei Seiten hinunterfallen. Man muss sich nicht für fossile Energie entscheiden, nur weil man Kernkraft nicht will. Man muss sich aber zuerst fragen, wieviel man zu verbrauchen man sich langfristig gestatten kann, wenn man das Problem lösen will.
Wenn du, um einen Vergleich zu machen, von der Substanz lebst statt vom laufenden Einkommen, dann besteht die Lösung deines Existenzproblems nicht in der Antwort auf die Frage, ob du zuerst das Vieh oder zuerst die Maschinen verkaufen sollst.
Manfred hat geschrieben: ↑Di 23. Nov 2021, 12:25
Mir kommen sogar zunehmende Bedenken, ob die positiven Effekte der CO2-Freisetzung nicht sogar die negativen deutlich überwiegen.
Da ist wohl der Wunsch der Vater des Gedankens. Mit dieser Einstellung (was mir nützt, ist für alle gut) ersäuft man Täler in Stauseen und vertreibt Bevölkerung, weil der Nutzen der Wasserkraft höher bewertet wird als die Rechte der Leute die dort wohnen. Deshalb werden Stauseen und Windkraftanlagen gewöhnlich auch nicht neben dem Bonzenhügel angelegt.
Selbst wenn dem so wäre: Man sollte die kurzfristigen negativen Wirkungen gesellschaftlich erst einmal überstehen können. Die Sicht, wenn es wärmer wird und mehr CO2 hat, wachsen meine Kartoffeln besser, also ist mehr CO2 gut für die Menschheit, ist etwas kurzsichtig. Viele Politiker funktionieren so, und leider recht erfolgreich.
Manfred hat geschrieben: ↑Di 23. Nov 2021, 12:25
Erdgeschichtlich betrachtet hat nach der Entstehung des Lebens eine lange Stabilisierungsphase stattgefunden, nach der irgendwann ein Peak an ökologischer Produktivität erreicht war. Seither nahm die Produktivität ständig ab, weil immer mehr CO2 in Form von Kalk und organischen fossilen Lagerstätten gebunden wurde und damit dem Kreislauf des Lebens entzogen war.
Die Frage ist, was ökologische Produktivität ist und wie man die misst. Als Primärproduzenten sind einzellige Grünalgen und Cyanobakterien allem anderen überlegen (also 2.5 Milliarden Jahre Evolution für die Katz), bezüglich Biodiversität gab es viele Peaks, und ob die Produktivität ständig abgenommen habe, ist auch und vor allem eine Frage der Messtechnik. Je früher man geht, desto schlechter wird die zeitliche Auflösung und je schwerer kann man das belegen. Es ist abgesehen davon egal, weil wir mit dem Hier und Heute zurechtkommen müssen, auch wenn die Dinosaurier es besser hatten.
Dann besteht ein Trugschluss darin, dass globale Mittelwerte für eine generelle Aussage verwendet werden, für die sie nicht taugen. Wenn dein Hof wegen Konkurrenz und Preisdruck eingeht, hilft es dir wenig, dass die Nahrungsmittelversorgung des Landes immer besser und immer erschwinglicher wird.
Manfred hat geschrieben: ↑Di 23. Nov 2021, 12:25
Die Evolution wirkt aber stetig darauf hin, die Vermehrung der Entropie zu bremsen, sprich die verfügbare Energie mögl. so zu nutzen, dass sich dabei die Entropie mögl. wenig vermehrt.
Das ist eine Frage der Weltanschauung. Das bisher einfachste Modell mit hohem Erklärungswert setzt voraus, dass es "die Evolution" als übergeordneten Willen nicht gibt, sondern dass Populationen ihre Gene möglichst zahlreich weitergeben wollen. Wenn dies unter besserer Ausnutzung von Ökonischen erfolgreicher geschehen kann, dann kommt es zur Diversifizierung. Betrachtet man das im Ablauf der Zeit, so entsteht eine Geschichte, die aber deshalb nicht einen Willen ("Die Evolution strebt ... " ) voraussetzt.
Da die Erde ihre Entropie ins Weltall exportiert, ist geringe Entropievermehrung kein Motiv, auch wenn es aus anthropozentrischer Sicht so aussehen mag. Zudem ist das Wirken des Menschen, der ja ein Erzeugnis der Evolution ist, hauptsächlich eine Entropievermehrung: Aus Rohstoffen mach Müll und den verteile überall. Das können wir zweifelsfrei besser als jede andere Spezies.
Manfred hat geschrieben: ↑Di 23. Nov 2021, 12:25
Aus dieser Perspektive kann man den Menschen durchaus als die Schlüsselart ansehen, der es gelingt, der Evolution endlich wieder mehr CO2 zur Verfügung zu stellen, so wie der Ampfer Bodenverkrustungen durchbricht und Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten wieder nach oben holt.
Wie bereits gesagt, Evolution ist ein retrospektiver Ansatz mit gewissen Tendenzen, die sich immer wieder bestätigen, aber nicht (im naturwissenschaftlichen Sinne) ein bewusst handelnder Antrieb. Deshalb kann man der Evolution nichts zur Verfügung stellen und deshalb ist diese Aussage weder wahr noch falsch, sie ist weltanschaulich und wer es so glaubt, der wird viel finden, was den geglaubten Sachverhalt bestätigt.
Das Problem entsteht dann, wenn andere, die das nicht glauben, sich deshalb irren sollen.
Der Ampfer bricht Bodenverkrustungen nicht auf und holt Nährstoffe nicht nach oben, weil dies uns nötig scheint, genausowenig wie es den Mond gibt, damit die Kinder wissen, wann sie ins Bett sollen. Der Ampfer tut das, weil diese Fähigkeit ihm erlaubt, sich an Orten zu vermehren, wo andere Arten das nicht so gut können, und kommt in überdüngten Weideland häufig vor, weil dort unbeabsichtigterweise solche Bedingungen herrschen.