ich arbeite mich grad das dritte Mal durch die "Laubgeschichten" (siehe Bücherthread), und dort wird durchaus ernsthaft die Theorie vertreten, daß durch das Nicht-aufräumen der Wälder der Boden gnadenlos überdüngt ist und dadurch versauert.
Vor hundert Jahren habe es einen jährlichen Stickstoffeintrag von etwa 1-6kg per ha gegeben, heute sind es um die 60kg.....Außer Stammholz wird nichts mehr entnommen, geschweige, daß es noch echte Waldweiden gäbe.
Der Autor ist ein starker Verfechter des Waldaufräumens in Form von Laub- und Streuentfernung per Besen, sein Argument lautet, daß unbeeinflußt eine zu dicke Auflage aus Laub/Nadelstreu und eine zu saure Rohhumusschicht entsteht, die jeden natürlichen Aufwuchs aus Samen so ziemlich verhindert.
Sehr viele Seiten weiter hebt er ab auf die Mistqualitäten, die aus Laub/Nadelfutter und Einstreu entstehen. Er beschreibt ausführlich, wie das alles präpariert wurde, und wieviel die Bauern verloren haben, indem sie sich Stroh als Einstreu haben einreden lassen - so wurden sie lebenslange Kunden der Düngerindustrie....
Die nominelle Aufteilung in Wald und Acker/Weide ist seiner Meinung nach der Anfang vom Ende bäuerlicher Landwirtschaft gewesen - Bauern werden zu reinen Produzenten, die ausschließlich nur noch produzieren, was der Markt bezahlt, ohne Rücksicht auf alles andere....
Er redet nicht von falscher bäuerlicher Romantik, sondern von dem Blick aufs Ganze - wie das eine dem anderen nutzt und umgekehrt, auf Wald und Acker/Weide bezogen.
Hier gab es eine echte Kreislaufwirtschaft, von der alle Seiten profitierten: der Wald, der Acker, die Weiden, die Tiere, und die Menschen.
Da gab es aber für die Industrie nichts zu verdienen - und unabhängige Leute sind jeder Regierung ein Graus, also förderte man gezielt "moderne" Landwirtschaft mit ein paar vielgelobten Musterbetrieben, die dann alle anderen nachzuziehen zwangen, um nicht als von vorgestern zu gelten....
Ohne es ausprobiert zu haben, glaube ich ihm nahezu jedes Wort - die Argumente und Beweise sind nicht objektiv zu widerlegen.
Vielleicht könnte das eine Nische für SVler werden - Acker/Gartenbau mit Tierhaltung und Baum/Waldnutzung in dieser alten bäuerlichen Art. Bäuerlich im besten Sinn des Wortes, nicht als Propaganda-Ausdruck.
Das Kapitel über die Laub/Nadelmiste fand ich extrem interessant, weil es quasi eine Ausweitung der Kompostwirtschaft darstellt, deren Fermentation aber bereits weit vor der Aufsetzung der Misthaufen beginnt - nämlich schon vor der Verfütterung des Laubheus an die Tiere zur Inhaltsstoffsteigerung.
Diese ganze Betriebsweise ist dermaßen durchdacht und wirklich elegant auf Mehrfachnutzung aller Komponenten ausgerichtet - da kann man vor diesem alten Wissen nur den Hut ziehen. Zumal wenn man bedenkt, daß es bei deren Erfindung kurz nach der Seßhaftwerdung des Menschen keine Labore gab, die irgendwelche Inhaltsstoffe analysieren konnten oder Futterpläne aufstellten....

Ich denke, daß es dem Wald mit so einer Betriebsweise wirklich besser gehen könnte, statt ihn zu kalken.
Ich freue mich auf eure Kommentare und Tomatenwürfe.
