@Ina:
Zeit mir mal eine nennenswerte Weidetierherde zur Kalbe-/Lammzeit wo du keinen Tierkot und keine Nachgeburten findest. Und das mit dem offenen Futter erledigen gerne andere für die Tierhalten. Von offenen Müllkippen über Komposthaufen und Mülltonnen bis zur Omma mit dem Sack voll Mais für die armen Krähen (konnte ich in München täglich beobachten).
Und was ist "natürlich" an Kulturfolgertieren die Nutztiere angreifen? Und bei den Nutztieren fällt es ins Auge, bei all den Wildtieren fast nie.
Da kann man philosophieren so viel man will.
Am Ende muss man eine Entscheidung treffen: Man lässt es laufen oder man tut was.
Gegen C02 Emissionen und Atommüll gehen wir vor. Wir bauen Kläranlagen und vernässen Moore wieder. Aber die Kulturfolgerarten lassen wir machen.
Das passt doch nicht zusammen. (Für mich jedenfalls.)
Das Jungtiere und kranke Tiere zuerste gefressen werden und dass dieses Fressen mit deutschen Schlachtverordnungen wenig zu tun hat, ist auch jedem klar.
Aber als Tierhalter hängt man meist an seinen Viechern oder muss sogar damit sein Einkommen erwirtschaften.
Und als Naturschützer liegen einem die bedrängten Arten am Herzen.
Für mich ist Totalschutz von Rabenvögeln so unsinnig wie ihre totale Vernichtung.
Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
Graureihe sehe ich gerne. 2 Graureiher an meinem (großen) Teich stören mich nicht. 20 schon.
Das Kolki-Brutpaar in der Nähe unserer Weide stört mich auch nicht. Staune immer wieder, wie viel Eier die einsammeln und über der Weide fallen lassen. Einem Bekannten klauen sie immer die Enteneier aus den Bruthütten. Bei uns im Garten sammeln sie im Winter Nüsse. (Diesen Winter wohl nicht, weil es keine Nüsse gab). Ganz spannende Tiere.
Aber wenn es 20 oder 50 wären und sie würden sich über meine Jungtiere hermachen, dann gäbe es Zoff.
Bei den Greifen das gleiche. Habichte z.B. gibt es wieder in rauen Mengen. Nur sieht sie kaum einer, weil sie in den Büschen und Bäuen sitzen, anders als die Bussarde.
Wenn wir ein ausgeglichenes Artenspektrum wollen, dann müssen wir was dafür tun.
In Deutschland hat Wild kaum noch eine Bedeutung für die Ernährung der Bevölkerung. Es gibt ja Aldi. Noch vor wenigen Jahrzehnten war das anders. Und der Hegebegriff wurde anders verstanden. Es ging darum, gute Erträge an Wild und Fisch abschöpfen zu können. Kleine, jagdlich nicht relevante Arten haben davon stark profitiert.
Heute wird solche Hege nur früher nur noch in wenigen Revieren betrieben. Der Rest konzentriert sich auf den Abschussplan für Schwarz- und Rehwild und ist damit gut ausgelastet.
In anderen Ländern hat das Wildtiermanagement noch einen ganz anderen Stellenwert.
Alaska z.B. war zur Zeit der ersten weißen Besiedlung eine Hungergegend. Es gab kaum Wild, bezogen auf den Gesamtbestand aber sehr viel Raubwild.
Durch intensive Raubwildbejagung (Pelzjagd und gezielte Prätatorenjagd) wurden dann große Bestände an "Futtertieren" möglich, die dann auch einen viel größeren Raubwildbestand als vorher erlaubten, der prozentual aber einen deutlich geringen Anteil am Gesamtbestand ausmacht.
Viele alte Hasen machen sich dort Sorgen, dass die Tierbestände wieder auf den Zustand vor der Besiedlung einbrechen, weil die Pelzjagd nicht mehr lohnt.
Auch dort gibt es eine Totalschutzfraktion (vorallem für Wolf und Bär und Robben). Noch hält die Mehrheit aber am bewährten System fest. Und so gibt es weiter hohe Bestände aller Arten.
Hier z.B. ein Diskussionsbeitrag:
http://www.wildlifemanagementinstitute. ... 0of....pdf
Dieses Alaskasystem ist nichts anderes als Permakultur. Die vorhandenen Möglichkeiten so kombinieren und einstellen, dass ein höher Ertrag abgeschöpft werden kann, bei gleichzeitig mögl. gutem Schutz der Resourcen.
Was soll daran schlecht sein? Und wieso sollten wir nicht auch vom Totalschutzextrem wieder abkommen?