Der "jagdfreie" Kanton Genf

Manfred

Re: Der "jagdfreie" Kanton Genf

#81

Beitrag von Manfred » Sa 8. Feb 2014, 09:53

Was evtl. auch hilft, die Aufgaben der Jagd zu klären, ist ein Blick ins Bundesjagdgesetzt, §1:
§ 1 Inhalt des Jagdrechts

(1) Das Jagdrecht ist die ausschließliche Befugnis, auf einem bestimmten Gebiet wildlebende Tiere, die dem
Jagdrecht unterliegen, (Wild) zu hegen, auf sie die Jagd auszuüben und sie sich anzueignen. Mit dem Jagdrecht ist
die Pflicht zur Hege verbunden.

(2) Die Hege hat zum Ziel die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen
angepaßten artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner
Lebensgrundlagen; auf Grund anderer Vorschriften bestehende gleichartige Verpflichtungen bleiben unberührt.
Die Hege muß so durchgeführt werden, daß Beeinträchtigungen einer ordnungsgemäßen land-, forst- und
fischereiwirtschaftlichen Nutzung, insbesondere Wildschäden, möglichst vermieden werden.

(3) Bei der Ausübung der Jagd sind die allgemein anerkannten Grundsätze deutscher Weidgerechtigkeit zu
beachten.

Aufgrund von waldbaulichen Zielen jedes greifbare Reh zu erlegen widerspricht also der Verpflichtung zur Hege. Zur Hege eines an unsere Kulturlandschaft angepassten Wildbestandes. Nicht zur Schaffung eines Wildbestandes, der dem in irgendeinem fiktiven Urwald entspräche.
Umgekehrt widerspricht ein übermäßiger Rehbestand der Verpflichtung, die Forstwirtschaft mögl. vor Schäden zu schützen.
Das Gesetz gibt also klar vor, einen Kompromiss zwischen den Interessen des Wildes und denen der Forstwirtschaft zu finden.

spellon
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Re: Der "jagdfreie" Kanton Genf

#82

Beitrag von spellon » Sa 8. Feb 2014, 10:10

Das Jagdrecht beruht auf einem Tierverständnis aus früheren Epochen. Das Tier wird nur als Objekt gesehn, der Mensch dagegen als Krone der Schöpfung---
In früheren Zeiten wurden auch bestimmte Menschengruppen wie zB. die Afrikaner wie Objekte behandelt.
Die Sklavenhaltung wurde abgeschafft, weil sich die betreffenden gewehrt haben, sonst würde sie bis heute andauern.
Die Tiere können sich nicht wehren, darum bleibt alles beim alten.

Aber:
Selbst wenn man eine Wildregulierung durch den Menschen für richtig hält, so klaffen der Anspruch des Gesetzes und die Realität doch weit auseinander.Aufgabe der Jäger sollte es sein, die Lebensgrundlagen der Wildtiere zu schützen.
Um die Lenbensgrundlagen zu erhalten, müssten die Jäger für naturnahe Wälder und nicht reine Nutzwälder kämpfen.
Sie müssten gegen die Monokulturen auf den Feldern kämpfen.
Haben sie das getan? Nein sie haben stattdessen Zigtausend Hochsitze gebaut und schießen auf Tiere denen immer mehr der Lebensraum entzogen wird.
Sie "regulieren" um die Monokulturen zu schützen !

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Re: Der "jagdfreie" Kanton Genf

#83

Beitrag von spellon » Sa 8. Feb 2014, 10:21

Rallymann hat geschrieben:Vieleicht sollte man sich mal vor Augen halten, dass es in unserem Land kaum oder keine wildlebenden Tiere gibt, die nicht ausgestorben, ausgerottet, oder sonstwie bedroht sind.

Einzige Ausmahme bildet das Jagdwild. Sollte man mal drüber nachdenken :hmm:
Grund hierfür ist, dass Jäger seit Jahrhunderten, das Wild hegen, schützen und bejagen. Und das seit Zeiten, wo der Tierschützer noch nichtmal erfunden war. Das wir noch heute einen solchen Wildbestand haben, verdanken wir allein ihnen.
Wenn man die Jäger in ruhe lässt, wird sich daran auch in Zukunft nichts ändern.

Vor einiger Zeit gabs sowas bei den Anglern.

Dort schlossen sich einige Angler zusammen und gründeten einen Verein. Sie pachteten eine Kiesgrube, besetzten mit Fischen, pflanzten Bäume, betrieben Vogelschutz und schufen so einen neuen Lebensraum.
Das erreichten sie mit Fleiß, Arbeit und eigenem Geld. Dann kamen Vogelschützer und sorgten dafür, dass dieser Flecken Erde zu einem Naturschutzgebiet erklärt wurde. Die Angler verloren ihren Pachtvertrag und durften dort nicht mehr angeln.
Was diese Angler in Zukunft garantiert nicht mehr machen, dürfte wohl jedem klar sein.
Heute dient dieses Gewässer als Müllabladeplatz, Grillplatz, Campingplatz usw. Sowas passiert, wenn man Natur in unseren Ballungsräumen Natur sein lässt.

Das Wildtiermanagement, dass wir haben funktioniert seit Jahrhunderten und es braucht keine selbsternannten Tierschützer, die meinen es ändern zu müssen.

Kommentar:
Wildtiere leben auch in Gebieten in denen der Mensch bisher wenig eingriff - ohne auszusterben !
Viele Arten wurden dagegen durch den Menschen ausgerottet.

Zum Beispiel: ANglerteich
Diesen Lebensraum hätte man auch ohne Anglerbetrieb anlegen können. Das Angeln ist also keine Voraussetzung dafür.
Wenn dort heute gegrillt wird, dann ist das auch eine Sauerei die verboten werden sollte.

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Re: Der "jagdfreie" Kanton Genf

#84

Beitrag von Rallymann » Sa 8. Feb 2014, 10:37

spellon hat geschrieben:
Rallymann hat geschrieben:Vieleicht sollte man sich mal vor Augen halten, dass es in unserem Land kaum oder keine wildlebenden Tiere gibt, die nicht ausgestorben, ausgerottet, oder sonstwie bedroht sind.

Einzige Ausmahme bildet das Jagdwild. Sollte man mal drüber nachdenken :hmm:
Grund hierfür ist, dass Jäger seit Jahrhunderten, das Wild hegen, schützen und bejagen. Und das seit Zeiten, wo der Tierschützer noch nichtmal erfunden war. Das wir noch heute einen solchen Wildbestand haben, verdanken wir allein ihnen.
Wenn man die Jäger in ruhe lässt, wird sich daran auch in Zukunft nichts ändern.

Vor einiger Zeit gabs sowas bei den Anglern.

Dort schlossen sich einige Angler zusammen und gründeten einen Verein. Sie pachteten eine Kiesgrube, besetzten mit Fischen, pflanzten Bäume, betrieben Vogelschutz und schufen so einen neuen Lebensraum.
Das erreichten sie mit Fleiß, Arbeit und eigenem Geld. Dann kamen Vogelschützer und sorgten dafür, dass dieser Flecken Erde zu einem Naturschutzgebiet erklärt wurde. Die Angler verloren ihren Pachtvertrag und durften dort nicht mehr angeln.
Was diese Angler in Zukunft garantiert nicht mehr machen, dürfte wohl jedem klar sein.
Heute dient dieses Gewässer als Müllabladeplatz, Grillplatz, Campingplatz usw. Sowas passiert, wenn man Natur in unseren Ballungsräumen Natur sein lässt.

Das Wildtiermanagement, dass wir haben funktioniert seit Jahrhunderten und es braucht keine selbsternannten Tierschützer, die meinen es ändern zu müssen.

Kommentar:
Wildtiere leben auch in Gebieten in denen der Mensch bisher wenig eingriff - ohne auszusterben !
Viele Arten wurden dagegen durch den Menschen ausgerottet.

Zum Beispiel: ANglerteich
Diesen Lebensraum hätte man auch ohne Anglerbetrieb anlegen können. Das Angeln ist also keine Voraussetzung dafür.
Wenn dort heute gegrillt wird, dann ist das auch eine Sauerei die verboten werden sollte.
Echt jetzt :eek:
Lese doch mal was hier geschrieben wird.
Wildtiere leben auch in Gebieten in denen der Mensch bisher wenig eingriff - ohne auszusterben !
Viele Arten wurden dagegen durch den Menschen ausgerottet.
Frage. Leben wir hier in Gebieten in die der Mensch nicht eingreift??
Diesen Lebensraum hätte man auch ohne Anglerbetrieb anlegen können
Frage. Welcher Angler gibt sein Geld aus und investiert Tausende Arbeitsstunden, um dann dort NICHT zu Angeln

Wir leben nunmal in Gebieten, in die der Mensch eingreift und wenn der Mensch durch sein Eingreifen ein Biotop schafft, sollte man es ihm zu Dank nicht wegnehmen. Das vergrault Nachahmer.

Du hast recht. wenn du das Grillen und Müll abladen dort schlecht findest. Hätte man die Angler dort belassen, wäre sowas auch nicht passiert. Tierschutz der also mehr schadet als nutzt. Naja bei dem Bauschutt dort fühlen sich vieleicht ein paar Eidechsen wohl :holy:

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Re: Der "jagdfreie" Kanton Genf

#85

Beitrag von Tanja » Sa 8. Feb 2014, 12:47

Rallymann hat geschrieben:Wir leben nunmal in Gebieten, in die der Mensch eingreift und wenn der Mensch durch sein Eingreifen ein Biotop schafft, sollte man es ihm zu Dank nicht wegnehmen. Das vergrault Nachahmer.
Ja, dahinter verbirgt sich eine schizophrene Denkweise, die leider nur allzu oft praktiziert wird. Anstatt den Menschen die alleinige Entscheidungsgewalt und die ausschließliche Nutzung zu entziehen, die Landschaften tatsächlich schaden, entzieht man sie jenen, die sie positiv beeinflusst haben. Zum Glück setzt sich diese absurde Herangehensweise nicht immer durch.

Ein schönes Beispiel hierzu ist der Naturpark Steigerwald, eine von Laub- und Nadelwäldern geprägte Landschaft, in der es viele Teiche gibt und traditioneller Weinbau betrieben wird. Die Landschaft ist wirklich einmalig schön, sehr gesund und artenreich. Und das ist so, weil die Menschen, die hier leben, Wälder, Felder und Weinberge seit Jahrhunderten sehr behutsam und mit Bedacht bewirtschaften (und bejagen). Nun sollte hier ein Nationalpark entstehen, was bedeutet, dass es mit der traditionellen Bewirtschaftung, die dieses Landschaftsbild prägt, vorbei gewesen wäre. Der Steigerwald sollte plötzlich ausgerechnet vor den Menschen "geschützt" werden, die traditionell in, mit und von ihm leben und ihn zu dem gemacht haben, was nun als so schützenswert betrachtet wird... Stattdessen hätte man lieber anderswo die Verantwortlichen für Monokulturregionen dazu anhalten sollen, sich an der Bewirtschaftungsweise, wie sie hier betrieben wird, ein Beispiel zu nehmen. Aber, die Menschen in der Region haben sich zum Glück erfolgreich gewehrt:
Wikipedia hat geschrieben:Am 12. Juli 2011 entschied sich die Bayerische Staatsregierung gegen die Gründung eines Nationalparks im Steigerwald. Stattdessen ist ein Zentrum für nachhaltige Waldbewirtschaftung in Handthal entstanden. Es soll im September 2014 eröffnet werden. Der Tagungs- und Veranstaltungsort soll neben pädagogischen Angeboten auch Touristen anlocken. Für 2015 ist ein Bau eines Baumwipfelpfades geplant.[18]
Tanja

:blah:

Manfred

Re: Der "jagdfreie" Kanton Genf

#86

Beitrag von Manfred » Sa 8. Feb 2014, 13:40

Wie realistisch sind denn diese Ansprüche an die Jäger?
Sie sollen den Stukturwandel in der Landwirtschaft verhindern oder gar umkehren?
Wie denn?

Hier hat ein normales Genossenschaftsrevier ca. 400 bis 500 ha.
Der normale Jagdpächter hat einen Job in leitender Stellung (oder ist Unternehmer) und eine Familie.
In so einem Revier muss man hier im Jahr zur Wildschadensverhütung ca. 40-50 Stück Rehwild, 10 - 20 Wildschweine und einige Rabenvögel erlegen. Dazu kommt die Raubwildjagd (wenn man der Verpflichtung zur Niederwildhege nachkommen will) und die Nachsuche und/oder Beseitigung von Wild dass in Verkehrsunfälle verwickelt wird. Das erlegte Wild muss man zerlegen und vermarkten. Die Reviereinrichtungen müssen gebaut und gepflegt werden. Und dann will und soll man noch Biotoppflege betreiben.
Wenn du von durchschnittlich 10 Stunden Jagdzeit pro erlegtem Stück Schalenwild ausgehst und noch mal 2 Stunden fürs Zerlegen und Vermarkten, sind alleine dafür schon knapp 800 Stunden im Jahr nötig. Das ist viel Zeit, selbst wenn es sich meist auf 2 bis 4 Leute verteilt. Und dazu kommt ja noch die Zeit für die ganzen Revierarbeiten.

Da hat es schon eine gewisse humoristische Komponente, allerlei Forderung zu lesen, was ein Jäger im Rahmen seines Hobbies noch alles an Aufgaben erledigen soll. Und das meist von Leuten, die selbst noch nie einen Finger z.B. in Sachen Biotoppflege krumm gemacht haben, obwohl sie selbst mehr als genug Freizeit haben.
Ich kenne hier im Umkreis einige Jäger, die sehr viel Biotoppflege betreiben. Die haben aber die Zeit und auch das nötige Kleingeld dafür. Meist Privatiers oder Rentner/Pensionäre. Die sind dann aber fast Vollzeit in ihren Revieren zugange. Und das kann man von niemandem der Beruf und Familie hat mal eben nebenher fordern. Als normaler Jagdpächter hat man schon gut zu tun, ein paar kleine Wildäcker und Wildwiesen, Wegränder und Hecken zu unterhalten und zu pflegen.

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Re: Der "jagdfreie" Kanton Genf

#87

Beitrag von Reisende » Sa 8. Feb 2014, 14:11

:hmm:
also bei uns ist die kreisjägerschaft für die biotopförderung mit zuständig, auch außerhalb der eigentlichen wälder. deren homepage finde ich ganz gelungen, könnt ihr euch ja mal anschauen: http://www.kjs-segeberg.de/
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Re: Der "jagdfreie" Kanton Genf

#88

Beitrag von spellon » Sa 8. Feb 2014, 14:29

@Manfred:
Ach, wenn es den Jägern ernst wäre mit dem Schutz der Natur , könnten sie sich in erster Linie auf Biotoppflege konzentrieren und für eine andere Land- und Forstwirtschaft eintreten - entweder nur in der Freizeit oder beruflich. Es besteht ein großer Mangel an wirklich biologischer Landwirtschaft. Warum müssen diese Jäger denn in irgendwelchen naturfremden Berufen arbeiten, und dann in der Freizeit einen Ausgleich in der Jagd suchen?
Biolandweirt werden wäre seriöser !!!

Wie gesagt, ich bin ich für staatl. Naturranger ähnl. wie im Kanton Genf.
Alle die vorgeben, sich um die Regulierung des ökolog. Gleichgewichts zu sorgen, sollten auf andere Art was hierfür tun .

Manfred

Re: Der "jagdfreie" Kanton Genf

#89

Beitrag von Manfred » Sa 8. Feb 2014, 14:51

Was genau machst du denn aktiv in Sachen Ökolandwirtschaft und Naturschutz?
:hmm:

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Re: Der "jagdfreie" Kanton Genf

#90

Beitrag von Tanja » Sa 8. Feb 2014, 15:10

spellon hat geschrieben:Es besteht ein großer Mangel an wirklich biologischer Landwirtschaft. Warum müssen diese Jäger denn in irgendwelchen naturfremden Berufen arbeiten, und dann in der Freizeit einen Ausgleich in der Jagd suchen?
Biolandweirt werden wäre seriöser !!!
Ist ja schön, dass Du das ausgerechnet einem Biolandwirt erzählst. Übrigens, wieso dieser völlig entnervt davon ist, einer zu sein und wieso es nicht viele gibt, die es werden wollen, das liegt final an Leuten, die sich fachfremd und unbeleckt jglicher Praxiserfahrung einbilden, den Durchblick zu haben. Solchen, die durch Bürokratie, schwachsinnige Verbote und Vorschriften dafür sorgen, dass den Bio-Landwirten die Luft ausgeht.
spellon hat geschrieben:Alle die vorgeben, sich um die Regulierung des ökolog. Gleichgewichts zu sorgen, sollten auf andere Art was hierfür tun .
Manfred tut in der Praxis tagtäglich mehr für Biodiversität und ökologisches Gleichgewicht als die meisten anderen Menschen in ihrem gesamten Leben. Und da meinst Du, ihm erzählen zu müssen, wie das richtig geht? Mal Interesse halber: Kannst Du fachlich und in der Praxis zumindest mithalten? Was tust Du für die Natur? (Außer Dich in diesem Forum gegen die Jagd auszusprechen und Tofu zu futtern.)
Tanja

:blah:

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