Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3241

Beitrag von Manfred » Di 2. Nov 2021, 18:51

Soja trägt mit ca. 60 Mio. Tonnen zur globalen Pflanzenölproduktion bei und ist damit nach Palmöl (das dürften um die 75 Mio. Tonnen sein) die zweitwichtigste Ölfrucht. Raps liegt bei ca. 30 Mio. Tonnen.
Natürlich trägt auch der Eiweißwert der Extraktionsschrote zum Futterwert bei. Aber wenn man den Sojaanbau einschränkt, muss auch beantwortet werden, wie das Pflanzenöl dann erzeugt werden soll.
Auf geeigneten Standorten lässt sich Soja auch regenerativ anbauen. Dafür haben wir ja bereits schöne Beispiele in Nordamerika.
Auf Regenwaldflächen hat er m.E. nichts verloren, bzw. höchstens als Unterkultur in Agroforstsystemen.

Dass ich mit der Schweine- und Geflügelmast in aktuellen Umfang nicht glücklich bin, ist eh klar. Das waren mal klasse Resteverwerter und sollten es auch wieder werden. Aber die Reste dürfen ja heute gar nicht mehr verfüttert werden, sondern sind als Sondermüll zu behandeln.
Und die aktuell geplanten Regulierungen werden das System noch bekloppter machen und die Rodung von noch viel mehr Regenwaldfläche bewirken.

Sven2
Beiträge: 481
Registriert: Do 7. Mär 2019, 23:37

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3242

Beitrag von Sven2 » Di 2. Nov 2021, 18:58

@Eule:
Hatte ein Holzteil für die Terasse im Juni oder Juli bestellt, sollte August kommen, hab im Seotember auf Nachfrage gesagt bekommen: gibt's gar nicht mehr!
Und das bei einem großen Baumarkt...

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5624
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3243

Beitrag von Rohana » Di 2. Nov 2021, 19:18

emil17 hat geschrieben:
Di 2. Nov 2021, 14:01
Wäre es nicht ein schlaueres Zuchtziel, Kühe nicht auf absolute Milchleistung zu züchten, sondern auf optimale Verwertung von Rauhfutter vom Hof, und fürs Gebirge noch auf Weidegängigkeit und Robustheit? Ganz nebenbei hätten die dann auch ein "tiergerechteres" Leben.
Ich sag nur Wolf :D

Guck dir mal an wie die Zuchtwerte funktionieren und wo die angesagten Bullen herkommen, was die vererben... und was die Kühe am Hof so fressen. Grundfutterverwertung ist das A und O :)
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 11096
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3244

Beitrag von emil17 » Mi 3. Nov 2021, 09:04

Manfred hat geschrieben:
Di 2. Nov 2021, 18:51
Wenn man den Sojaanbau einschränkt, muss auch beantwortet werden, wie das Pflanzenöl dann erzeugt werden soll.
Das ist der übliche Argumentationsfehler, um nichts ändern zu müssen: Verbrauch wird mit Bedarf verwechselt. Dabei ist das eine stets eine Folge des anderen.

Die Synergie von Sojakuchen als Tierfutter und Sojaöl für fast alles sorgt für ein hohes Angebot an billigem Material, weil die Verwertbarkeit der Soja sehr gut ist. Die Industrie kann Sojaöl wie andere pflanzliche und tierische Öle und Fette für fast alles zugänglich machen. Das ist an sich nicht schlecht. Um das Produkt auf dem Markt konkurrenzfähiger zu machen und den eigenen Absatz zu steigern, kann man auch Bauern dahingehend informieren, dass durch Zufütterung des Presskuchens, der sonst in diesen Mengen Abfall wäre, die Milchleistung von Kühen bedeutend gesteigert werden kann. Dadurch kann wiederum das Öl billiger produziert werden, weil ein Teil des Deckungsbeitrages durch das Futtermittel geleistet wird.
Die Produktionsflächen sind billig, weil keiner Geld für sowas wie Aufforstungen oder nachhaltigen Anbau, geschweige denn für Humusaufbau verschwendet, ausser auf Vorzeigeflächen für Greenwashing. Das würde ja nur das Produkt verteuern.
Das führt dazu, dass Soja aus nicht nachhaltigem Anbau so billig und in so grossen Mengen erzeugt wird und verfügbar ist, dass man auch fast alles draus macht - von Salatöl über Kosmetika bis zu Biodiesel. Spätestens wenn aus potentiellen Lebensmittel Diesel gemacht wird, darf man den Begriff Überproduktion gebrauchen - sowas macht man vor allem, um über künstliche Nachfrage die inländische Produktion zu stützen.
Manfred hat geschrieben:
Di 2. Nov 2021, 18:51
Auf Regenwaldflächen hat er m.E. nichts verloren, bzw. höchstens als Unterkultur in Agroforstsystemen.
Womit der Grossteil der Produktion und damit der Menge als Problem erkannt ist.

Mit der gleichen Argumentation "Wenn man den Anbau einschränkt, muss auch beantwortet werden, wie das Produkt dann erzeugt werden soll" wird man auch Palmölplantagen oder Baumwollenanbau und Kohlekraftwerke und überhaupt fast alles befürworten.
Das Problem ist der viel zu hohe Verbrauch in den Industrieländern. Wir kaufen Soja, um damit Fleisch und Milch zu produzieren und weil das Öl ein billiger Rohstoff für sehr vieles ist. Folglich ist es "Bedarf", folglich wird es angebaut, folglich wird es verbraucht, folglich wird die Produktion ausgeweitet, folglich ... Aufhören tut es, wenn es etwas noch besseres oder noch billigeres gibt, oder wenn die Produktionsgrundlage, in vielen Fällen rodbare Wälder, rar werden.

Die Lösung des Problems findet man, indem man darüber nachdenkt, ob der durchschnittliche Verbrauch bei uns gerechtfertigt oder bloss Bequemlichkeit oder gar Verschwendung ist. Bei Baumwolle wäre es besonders einfach: Könnte der durchschnittliche Verbrauch von 60 Kleidungsstücken pro Jahr und Kopf der Deutschen (oder Schweizer oder Österreicher) damit etwas zu tun haben?.
Die Marktwirtschaft alleine kann das Problem nicht lösen, denn ein Produkt gilt dann als gerechtfertigt, wenn man damit Geld verdienen kann. Andere Kriterien gibt es nicht.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3245

Beitrag von Manfred » Mi 3. Nov 2021, 10:58

Nochmal:
Du willst erhebliche Mengen Fleisch durch pflanzliche Nahrung ersetzen, aber gleichzeitig die Verfügbarkeit pflanzlicher Fette massiv reduzieren und fossile Rohstoffe durch Pflanzenfette substituieren.
Wie funktioniert das?
Wenn man all die vielen Wünsche zusammenrechnet, kommt jedes Mal Wahnsinn dabei heraus.
Aber davon lässt du dich nicht im geringsten beirren. Man braucht ja nur die Menschheit zu perfekten Ökologisten umzuerziehen. Die Pläne, die Menschen zu irgendwas "Perfektem" umzuerziehen, haben ja schon immer super funktioniert...
Bisher ist das noch jedes Mal darauf hinaus gelaufen, dass man sich einige Sündenböcke gesucht hat, an denen die nicht auflösbare Differenz der Masse zwischen Anspruch und Wirklichkeit abreagiert wurde und danach ist es komplett an die Wand gefahren und niemand wollte mehr etwas davon wissen oder gar selbst beteiligt gewesen sein.
Rate, wie es diesmal laufen wird...

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5624
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3246

Beitrag von Rohana » Mi 3. Nov 2021, 12:13

emil17 hat geschrieben:
Mi 3. Nov 2021, 09:04
Wir kaufen Soja, um damit Fleisch und Milch zu produzieren
Nee, Emil. Ist ja nicht so als ob da jemand oben Soja rein tut und unten Milch und Fleisch rauskommt. Soja ist *eine* Komponente im Mix. Allerdings eine durch seine Zusammensetzung in der Fütterung sehr vorteilhafte! Man kann Soja jederzeit ersetzen (ist ja vorher auch ohne gegangen), muss dabei aber Abstriche diverser Arten in Kauf nehmen.

Für die Relationen wäre evtl so ein Artikel interessant: BZL veröffentlicht erste Eiweißbilanz für Deutschland https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemit ... ilanz.html
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3247

Beitrag von Manfred » Mi 3. Nov 2021, 12:45

Wobei ich diese Bilanz nicht verstehe.
Wenn 79% des Eiweiß aus Grundfutter kommen, in D zusätzlich Raps, Bohnen, Soja etc. angebaut werden,
wie soll dann eine Lücke von 25% bestehen?
Das kann doch rechnerisch höchstens zustande kommen, wenn Exporte nicht gegengerechnet werden oder erhebliche Mengen an Raufutter importiert würden.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3248

Beitrag von Manfred » Mi 3. Nov 2021, 13:17

Hier die Tabelle:
https://www.ble.de/SharedDocs/Downloads ... onFile&v=3

Daraus wird man etwas schlauer, es ergeben sich aber gleich neue Fragen.
Wir erzeugen im Inland 177.062 Tt Raufutter.
Davon dienen 147.440 Tt als Futtermittel.
Wohin der Rest verschwindet, wird nicht erklärt. Biogas? Einstreu? Industrielle Verwertung?

Die 147.440 Tt Raufutter decken 100% der deutschen Raufutterfütterung und 79% der gesamten Futtermenge von 186.624 Tt.
Und sie decken 38% des Futtereiweißbedarfs.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3249

Beitrag von Manfred » Mi 3. Nov 2021, 13:46

Hier noch was zum Thema Wunschdenken trifft auf Realität:

https://www.facebook.com/christian.lohm ... 9087694707

Der Lesch erzählt zwar auch gerne mal Blödsinn, in diesem Fall hat er aber leider recht.
Die Grundrechenarten beherrscht er.

penelope
Beiträge: 743
Registriert: Mo 26. Nov 2018, 15:41

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3250

Beitrag von penelope » Mi 3. Nov 2021, 13:57

Wobei "Bilanz" auch nicht unbedingt die beste Bezeichnung für das Dokument ist. "Übersicht" über die Herkunft des verfütterten Eiweißes würde es besser treffen.

Eine Bilanz hat ja immer zwei Seiten: wo was herkommt und wo was hinfließt. Wir importieren Futtereiweiß und exportieren "veredeltes" Eiweiß in Form von Fleisch und Milch.

Antworten

Zurück zu „Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion“