Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#151

Beitrag von Manfred » So 29. Mär 2015, 22:53

@magrie:
18% mehr wären 169,20 Euro.
Der Bauer würde dann noch 41 Cent pro Schein verdienen, hätte also ein Jahreseinkommen von 1886,50 Euro.
Davon kann er nicht mal seine Krankenkasse bezahlen.
Und das alles unter der fiktiven Annahme, dass die Discounter den Fleischverkauf einstellen, und aus dem Nichts tausende kleine Metzgereien auftauchen, die das Geschäft übernehmen.

Sehr realistische Aussichten...

Benutzer 3991 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#152

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » So 29. Mär 2015, 23:01

Manfred hat geschrieben:Gewinn pro Tier: 6,16 Euro
:hmm:

dafür kriegst im Supermarkt 500 gr Honig, und die Bienen musst eigentlich nicht füttern..

Wenn alles so schlimm ist, warum tun da alle mit? :hmm:

Mir fehlts da am Glauben :aeug:

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#153

Beitrag von Manfred » So 29. Mär 2015, 23:17

Das sind realistische Zahlen.
Wieso die Bauern das mitmachen? Das frage ich mich auch öfter.
Das Höfesterben geht jedenfalls munter weiter.
Der letzte Milchviehbetrieb hier im Ort wird wohl dieses oder nächstes Jahr die Milchproduktion einstellen.
Ende der 1940er Jahre sollen es noch über 50 Milchlieferanten gewesen sein.
Schweinehalter gibt es gar keinen mehr, und Geflügel nur noch als Hobby und Selbstversorgung.

mgrie
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#154

Beitrag von mgrie » So 29. Mär 2015, 23:19

Manfred hat geschrieben:@magrie:
18% mehr wären 169,20 Euro.
Der Bauer würde dann noch 41 Cent pro Schein verdienen, hätte also ein Jahreseinkommen von 1886,50 Euro.
Davon kann er nicht mal seine Krankenkasse bezahlen.
Und das alles unter der fiktiven Annahme, dass die Discounter den Fleischverkauf einstellen, und aus dem Nichts tausende kleine Metzgereien auftauchen, die das Geschäft übernehmen.

Sehr realistische Aussichten...
Na na na Manfred, die Metzgerei habe ich ja nur al Beispiel gewählt, weil es einfacher zu rechenen ist.
Ich wollte nur Aufzeigen, dass die o.g. 23% in der Veredelungsstufe entstehen, und natürlich nicht beim Landwirt zu erwirschaften sind.

Beste Grüße
Matthias
Der Ostfriese ist zufrieden, wenn sein Land Ertrag abwirft, und seine Freiheit geachtet wird.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#155

Beitrag von Manfred » So 29. Mär 2015, 23:21

Die 23% sind die erwarteten Mehrkosten des Landwirts pro erzeugter Einheit. Die Verarbeiter sind eine andere Baustelle.

mgrie
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#156

Beitrag von mgrie » So 29. Mär 2015, 23:34

Manfred hat geschrieben:Die Verarbeiter sind eine andere Baustelle.
Das sehe ich, rein Kalkulatorisch, nicht so. Wenn der Verbraucher ein paar Prozent mehr für Wurst und Fleisch bezahlt, multipliziert sich daß durch die Wertschöpfung bei den Verarbeitern auch für den Preis beim Ausgangsprodukt. 3-6% würden den Verbrauch nicht drastisch einbrechen lassen, und könnten theoretisch direkt beim Landwirt landen. Ich kenne diesen Multiplikationsfaktor der Wertschöpfung bei den Verarbeitern nicht, würde aber mal auf 3-4 tippen.

Auf einem anderen Blatt Papier steht, wieviel Handel, Verarbeiter und der Staat, sich davon abschöpfen würden.

Beste Grüße
Matthias
Der Ostfriese ist zufrieden, wenn sein Land Ertrag abwirft, und seine Freiheit geachtet wird.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#157

Beitrag von Manfred » So 29. Mär 2015, 23:46

Habe ich doch oben ausgerechnet. Bei der "geringen" Wertschöpfung beim Schweinefleisch im Discount reichen die 6% nicht.
Der Aufschlag im LEH müsste deutlich höher ausfallen. Und an die Knochen und andere geringwertige Anteile am Schlachtkörper muss man auch denken.
Das Schwein besteht nicht nur aus Schnitzel und Filet.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#158

Beitrag von emil17 » Mo 30. Mär 2015, 08:27

Bleibt realistisch nur eins: Direktvermarktung von hochwertigem, weil tiergerecht erzeugtem Fleisch.
Den Markt gibt es.
Mit den Massenerzeugern bei freiem Import kann man nicht mithalten. Also sollte man es erst gar nicht versuchen.
Dass Aussenschutz eingeführt wird ist unrealistisch, das Entfallen von Importbeschränkungen und Zöllen war eine Bedingung für den freien Handel und also Export von Industriegütern aller Art.
Die Probleme der Landwirtschaft sind, rein volkswirtschaftlich gesehen, Kollateralschäden.
Man kann nur darauf hin arbeiten, dass Produktionsstandards auch für Importware durchgesetzt werden können. Dazu gehören Umweltschäden, tiergerechte Haltung und Arbeitsbedingungen des Personals. Das wäre kein Gegensatz zum freien Welthandel, weil es eine Produkteigenschaft ist.

Solche Betrachtungsweisen
Manfred hat geschrieben: ... somit schafft der Mäster bei 365 Tagen und 2000 Mast­plät­zen einen Durchlauf von maximal 7300 Schweinen pro Jahr. Das macht etwa 45.000 Euro Jah­res­ge­winn. Je dichter die Schweine stehen, desto weniger Ar­beits­kräfte ...
sind leider betriebswirtschaftlich korrekt, aber ethisch unzulässig, weil es um lebende Tiere geht und nicht um Industrierohprodukte wie Getränkeflaschen oder Schrauben oder Autoreifen oder Waschmaschinen.

Die gleichen Marktzwänge haben ebenfalls zum Verschwinden von hunderttausenden von sozialverträglichen Arbeitsplätzen z.B. im Detailhandel oder in der Schuh- und Möbelindustrie geführt, aber ohne jeglichen staatlichen Schutz für die Betroffenen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#159

Beitrag von Manfred » Di 31. Mär 2015, 12:51

Endlich ist die Problematik des erzwungenen Grünlandumbruchs in ein breiteres Medium gelangt:
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... wingt.html

Hoffentlich hilft das, die dringend nötige Debatte über diesen groben Unfug in Gang zu bringen.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#160

Beitrag von emil17 » Di 31. Mär 2015, 14:01

Nach Schweizer Logik würde ein Landwirt Geld bekommen, wenn er vertraglich oder durch Umzonung dazu verpflichtet würde, zeitweilig als Grünland genutztes Ackerland dauerhaft so zu belassen und dadurch auf Ertrag zu verzichten. Diese Verträge wären dann allerdings unkündbar.

Ich vermute, hier will man unter dem Deckmantel Naturschutz etwas anderes, nämlich die Ackerfläche reduzieren, um weniger Überschüsse verwerten zu müssen oder um mehr Ackerprodukte importieren zu können (bei Handelsabkommen im Austausch für Exporte eigener Industrieprodukte, wo nun mal mehr Wertschöpfung möglich ist).

In den Teilen, die ich beurteilen kann, ist der Artikel schlecht recherchiert.
Das mit dem Hochwasserschutz in Auengebieten dürfte stimmen, das mit der CO2-Bindung wegen Klimaschutz ist quantitativ unsinnig - so wie man dann auch empfehlen müsste, statt Kiefernmöbel solche aus Esche zu kaufen, weil der Heizwert höher ist. Wenn schon, dann macht Wald draus. Und verhindert dann bitteschön, dass Kulturland überbaut wird - denn das schenkt CO2-mässig viel mehr ein.
Das
Je nach Intensität der Nutzung wachsen auf Wiesen und Weiden seltene Ackerwildkräuter wie Rundblättriges Hasenohr, Knollen-Platterbse ...
passt auch nicht zu meinen Erfahrungen.
Das Bupleurum rotudifolium habe ich massenhaft im Garten und in meinem winzigen Roggenäckerchen, es geht aber nicht ins daneben liegende Dauergrünland, obwohl dieses mager ist und recht viele offenen Stellen hat (nachsäen, düngen, wässern, mähen würde der ertragsoptimierende Landwirt hier wohl machen). Überhaupt habe ich diese Pflanze noch nie im Dauergrünland gesehen, auch in den französischen Alpen nicht, wo sie, immer unter Getreide, noch recht häufig ist. Aber wer lange genug sucht, findet bekanntlich auf der kahlsten Glatze noch ein Haar, also mag schon dann und wann ein Kümmerling dieser Art in einer Wiese gesehen worden sein.
Der einzige Wiesenstandort, wo ich mir diese Pflanze vorstellen kann, sind übernutzte und von Bodenerosion bedrohte Pferde-Dauerweiden an Orten, wo früher Acker war und noch Samen dieser Pflanzen im Boden überdauert haben.
Es ist übrigens eine schöne Gartenzierpflanze, sie macht sich gut in Blumensträussen.

Das Lathyrus tuberosus, die Knollen-Platterbse, ist bei uns ein Kulturrelikt aus der Zeit, da überall extensiv Getreide gebaut wurde. Sie hält sich in Wiesen und an Böschungen noch jahrzehntelang, aber nur, wenn nicht gedüngt wird. Sie blüht sehr schön, hat aber einen grossen Nachteil: Die Wildschweine graben nach den Knollen und wie die Wiese dann aussieht kann man sich denken.
Ackerwildkräuter kann man mit extensiver Ackerwirtschaft oder mit Brache erhalten. Brache muss ab und zu umbrochen werden, sonst wird sie Gebüsch oder Wiese. Für den Schutz kurzlebiger Arten wäre es gut, die Brache wandern zu lassen, indem z.B. jedes Jahr 1/3 alte Brache gepflügt wird und dafür am anderen Ende 1/3 neu brach gelassen wird. Das Problem ist stets, dass die vom Naturschutzaspekt her interessanten Arten nicht konkurrenzfähig und daher auf viel Licht angewiesen sind, d.h. bei zu fettem Boden werden sie bald unterdrückt.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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