Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1001

Beitrag von Manfred » Di 21. Nov 2017, 20:52

viktualia hat geschrieben:Manfred, was soll das?
Ich habe versucht, dir die Realität der Tierhaltung näher zu bringen,
und bin gescheitert.

Du kommst mir vor, wie die jungen Amtsveterinärinnen aus der Stadt, die als Kind mal einen Hamster hatten und durch ihr Studium und ein paar Praktika dazu qualifiziert sind, zu Betriebskontrollen raus zu fahren und einem Schäfer mit 1000 Tieren und 30 Jahren Berufserfahrung die Zwangstötung seiner 3 humpelnden Tiere anzuordnen, von denen er aus langjähriger Erfahrung weiß, dass sie mit 80% Wahrscheinlichkeit in 2 Wochen wieder fit wären, was ihm im übrigen auch die erfahrenen Tiermediziner vom Schafgesundheitsdienst bestätigen.

Natürlich gibt es Missstände in der Tierhaltung.
Aber vieles, was als Missstand verkauft wird, ist bei näherer Betrachtung keiner, sondern unterliegt einem weiten Ermessensspielraum mit verschiedensten Einflussfaktoren.
Es ist einfach völlig realitätsfern zu glauben, in der Nutztierhaltung dürfe es keine Krankheit und keine Verletzungen geben und wenn doch, sei zumindest eine intensivmedizinische Betreuung wie beim Menschen angemessen.
Und trotzdem wird diese Ansicht jeden Tag propagiert.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1002

Beitrag von Rohana » Di 21. Nov 2017, 21:15

Ich habe mehrmals betont, dass bei diesen Tieren (aus dem Artikel) ein Überleben bei prompter Behandlung völlig normal wäre.
Woher willste denn das wissen? :aeug:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

viktualia

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1003

Beitrag von viktualia » Di 21. Nov 2017, 23:49

Mensch Manfred, gar nix haste. Und ich auch nicht, so gesehen. Du hast nix beschrieben, und ich hab nur behauptet, diese Krankheiten wären eben nicht unbedingt tödlich. Lass die Schafe leben, wenn einer da ist, der sie versorgt, ist ja alles in Butter.
Das ist doch eben mein Punkt: es handelt sich nicht um tödliche, sondern um arbeitsintensive "Krankheiten". (Rsp. Platzintensive.)
Du sagst, es gehe um Verringerung von Leid durch Töten; ich sage, es geht um Leid, dass durch Management verhütet werden kann.
Wenn man dieses Management nicht aufbringen kann, ist Töten gnädiger.
Wenn man es aufbringt, sind die Chancen auf Heilung ziemlich gut. (Rektumsfriktion und manche Hernien ausgenommen...)

Rohana, lies dir meine "Übersetzung" nochmal durch, an Bissen oder Nagelbettentzündung muss man/Tier nicht sterben;
(bis auf die Narben im Po, wo immer die nu herkommen), das weis eigentlich jeder mit minimalen medizinischen Kenntnissen.

Manfred, ich bin die letzte, die auf "intensivmedizinische Betreuung" steht (desshalb klammer ich die Hernien ja auch aus...),
aber Sachen, die jeder Schäfer mit Betaisodonna hinkriegt, gehören nicht in diese Statistik, jedenfals nicht, wenn es um "Verhütung von Leid" gehen soll. Wenn es um Tötung geht, ja. Denn alle diese Verletzungen (und es sind Verletzungen, keine ursächlichen Krankheiten, grummel), führen unbehandelt über eine Entzündung zu Blutvergiftung zu Leiden und Tod.
Schon immer, bis auf eine kurze Interimszeit mit Antibiotika. Da konnte man was lässiger mit den "Sachen" umgehen.
Jetzt sind wir wieder an einem Punkt, wo es nicht um oral zu verabreichende Medikamente, sondern um lokale Behandlung geht, und die hat den von dir erwähnten "weiten Ermessensspielraum mit verschiedensten Einflussfaktoren": unwillige Tiere, Zeitaufwand, Platzaufwand, Gewichtsverlust, Geldverlust. Was ist denn nun dein Punkt? Behandeln, also Geldverlust - oder töten und Leid ersparen?
Ich hab nicht mal fürs behandeln plädiert, fänd ich quatsch, bei gleichen Haltungsbedingungen.
Ich finde diesen Punkt, dass es erst Verletzungen und dann Krankheiten sind, bzw. dass die "Krankheiten" aus der Statistik mal behandelbar waren, wichtiger, als so´n moralo Ding über den richtigen Bolzenschuss. (Im Sinne von: das ist ja wohl keine Frage, dass der sitzen sollte.)
Es geht darum, ob ihnen durch frühere Tötung Leid erspart wird.
Ja, ganz sicher. Alle diese beschriebenen Verletzungen verursachen unbehandelt Siechtum und Leid.
Und fast genauso sicher ist es, dass sie behandelbar sind. Frag deinen Tierarzt (nach Entzündungen...)
("Erkenne ich eine Bisswunde am Ohr?" Hey...)

"Wie teuer ist das tägliche einpinseln mit einem Wirkstoff, der für Schlachttiere zugelassen ist?"
Nicht nur das Medikament, auch der jeweilige Arbeitsaufwand.
Ja, es ist eine schwere Frage, ob sich einpinseln oder töten mehr lohnt.
Da sind wir uns wahrscheinlich einig.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1004

Beitrag von Rohana » Mi 22. Nov 2017, 00:05

Ähm... die, bei denen die Behandlung funktioniert hat, die liegen halt nicht in der Kadavertonne. Die "Hinweise" auf mögliche "Leiden" sagen leider gar nix über versuchte Therapien - oder hab ich das nur nicht gefunden? :ohm:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

centauri

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1005

Beitrag von centauri » Mi 22. Nov 2017, 07:23

Letztendlich geht es ja nur darum das billiges Fleisch produziert wird. Und solange der Kunde es toleriert wird sich daran nichts ändern. Da hilft es nix hier im Forum den oder den anderen Standpunkt zu vertreten. Das ist eigentlich Zeitverschwendung da wir uns hier ja eigentlich über Tier- bzw Fleischproduktion so ziemlich einig sind.
Die Verbraucher sensibilisieren wäre viel wichtiger. ;)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1006

Beitrag von marceb » Mi 22. Nov 2017, 08:46

Der Verbraucher wird durch solche Berichte informiert und es kann gar nicht genug solcher Berichte geben.
ich schaue viel "NDR" und da gibt es sehr viele Berichte über alternative Anbaumethoden und Tierhaltung.
Vor ein paar Jahren hat man davon nichts gesehen oder gehört.
ich denke langsam beginnt ein Umdenken.
Man sieht es auch z.B. an den Solawis. Hier in der Nähe gibt es eine, die haben in sehr kurzer Zeit, ich glaube ein Jahr,
über 60 Mitglieder, die sie Beliefern.
Langsam gibt es immer mehr Menschen, die die Herkunft der Produkte hinterfragen.
Der Wandel hat begonnen und wenn die konventionelle Landwirtschaft den Trent nicht erkennt, dann können sie ihre Produkte nur noch
in die 3. Welt exportieren.

Gruß
Martina

centauri

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1007

Beitrag von centauri » Mi 22. Nov 2017, 09:19

Der konventionellen Landwirtschaft gebe ich da eigentlich weniger Schuld. Klar ist das nicht das gelbe vom Ei.
Schlimm wurde es ja erst richtig als die Landwirtschaft industrialisiert wurde und dadurch landwirtschaftliche Erzeugnisse zu Schleuderpreisen auf den Markt kamen. Und der Verbraucher findet es mittlerweile ganz normal das 1 kg Schweinefleisch für 3 € verhökert wird.
Früher kostete das auch 6 DM. Das ist aber auch schon 30 Jahre her.
Mich wundert es eh immer wenn ich beim Einkauf an der Kasse stehe. Klar kaufe ich ja auch so manches ungesunde. Aber was für Mist da so mancher aufs Band legt, da kann man sich nur wundern. :hmm:

Benutzer 72 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1008

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 22. Nov 2017, 10:09

centauri hat geschrieben:Aber was für Mist da so mancher aufs Band legt, da kann man sich nur wundern. :hmm:
kann mich erinnern, dass mal jemand hier im Forum geschrieben hat, dass er/sie fast nur "ungesundes" einkauft, weil die frischen Sachen hatte er/sie ohnehin aus Eigenproduktion.....
Früher (vor ca. 38 Jahren) gab es in der Gegend, wo wir unser Wochenendhaus hatten (Südsteiermark) in den Geschäften kaum frische Sachen. keinen Salat, meistens nicht mal Eier.
warum?
das hatten alle selber! :lol:
heute kriegt man "alles" und die regionalen Landwirte esse Nüsse aus Kalifornien und lassen die eigene vom Baum verkommen, weil es zuviel Arbeit ist und weil man ja nicht weiß, ob sie vielleicht doch verschimmeöt sind und so schön und so groß sind sie sowieso nicht...
(das haben mir die Nachbarn dort so erklärt, ist keine "Mutmaßung" meinerseits!)
centauri hat geschrieben:Die Verbraucher sensibilisieren wäre viel wichtiger.
nee!! Die Menschen sensibilisieren wäre wichtiger!!
auch und vielleicht vor allem auch die Landwirte :roll:

ein Tier ist eben ein fühlendes Lebewesen und kein "Produkt", dass Landwirt erzeugt.....

Aber ja: manchmal muss man ein Tier töten, anstatt es zu behandeln...

Aber ich habe echt Zweifel, dass diese Tiere alle einem "Behandlungsversagen" zum Opfer gefallen sind

- woher willst du das denn wissen, Rohana? ;)

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1009

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Mi 22. Nov 2017, 13:11

marceb hat geschrieben:Der Wandel hat begonnen und wenn die konventionelle Landwirtschaft den Trent nicht erkennt, dann können sie ihre Produkte nur noch
in die 3. Welt exportieren.
Nachfolgend ein Auszug aus einem Papier einer NGO zum Them Export in arme Länder. ( https://www.oxfam.de/sites/default/file ... papier.pdf )
Da es sich um eine NGO handelt muss man natürlich die Daten noch gegenprüfen damit man nicht gleich mit der Masse mitheult. :engel:
Die EU ist aufgrund des jahrzehntelangen Einsatzes von Subventionen in Milliardenhöhe zu einem
bedeutenden Agrarexporteur, im Zeitraum 2003-2007 sogar zum größten Agrarexporteur weltweit,
geworden. Die Exporte haben sich innerhalb von sieben Jahre mehr als verdoppelt, von 51 Mrd. US$
(1999-2001) auf 105 Mrd. US$ (2006-2008; KOM 2009a:2). Die EU ist heute der größte Exporteur
von verarbeiteten Lebensmitteln (KOM 2007:262), der zweitgrößte Exporteur von Milchprodukten
(Wohlfahrt vom 01.04.2009), Schweinefleisch (USDA 2010:10a) und Weizen (USDA 2010b:6) sowie
der drittgrößte Exporteur von Geflügel (USDA 2010:12). Dabei haben die Exporte in arme Länder
stark zugenommen

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1010

Beitrag von Manfred » Mi 22. Nov 2017, 13:28

Der Verbraucher wird dadurch Berichte dieser Qualität nicht sachlich informiert, sondern aufgehetzt.
Die Folge ist dann: Der Verbraucher überdenkt nicht sein Konsumverhalten nach, sondern schimpft auf die bösen Bauern und bringt seinen Kinder unterbewusst bei, die Bauernkinder in der Schule als Tierquäler zu mobben.

Und weil es so bequem ist, ist der Bauer auch gleich noch Schuld am Klimawandel, damit der Verbraucher weiter mit gutem Gewissen Berge von Plastikmüll kaufen und mehrmals im Jahr eine Flugreisen machen kann.

Eine gute Berichterstattung, welche die Zusammenhänge aufzeigt, ist in unseren Medien extrem selten zu finden.
Reißerische Meldungen voller Schuldzuweisungen sind das Tagesgeschäft.

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