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Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

Verfasst: Fr 17. Sep 2010, 20:04
von Tanja
Hi Ihr,

jüngst bin ich von der aus Hundehaltersicht relativen Freiheit der ebenfalls relativen Weiten Nordhessens mit zwei großen, lebhaften Hunden nach NRW übergesiedelt. Fast möchte ich sagen: "wider besseren Wissens". Dass es aber so dermaßen kompliziert sein würde, hier dem Bewegungsdrang meiner Hunde auch nur annähernd gerecht zu werden, hatte ich zuvor nun doch nicht geahnt. Klar war mir zwar, dass die Gesetze hier strenger sind, mehr Hunderassen als grundsätzlich gefährlich eingestuft werden und auch, dass es hier mehr Zäune gibt, war mir zuvor bewusst. Aber, nun ist es tatsächlich so, dass ich hier nirgendwo meine Hunde frei laufen lassen kann. Sämtliche Weiden, Äcker, Wiesen sind dafür grundsätzlich tabu, Fluss- und Stauseeufer, Wege und Straßen sowieso. Hundeplätze oder Parks gibt es hier nicht. Das einzige nicht eingezäunte Stoppelfeld in der Nähe wurde nun ebenfalls mit Stacheldraht und verschlossenem Tor versehen. Dort habe ich mit den Hunden bislang wenigstens noch ab und an Ball spielen können. Nun bleiben uns ausschließlich Spaziergänge an der Leine. Zwar lebe ich auf einem Bauernhof, aber der zugehörige Garten ist nicht eingezäunt und die anderen Flächen sind den Weidetieren des Hofes vorbehalten. Fahrradfahren ginge vielleicht im hügeligen Gelände hier eventuell gerade noch mit einem Hund, mit zweien wäre das lebensgefährlich. Frei laufen lassen im Wald wird bös geahndet, außerdem ist mein junger Rüde auch nicht ganz wildsicher, wessenthalben ich ihn sowieso nur an der (Schlepp-)Leine mit den in den Wald nehmen kann. Zudem hat die Jagdsaison begonnen. Fazit: hier vor Ort ist eine halbwegs artgerechte Hundehaltung lediglich dann möglich, wenn man über ein eigenes, eingezäuntes großes Grundstück verfügt. Und selbst das wäre ja dann auf Dauer für keinen Hund optimal.

Für mich ist diese extreme Eindämmung der Bewegungsfreiheit von Hunden nur ein Symptom unserer kranken Welt. Gefahren, die möglicher Weise von lebendigen Wesen ausgehen, seien es nun Hunde oder meinetwegen Krankheiten, die von Vögeln oder Zecken übertragen werden können, werden als wer weiß wie bedrohlich empfunden, während die meisten die tatsächlich viel immenseren Gefahren, die allein durch die Nutzung von Technik entstehen, als unabänderlich und schlicht hinnehmbar erscheinen. Wieviele Menschen erlitten wohl in den letzten Jahrzehnten Schäden durch freilaufende Hunde? Zusammengenommen mit denen, die an von Tieren übertragbaren Krankheiten litten, wohl nur ein kleiner Bruchteil von denen, die in der selben Zeitspanne zu Opfern von Verkehrsunfällen wurden. Die Zahl der Opfer von Umweltgiften, Industrienahrung und konventioneller Energieproduktion will ich gar nicht erst in die Überlegung mit einbeziehen.

Wie kommt es zu dieser Diskrepanz? Wie kommt es, dass einem einzelnen von einem Hund totgebissenen Kind (so schrecklich so ein Fall natürlich auch ist) eine solche Gewichtung beigemessen wird, dass Bürger und Politiker sich darüber die Köpfe heiß diskutieren, und dass in Folge so viele Gesetze und Verordnungen erlassen werden, um diese Gefahrenquelle zu beherrschen, während gleichzeitig tagtäglich viele andere Kinder von Autos zerquetscht werden oder immer mehr Menschen an Zivilisationskrankheiten zugrunde gehen und alle, selbst die Betroffenen und ihre Angehörigen, nehmen das dann als schicksalhafte Fügung hin? Wäre es denn nicht viel sinnvoller und wichtiger, Autos als grundsätzlich als gefährlich einzustufen und mit extremen Tempolimits zu belegen?

Zurück zum eigentlichen Thema mit der Frage:

Wo in Deutschland (außer in Nordhessen) läuft es noch besser für Hunde und ihre Halter als in NRW? Wie sieht es aus in Österreich und der Schweiz und wie in anderen Ländern? Wo ist das Leben wenigstens in dieser Hinsicht noch ein wenig freier möglich?

Liebe Grüße

Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

Verfasst: Fr 17. Sep 2010, 20:13
von erdbeben
wir haben hier keine probs damit ausser im wald is klar aber sonst kann ich und auch meine bekannten die hunde ohne leine laufen lassen in den feldwegen.natürlich gibts auch hier mal ein hund der nicht von der leine darf wegen jagttrieb.aber dafür gibst auch mal die möglichkeit auf einem eingezäunten grunddstück.also hier gabs noch nie probleme mit der stadt.
lg martina

Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

Verfasst: Fr 17. Sep 2010, 20:18
von zaches
hm - also in meiner Sauerländer Zeit war ich viel mit Hunden unterwegs. Und fast immer unangeleint. Bei Lüdenscheid gibbet den ehemaligen truppenübungsplatz - das sind Hunde und Spaziergänger unterwegs, die aus Lüd kommen. Ich fiel mit Hund aus der Wohnung in den Wald zwischen Kierspe und Halver - über die Felder und Wiesen, immer ohne Leine, meist noch mit Pferd, denn viele Weiden sind nicht eingezäunt entlang der Volme. Im Ebbegebirge ist es doch wunderbar!

Hier am Neiderrhein kam es mir nach dem Umzug entsetzlich vor. Keine Hügel, okay - aber alle Wege schnurgerade nur mit ein paar 90 Grad Winkeln - Horror. Inzwischen habe ich natürlich entdeckt, daß es nur der erste Schock war.... und gehe mit meinem sehr gut hörenden und fast immer unangeleinten Hund über Feld und Wiese und durch d ie Waldstückchen spazieren... Stellen, von denen ich weiß, daß dort das Wild äst, meide ich oder leine an.

lg, zaches

PS: Angst vorm Hund? Historisch gesehen ist das die Fortsetzung der männlichen Hetzjagd auf den Wolf, der von jeher eher mit den Frauen verbunden war.... das Auto dagegen ist der Nachfolger des Pferdes - ein Heilgtum für unsere (männlichen) Vorfahren....

Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

Verfasst: Fr 17. Sep 2010, 20:24
von Tanja
zaches hat geschrieben:Im Ebbegebirge ist es doch wunderbar!
echt? :eek: aber nicht um Herscheid und Kiesbert herum. Bislang hat mir hier jeder gesagt, dass es keinesfalls angesagt ist, die Hunde laufen zu lassen und hier gehen auch alle anderen nur mit Leine. Nur einen manchmal freilaufenden Dorfhund gibt es, der aber um alle Menschen einen großen Bogen macht. Die Bauern hier jedenfalls sind auf Hunde gar nicht gut zu sprechen und verlangen ausdrücklich die Leine. Feldwege wie ich sie von Hessen und RRL kenne, gibt es hier auch nicht, nur Straßen zwischen verstacheldrahteten Äckern und Feldern. Nur der Wald ist naturbelassen, aber da geht eh nichts ohne Leine...

LG

Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

Verfasst: Sa 18. Sep 2010, 05:13
von Bunz
Hallo Tanja,
ich halte es natürlich für Unsinn (pardon) aus der Hunde-Sache eine Mann-Frau-Konstruktion zu erzeugen.
Der Hund war (ist) auch wichtiger Gefährte des Mannes bei der Jagd.
Gut.
Bleiben wir einmal bei den Hunden.
Tja, meine Liebe, da wirst Du eben leider Opfer der Tatsache, daß einfach zu viele Hund gehalten werden. Und dann wird gegenreagiert. Früher sah man immer mal einen Hund. Heute stolpert man ständig drüber.
Also: was machen?
1. in weniger dicht besiedelte Gebiete ziehen.
Nur, warum sind sie so menschenleer? Weil es keine Arbeitsplätze gibt.
So einfach ist das.
Sogar unsere Zuwanderer gehen lieber in das "richtige Deutschland" (Originalton).
Also, wenn Du es arbeitsmäßig schaffst....
2. Wie Du an meinen Schreib-Zeiten siehst, bin ich ein ausgesprochener Frühaufsteher. Ein sehr Frühaufsteher. UNd dann kann man mit seinem Hund in der menschenleeren Landschaft unterwegs sein (ich nehme das Fahrrad). NUr im Winter ist es Mist, weil es da sehr spät hell wird.
Also, das wäre auch noch überlegenswert.
Nun zu den Autos:
Da ist es wieder anders. Juristisch gesehen ist ein Auto ein gefährliches Werkzeug. Das wird aber gesellschaftlich nicht umgesetzt, weil die Autobauer das nicht gern sehen. Die davon beeinflußte Politik traut sich ja nicht einmal ein Tempolimit einzuführen, das nachweislich zu weniger Unfällen führen würde und außerdem ökologisch sinnvoll wäre.
Also: was sagt uns das?
Schaff die entsprechende Hundelobby mit Druck auf die Politik und schon klappt es.
Ob's sinnvoll ist, ist natürlich eine andere SAche.
lg
Bunz

Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

Verfasst: Sa 18. Sep 2010, 08:27
von kraut_ruebe
magels eigenem hund kenn ich die gesetze nicht hier bei mir.

aber so aus der praxis: zu fast jedem haus gehört hier ein hund. der hüpft in erster linie durch den hauseigenen garten, aber durchaus auch drumherum. es hat auch nicht jeder einen zaun, und geschlossene gartentüren sind auch nicht unbedingt usus. was für den einen oder anderen vierbeiner den radius vergrössert - wenn man so durch die dörfer fährt, begegnet man schon öfter mal einem hund auf der strasse (oder einer hühner- oder entenschar).

manchmal sieht man jemand einen hund spazieren führen - das sind wohl diejenigen, die mitten im dorf mit kleinem garten leben. ganz selten hat jemand den hund an der leine - das sind wohl die unfolgsamen, die sonst gefährdet wären. leine dient hier bloss zum schutz des tieres.

hund im wald ist mir noch nicht begegnet. die wälder sind hier endlos.....da trifft man früher ein reh oder nen fuchs denn mensch oder hund. wiesen sind hier auch unzählige, ebenso feldwege, naturteiche, seen etc.

meine kollegin musste vor kurzem notgedrungen in eine mietwohnung umziehen samt schäferhündin cheryl. cheryl kommt zur arbeit mit und wann immer dort kein unverträglicher artgenosse sein revier verteidigt kann cheryl aus dem auto raus und herumlaufen. für ausgiebige spaziergänge gibt es auch immer genügend plätze und gelände. scheint also kein problem zu sein.

deutschland und seine gesetze :eek:

Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

Verfasst: Sa 18. Sep 2010, 08:40
von Benutzer 72 gelöscht
hallo!

Bei uns draußen reicht es wenn du dich mit den örtlichen Jägern arrangierst :watt:
Dann bleibt Gesetz schon mal Gesetz :duckundweg:

(wir haben aber selber keine Hunde)

liebe Grüße!

Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

Verfasst: Sa 18. Sep 2010, 08:57
von ludwig
hallo,

in Bayern wird es auch immer strenger, bei uns im Gemeindebereich gilt auch schon der Leinenzwang bis 100m nach dem gelben Ortsschild.
Meine drei grossen Hunde lasse ich auf den Wiesen und im Wald ohne Leine laufen, da haben sich am Anfang die Jäger beschwert aber nachdem wir das mit Ihnen geklärt haben das die Hunde nicht wildern und nicht unbeaufsichtigt herumstreunen ist die Welt für beide Seiten wieder in Ordnung.
In der Nachbargemeinde müssen nur Hunde angeleint werden deren Schulterhöhe grösser 50cm ist.
Am Badesee ist für Hunde während die Menschheit schwimmt das Baden verboten, sind keine Menschen im Wasser dürfen die Hunde schwimmen.
Am nervigsten sind eigentlich immer andere Hundebesitzer die ihre Hunde nie ohne Leine laufen lassen und hysterisch werden wenn meine drei an ihrem schnuppern wollen, ganz schlimm auch die Gattung Mensch der man schon 20 mal begegnet ist und die jedesmal als erstes wieder Fragen " beisst der".
Ja wird alles immer schlimmer für uns Hundehalter aber zum Glück hier bei unseren 4 Häusern dürfen sie laufen und keiner von den Nachbarn beschwert sich.

Christian

Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

Verfasst: Sa 18. Sep 2010, 09:57
von zaches
@tanja - hm, eigentlich bräuchtest Du von Kiesbert nur nach Süden laufen.... dann biste doch direkt in einem recht großen Waldgebiet. Ich bin da immer rumgelaufen. Allerdings nur mit Hund ohne Jagdtrieb. Die ganzen Exkursionen für den Jagdschein gingen dort hinein, da kamen wir immer an moorigen Seen vorbei und diversen Mischwaldgegenden - also n icht alles nur "willst Du einen Wald vernichten, pflanze Fichten, Fichten Fichten......"

Ach ja - um die ganze Talsperren herum läuft es sich auch nett.

lg, zaches

Re: Hunde: Zäune und Leinenzwang, Gesetze - mit Exkurs

Verfasst: Sa 18. Sep 2010, 10:11
von kesca
Huhu.. WIr sind hier ja auch noch Bayern.
Zuvor hatten wir in einer 8000 Menschen gemeinde gewohnt -
hier war eigentlich absoluter Leinenzwang - keiner hat sich dran gehalten. Die Hinterlassenschafte mussten weggemacht werden.An der Straße Gewehgen usw. unbedingt Hund anleinen.
Im Wald hat uns einmal der Förster gesehen wie die Hunde rumgetollt sind. Diese sind aber beim ersten Pfiff parat gestanden, und daraufhin hat dieser auch nichts gesagt.
Hier nur 10 km entfernt von der anderen Gemeinde. Dürfen Hunde Grundsätzlich frei laufen - sofern sie abrufbar sind. In der "Altstadt" wurde gebeten die HUnde anzuleinen. Verstänlich viele Leute - viele haben auch einfach Angst vor Hunden.

Die einzige Leinenzwang regelung gilt wenn es stockdunkel sollen die Hundis bitte an die Leine. Kacka darf auch auf der WIese liegengelassen werden.Nur auf den landwirtschaftlichen Flächen sollen die Hundis natürlich abstand halten. Aber hier gibt es gaaaaanz viele uneingezäunte Wiesen usw.
Grüße ausm RheinMain Gebiet