Thomas/V. hat geschrieben:Mehr Probleme habe ich, ein mehr oder weniger großes Grundstück so um zu modeln, wie es mir in den Kram paßt. Das ist m.M. nach viel komplexer und derart vielschichtiger, das da langfristig gesehen jedes "Design" wieder aus dem Ruder läuft. [...]
Mir ist daher schleierhaft, wie jemand den Anspruch erheben kann, er würde ein Gebiet so "designen" können, das es langfristig funktioniert, wenn doch sogar die Natur nicht dauerhaft gleich funktioniert.
Was bringt es mir, der ich von einem bestimmten Grundstück leben will, es mit viel Mühe nach irgendwelchen Plänen umzugestalten, um dann 20 Jahre später zu merken, das das alles gar nicht wie gewünscht funktioniert?
Naja, dem Designer kann das ja egal sein, der ist dann längst verschwunden...
Zum Design gehört auch die Beobachtung des sich entwickelnden Designs und eventuelles Nachbessern. Das darf dem Designer nicht egal sein und das sollte er auch dem Kunden so erklären. Und genau
weil es so komplex und vielschichtig ist, finde ich das Gerüst, das ich durch den Permakulturkurs bekommen habe, so wertvoll. Aber es ist genau das: Ein Gerüst, das ich an meine spezifische Situation anlegen muss. Keine standardisierte Komplettlösung, die ich einfach überstülpe.
Thomas/V. hat geschrieben:Was mich am meisten stört ist der Anspruch, etwas "designen" zu wollen, was ohne Menschen vollkommen funktioniert, es aber anscheinend irgendwie "nötig" hat, "verbessert" zu werden.
Nichts gegen "wiederherstellendes Design", sich an dem zu orientieren, was jahrtausendelang funktioniert hat finde ich völlig i.O.
Aber dieser ständige "Optimierungswahn" geht mir auf den Senkel. Wann begreifen wir denn endlich mal, das wir nicht Gott sind und demzufolge zu blöd, nachhaltige "Ordnungen" nach unserem Plan zu installieren?
Wir sind nicht Gott, aber a) haben wir bereits durch kurzsichtige Eingriffe extrem viele Systeme aus dem Gleichgewicht gebracht und b) können wir das meistens ja sogar noch funktionierende (aber halt langsame und keinen nutzbaren/essbaren Ertrag abwerfende) Rettungssystem der Natur leiten und beschleunigen.
Funktionierende Wildnis zu roden, um ein Permakultur-Design zu etablieren ist übrigens einer der wenigen "echten" Fehler, die man als PK-Designer machen kann. Darauf wird immer wieder wert gelegt.
(P.s.: Ich sehe Permakultur nicht als "Gott spielen", sondern als "Arzt spielen". Als Arzt säge ich auch kein gesundes Bein ab, um es durch meine Prothese zu ersetzen, egal wie toll die Prothese ist. Die "Natur", in der die meisten von uns sich aber bewegen humpelt so gesehen aber nur noch auf Stumpen. Nun bin ich nicht Gott und kann einfach die Beine heilen, aber ich habe Prothesen, Heilmittel, Therapien und andere Hilfsmitte, mit denen ich die fehlenden oder verletzten Beine unterstützen kann. Nicht perfekt, aber so gut wie ich kann.)