Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

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Spottdrossel
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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#21

Beitrag von Spottdrossel » Mi 3. Apr 2013, 15:07

Ich zitiere mal eine Kollegin aus dem Raum Leipzig: "Bis zur Wende hatten wir noch ein Schwein und paar Hasen, dann brauchten wir das ja nicht mehr."
Eine andere Kollegin berichtete leicht empört über die Alibi-Zwiebeln, die noch auf dem Gartengrundstück wachsen müssen.
Damit ist doch schon fast alles gesagt.
Natürlich WÄRE mehr regionale Versorgung aus dem Garten möglich - wenn die Umstände für die nötige Motivation sorgen, diesbezüglich Zeit und Arbeit zu investieren; und die gleichen ungünstigen Umstände (leeres Konto/ leere Supermarktregale) dafür sorgen, daß die Abnehmer ohne eigenen Garten dankbar sind für die Kartoffeln und nicht nach unreifen Erdbeeren aus Ägypten schielen.
Da es aber nun einmal nicht so ist - bleibt der Garten "Hobby".
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Spencer
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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#22

Beitrag von Spencer » Mi 3. Apr 2013, 16:35

Recht hast Du Spottdrossel. Wenn ich sehe wie viele Schrebergärten bei uns leer stehen. Und ich kann mich noch an eine Zeit erinnern wo es ein wahrer Glücksfall war, einen der Schrebergärten zu ergattern.
Dann haben die Leute festgestellt das es viel günstiger ist, das Gemüse von der Theke zu grabschen als es selbst anzubauen. Und es sieht doch auch viel besser aus und es gibt keine Saison mehr....
Mittlerweile ist die vorgeschriebene Anbaufläche im Vereinsgarten auch drastisch geschrumpft worden, damit überhaupt noch jemand einen Garten betreibt.
Ich kenne wirklich welche die nur Kartoffeln anbauen. Und zwar auf genau der Fläche, auf der sie Gemüse anbauen müssen.

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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#23

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 3. Apr 2013, 19:03

Problem ist nur, dass bereits sehr viel Wissen und Können verloren gegangen ist und noch verloren geht.
Wissen, das nicht gebraucht wird, verliert sich relativ schnell.
Solange es das ganze Jahr alles zu kaufen gibt, ist es auch nicht so schlimm. Schwierig wird nur, dass es eine ganze Weile von Versuch und Irrtum benötigt, wenn wieder von vorne begonnen werden muss.

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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#24

Beitrag von 65375 » Mi 3. Apr 2013, 20:59

autark_heizen hat geschrieben:
65375 hat geschrieben:Ich kann definitiv nicht glauben, daß ein bedingungsloser Anspruch auf ein eigenes Stück Land für jeden Russen besteht. Egal ob drei Hektar oder nur 600 qm.
Ich kann sogar glauben, dass es auch für alle Nicht-Russen einen bedingungslosen Anspruch auf ein Stück Land gibt. Ebenso wenig wie Eigentum an Luft oder Sonnenstrahlen oder Regentropfen kann auch Eigentum an Bodenfläche nicht begründet werden.
Du verwechselst Dein Wunschdenken mit der Realität dieses ziemlich beengten kleinen Planeten. Gesetze unterscheiden sich von Land zu Land, aber daß sich irgendwo die Gesetzgebung Deinen Vorstellungen anpaßt, wird mit jedem Neugeborenen unwahrscheinlicher.

Armin Sommer

Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#25

Beitrag von Armin Sommer » Mi 3. Apr 2013, 21:20

autark_heizen hat geschrieben:
65375 hat geschrieben:Ich kann definitiv nicht glauben, daß ein bedingungsloser Anspruch auf ein eigenes Stück Land für jeden Russen besteht. Egal ob drei Hektar oder nur 600 qm.
Ich kann sogar glauben, dass es auch für alle Nicht-Russen einen bedingungslosen Anspruch auf ein Stück Land gibt. Ebenso wenig wie Eigentum an Luft oder Sonnenstrahlen oder Regentropfen kann auch Eigentum an Bodenfläche nicht begründet werden.
Mit ! Zustimmung!

Grüße

Armin

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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#26

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 3. Apr 2013, 21:39

Um aufs Thema zurückzukommen - wenn man intensive Tiermast rausnimmt, kann die Welt sich auch heute noch/schon nur von Kleinbauern/Gärtnern ernähren.
Dazu muß man aber in Kauf nehmen, daß es dann nur 1x die Woche Fleisch gibt, und Milchprodukte auch nicht viel öfter, ganz zu schweigen von Tee/Kaffee/Alkohol.
Man gucke sich mal die Rationierungen der Briten an (die übrigens erst 1953(!!!!) endeten, weil sie a) ihre Besatzungsarmee UND b) die ganzen Kriegsgefangenen UND c) die Zivilbevölkerung in D miternähren mußten....
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

Armin Sommer

Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#27

Beitrag von Armin Sommer » Do 4. Apr 2013, 01:06

Sabi(e)ne hat geschrieben:Um aufs Thema zurückzukommen - wenn man intensive Tiermast rausnimmt, kann die Welt sich auch heute noch/schon nur von Kleinbauern/Gärtnern ernähren.
Dazu muß man aber in Kauf nehmen, daß es dann nur 1x die Woche Fleisch gibt, und Milchprodukte auch nicht viel öfter, ganz zu schweigen von Tee/Kaffee/Alkohol.
Man gucke sich mal die Rationierungen der Briten an (die übrigens erst 1953(!!!!) endeten, weil sie a) ihre Besatzungsarmee UND b) die ganzen Kriegsgefangenen UND c) die Zivilbevölkerung in D miternähren mußten....

Hi Sabine,

ich denke nicht, daß wir hier vom Thema abgekommen sind, ganz im Gegenteil.
Wir können als gesichert annehmen, daß keine Klein- oder Großbauern, auch nicht die Industrie oder die Distributoren oder der Handel, irgendwen ernähren und ganz sicher nicht die Welt. Umgedreht wird ein Schuh draus. Die "Welt" (Synonym für die Erde) ernährt uns, und den Fall, in dem sie es nicht tut, müssen wir nicht diskutieren, den gibts nämlich nicht. Es gibt keine Menschen die nicht ernährt werden können.
Es ist noch nicht mal knapp.
Was hingegen knapp ist, ist der Zugang. Wenn "Briten" (ich nehme an, es sind die Menschen gemeint, die diesem Stamme angehören) hier rationiert wurden, dann ganz sicher nicht, weil "essen" knapp war, sondern weil der Zugang zur Beschaffung eben verknappt wurde. Wodurch auch immer.

Diese Zahlen, die hier so erstaunlich wirken, sind Blendwerk und/oder Nebelbomben, die, selbst wenn sie so stimmen, eine Selbstverständlichkeit vernebeln. Ob wir den Zugang durch Klein- oder Grossbauern ermöglichen, ist vom agrarischen Potential völlig unerheblich, aber sehr erheblich, was das gesellschaftliche Zusammenleben betrifft. Und hier gehört die "Grund und Bodendiskussion" engstens zum Thema "Selbstversorgung" (eigentlich Selbstzugang) und die letzten Beiträge, für mich zumindest, direkt und topic zum Thema hier.

Ob wir Datschas haben, dort Wassersky laufen, Grillen, Skat spielen oder uns in den Bohnen abbuckeln, oder daran Spass haben, ist keine Frage von qm oder ha, sondern unserer Vereinbarungen.

Grüße

Armin

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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#28

Beitrag von Dagmar » Do 4. Apr 2013, 08:40

Hallo,

ich bin sehr froh darüber, daß es z.B. in Deutschland klar definiert ist, wem welches Stück Boden gehört. Nur so habe ich eben auch die Sicherheit, daß ich auf meinem Grund und Boden anbauen kann und das auch die Ernte dann mir gehört. Und in einem anderen Thread hat mal jemand den Vorschlag gemacht, einfach mal eine fremde Wiese zu bepflanzen. Wie meine Reaktion wäre, wenn das jemand auf meiner Wiese machen würde, will ich hier lieber nicht erzählen. :pfeif: Nur eines ist klar, dessen Arbeit wäre auch für ihn umsonst gewesen. :pfeif:

Und ich verweise auch mal auf den Thread hier im Forum wo es um Diebstähle gibt. Die Reaktionen sind doch auch eindeutig. Niemand will, daß wildfremde Menschen auf dem eigenen Grundstück einfach Dinge, Nahrung, etc. stehlen.

Von daher würde z.B. ich selbst nie eine Partei unterstützen, die dieses Recht auf Grundbesitz in Frage stellt.

Das mit diesem Recht auf Grund und Boden viel Schindluder betrieben wird und daß natürlich viele reiche Menschen und Firmen und Organisationen und Staaten von den bestehenden Gesetzen sehr viel mehr profitieren als ich, ist mir auch ganz klar.
Aber man sollte bei diesen Diskussionen wo es um Rechts- und Besitzansprüche geht, eben auch nicht immer das Kind mit dem Bade ausschütten.


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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#29

Beitrag von 65375 » Do 4. Apr 2013, 09:09

Danke, Dagmar, für die klaren Worte!
Und selbst, wenn man Eigentum hat, darf man zumindest in Deutschland damit nicht einfach alles machen, wie z. B. im Wald exotische Bäume pflanzen oder mal flott ein Stück roden für den Gemüseanbau.
Ich lebe ganz gerne in einem Land, in dem solche Dinge klar geregelt sind. Daß das in vielen Bereichen inzwischen übertrieben wird, steht auf einem anderen Blatt.

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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#30

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 4. Apr 2013, 09:36

Moin,
wir hatten doch vor nicht allzulanger Zeit hier ein Video über eine japanische CSA, die auf sehr wenig Land über 50 Familien ernährt, ich finde es leider nicht wieder.
Ich denke, mit intelligentem Bio-Anbau und Selbstbeschränkung bei tierischen Produkten kann man locker die ganze Welt ernähren.
Das wichtigste ist aber primär, die Wüstenbildung zu verhindern - wenn der Humus einmal weg ist, wird es schwierig, neuen aufzubauen.
Daß es trotzdem machbar ist, hat das Beispiel von Las Gaviotas in Kolumbien gezeigt - die haben so viele Bäume gepflanzt, daß sich das Mikroklima veränderte, und sie heute sogar Wasser exportieren können. Und das Greening the Desert-Projekt lief supergut, bis die Finanzierung auslief und sich keiner der Einheimischen mehr zuständig fühlte.... :pfeif:
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