Die grundlegende Funktionsweise unseres Geldsystems ist mir bekannt und ebenso, dass die Kritiker gerne die Inflation, die Insolvenz und die Schaffung von Sachwerten in ihren Modellen komplett ignorieren.
Aber was hat das mit Permakultur-Ethik zu tun? Unser aktuelles Geldsystem ist ohne zumindest Korrekturen vorzunehmen nicht stabil und damit zwar vorübergehend als Werkzeug nutzbar, aber schwer in ein Permakultur-System integrierbar. Allenfalls wenn man in sehr langen Zyklen denkt und das in unregelmäßigen Abständen erfolgende Zusammenbrechen des Geldsystems mit einkalkuliert. Werden und Vergehen ist ja im Prinzip ein natürlicher Ablauf. Eine Kuh oder ein Mensch leben ja auch nicht ewig, sondern wird in ihrer Funktion im Laufe der Zeit immer wieder durch neue und leicht veränderte Individuen ersetzt.
Stabilität gewinnt die Natur durch Artenvielfalt und durch eine hohe Zahl von Individuen je Art. Dann ist es relativ egal, wenn einzelne Individuen oder gar ganze Arten ausfallen. Geldsysteme, die lange funktioniert haben, waren alle mehrstufig aufgebaut, mit verschiedenen Währungen und anderen Tauschmitteln auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene.
Große Gemeinschaftswährungen wie der Euro und der Dollar haben im Krankheits- oder Todesfall ein gewaltiges Potential für Instabilität zu sorgen. Deshalb ja auch die verzweifelten Versuche, sie um fast jeden Preis am Zusammenbruch zu hindern. Wenn im Teich nur noch ein dicker Hecht schwimmt, der alle anderen Teichbewohner gefressen hat, dann kippt halt das Ökosystem erst mal um, um sich dann langsam über mehrere Entwicklungsstufen wieder zu stabilisieren.
Vorher hatte Europa viele kleine nationale Währungen. Da war es für den Rest der Welt relativ unbedeutend, wenn mal eine davon zusammengebrochen ist. Und die Bevölkerung des Landes konnte sich in der Übergangszeit mit den Nachbarwährungen behelfen.
Eine über sehr lange Zeit stabile Einzelwährung in einem großen Verbund zu organisieren stelle ich mir extrem schwierig bis unmöglich vor.
Deshalb halte ich auch nichts vom Euro und seiner Organisationsform. Wir hätten aus meiner Sicht die nationalen Währungen beibehalten und den Euro als zusätzliche internationale Währung einführen sollen.
Aber an der Großbaustelle werde ich nichts zerreißen. Ich habe mehr als genug damit zu tun, vor meiner eigenen Tür zu kehren und meine kleine Welt vernünftig und so stabil zu organisieren, dass auch eine kippende Großwährung an ihr keine massiven Schäden anrichtet.
Das ist m.E. die realistischste Option für uns Gesellschafts-Plankton. Wenn wir unsere eigenes Futter haben und uns gegenseitig helfen, kann es uns herzlich egal sein, wenn der Hecht krepiert. Plankton gab es lange vorher und wird es auch lange danach noch geben, weil wir viele und vielfältig sind.