Versucht M5: Opferfläche bei Futterknappheit

Moderator: kraut_ruebe

50svent
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Re: Experiment Manfred 5

#11

Beitrag von 50svent » Mo 24. Aug 2015, 01:38

Ist halt die Frage, ob man einmalige Kosten für Zäune etc will oder laufende Kosten für Diesel und Maschinen (die mittelfristig nicht billiger werden...)


Manfred hat hier auch mal die Kosten für das "Futter-Einsammeln" und transportieren beschrieben

http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... 80&t=13058

Manfred

Re: Experiment Manfred 5

#12

Beitrag von Manfred » Mo 24. Aug 2015, 08:13

Genau dieser Maschinen-Fetischismus ist ja der Grund, warum es vielen Betrieben so schlecht geht.
Die meisten Betriebsleiter unterschätzen völlig, was das kostet (diese Diesel-Milchmädchenrechnung ist sehr verbreitet), zumal wenn man mit Vollkosten, also inkl. der eigenen Arbeitszeit rechnet.
Wenn ich auf naturnahe Abläufe verzichte, dann muss ich das alles mittels Maschinen und zugekauften Betriebsmitteln simulieren.
Dann muss ich das Grünland mechanisch bearbeiten und nachsäen und düngen und das Futter bergen und lagern und den Mist wieder ausbringen. Und am Ende kommt halt raus, dass mit Mutterkühen und anderen Weidetieren kein Geld zu verdienen ist.

Ich versuche den Maschineneinsatz auf den Flächen die ich beweiden kann in Richtung null zu drücken und die Winterfütterung mit maschinell konserviertem Futter ebenfalls mögl. weit runter zu drücken. Auch hier wäre der Idealfall die Null.
Außerdem soll die Produktivität der Weideflächen, also die Ernte von Sonnenlicht und Wasser durch die Simulation natürlicher Abläufe mögl. gesteigert werden.

Ich habe Anfangs einiges an Lehrgeld bezahlt, aber wenigstens die relativ hohen Abschreibungen der Anfangszeit immer erwirtschaftet. Inzwischen bleibt was übrig. Und wenn ich es richtig im Blick habe mehr als bei den meisten anderen Mutterkuhbetreiben und umgerechnet auf die Kuh auch mehr als in vielen Milchviehbetrieben. Und da ist noch deutlich Luft nach oben, zum einen weil die Abschreibungen noch weniger werden und zum anderen weil ich mir inzwischen sicher bin, mit dem HPG einen guten Weg zur Wiederherstellung bzw. Steigerung der Produktivität der Weiden gefunden zu haben. Evtl. werde ich nie die Menge an Grasproduktion wie ein intensiv wirtschaftender Grünlandbetrieb erreichen. Das brauche ich aber auch nicht, weil meine Kosten viel, viel geringer sind. Und wenn ich den Aufwuchs meiner Versuchsflächen mit dem Ertrag des intensiven Grünlands nebenan vergleich, von einem Konvi-Milchviehbetrieb mit mehreren Güllegaben pro Jahr, regelmäßiger chemischer Unkrautbekämpfung und Nachsaat etc.: Ich bin guter Dinge, dieses Ertragsniveau auch erreichen zu können, schon weil ich mehr Humus aufbauen und damit mehr Wasser speichern kann.

Im Moment herrscht halt durch die extreme Trockenheit dieses Jahr eine Ausnahmesituation. Und darauf muss man reagieren.
Natürlich könnte ich den gerade heranwachsenden Aufwuchs sofort wieder abweiden. Aber dadurch würde ich den Grünmasseertrag insgesamt deutlich reduzieren. Besser jetzt die Weidefläche einschränken und 3 oder 4 Wochen Heu zufüttern, als im Herbst 2 oder 3 Monate eher Heu füttern zu müssen, weil aufgrund der Überweidung nicht mehr genug nachwächst.
Die Alternative wäre, den Viehbestand zu reduzieren und im Frühjahr neue Tiere zu kaufen. Da ich aber gleichzeitig mein eigenes kleines Selektionsprogramm betreibe und kaum wieder die gewünschten Eigenschaften zukaufen könnte, zumindest nicht mit vertretbarem Aufwand, nehme ich halt den Mehraufwand mit dem Zufüttern in Kauf.
Würde ich nur in einem gängigen System Absetzer für die Mast produzieren, hätte ich vermutlich bereits Ende Mitte bis Ende Juni die Tierzahl runter gefahren.

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Experiment Manfred 5

#13

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Mo 24. Aug 2015, 08:17

Eine Kuh ist eben nicht nur ein Produktionsfaktor sondern auch und vor allem ein lebendes Wesen.Und was am produktivsten ist,ist selten am besten. :)

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kraut_ruebe
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Re: Experiment Manfred 5

#14

Beitrag von kraut_ruebe » Mo 24. Aug 2015, 12:06

zusätzlich zu ihno bzw. in verbidnung mit ihnos einwurf zielt die ganzheitliche betrachtung aufs grosse ganze ab. auch auf die rolle, welche der mensch mit seinem produktionswunsch und verbrauch auf der erde spielt, auf die umwelt, die lebensqualität für mensch und tier, die ethik und das leben allgemein.

von der höchstmöglichen produktion ohne rücksicht auf verluste zurückzufahren auf ein gutes, lebenswertes level, reichlich aber nicht rücksichtslos, ist nicht nur eine folge, sondern auch ein wunsch der dahinter steht.

es erfordert ein kluges und umsichtiges denken und handeln. unser derzeitiges normales leben ist schon so weit von der natur entfernt, dass HPG nichtmal so einfach ist, wie es eigentlich sein müsste, sondern für uns hochkomplex geworden ist. besonders, wenn man trotzdem dabei die wirtschaftlichkeit im auge behalten muss.

es ist ein schöner weg, den zu gehen sich auf mehreren ebenen lohnt :)
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Re: Experiment Manfred 5

#15

Beitrag von cfun » Mo 24. Aug 2015, 22:11

kraut_ruebe hat geschrieben:es ist ein schöner weg, den zu gehen sich auf mehreren ebenen lohnt :)
Schön finde ich es auch, wenn Rinder ganzjährig auf der Weide stehen und nur im Winter etwas zugefüttert werden müssen. Aber mich interessiert, ob man auf diese Weise mithalten kann mit Bauern, die ihre Rinder in Ställen halten und mit dem Mähgut füttern. Ausnahmejahre würde ich ausnehmen, so 1 in 10 Jahren?

Manfred

Re: Experiment Manfred 5

#16

Beitrag von Manfred » Di 25. Aug 2015, 08:29

Mutterkühe ganzjährig im Stall zu halten, ist m.E. nur unter Ausnahmebedingungen wirtschaftlich darstellbar. Mir fällt unter all den Mutterkuhbetrieben die ich kenne nur einer ein, der das macht. Und das ist ein reiner Ackerbaubetrieb mit verstreuten Flächen ohne Dauergrünland, der durch die Rinder Erntereste (Zuckerrübenblätter etc.) und Zwischenfrüchte verwertet.
Die Frage ist eher, ob man mit anderen Produktionsrichtungen (Milchvieh und vor allem Biogas) konkurrieren kann.
Da gibt es in D erhebliche Marktverzerrungen z.B. durch die Stallbauförderung und die Einspeisevergütung.
Aber hier im Dorf hört der letzte Milchviehbetrieb gerade auf. Und auch im Nachbarort macht wieder einer dicht.
Außer einem Hobbyhalter mit 4 bis 5 Tieren bin ich dann wohl der letzte Rinderhalter im Dorf.
Die Milchviehbetriebe sind aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage idR selbst bemüht, das Pachtpreisniveau im Rahmen zu halten.
Die höchsten Pachtpreise zahlt hier ein Sonderkulturbetrieb (Erdbeeren), der aber nur ebene, bewässerungsfähige Flächen nimmt und die hohen Pachtpreise auch nur für die Erdbeerjahre zahlt.
An zweiter Stelle steht ein Ackerbaubetrieb der Klärschlamm ausbringt und damit seine höheren Pachtpreise finanziert. Viele Verpächter lehnen aber Klärschlamm auf ihren Flächen ab, wegen des möglichen Schadstoffeintrags.
Und dann halt die Biogaser. Wobei wir keine Anlage in unmittelbare Nähe haben und die aus weiterer Entfernung zwar hier pachten, aber halt die Transportkosten mit einkalkulieren müssen.
Aber da geht es hauptsächlich um Ackerflächen.
Beim Dauergrünland besteht die Konkurrenz eher darin, dass die Eigentümer die Flächen selbst bewirtschaften und entweder nur die EU-Prämie kassieren und 1 x im Jahr mulchen oder irgendwelche für viehlose Betriebe möglichen KULAP-Programme mitnehmen und Heu verkaufen.
Ersteres führt zu artenarmen Grasflächen, die aber wenigstens Humus aufbauen. Letzteres freut die "Naturschützer", für die das Ausmagern der Fläche noch immer Mode ist, zerstört aber durch den Humusverlust den Wasserhaushalt ganzer Täler. Das führt dann dazu, dass bei Starkregen viel Wasser sofort über die Oberflächengewässer abläuft und dann bei Trockenheit mangels Reserven die Flächen und die Bäche schnell austrocknen.
Ich bin inzwischen der Überzeugung, dass die beste Art Grünland zu bewirtschaften die einer gut geführten Beweidung ist. Damit lassen sich sowohl Humusaufbau für den Wasser- und Nährstoffhaushalt als auch Artenreichtum erreichen. Zumindest schaffen das diverse Betriebe überall rund um die Kugel. Deshalb bin ich optimistisch, das früher oder später auch hinzubekommen.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Experiment Manfred 5

#17

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 25. Aug 2015, 08:59

Aber da geht es hauptsächlich um Ackerflächen.
Beim Dauergrünland besteht die Konkurrenz eher darin, dass die Eigentümer die Flächen selbst bewirtschaften und entweder nur die EU-Prämie kassieren und 1 x im Jahr mulchen oder irgendwelche für viehlose Betriebe möglichen KULAP-Programme mitnehmen und Heu verkaufen.
Ersteres führt zu artenarmen Grasflächen, die aber wenigstens Humus aufbauen. Letzteres freut die "Naturschützer", für die das Ausmagern der Fläche noch immer Mode ist, zerstört aber durch den Humusverlust den Wasserhaushalt ganzer Täler.
Irgentwie hab ich das nicht ganz verstanden...? :mued:

Wenn ich doch die Fläche einmal im Jahr mulchen dann zerstöre ich doch kein Humus, das grünzeug verbleibt ja auf der Fläche.
Wenn ich jetzt aber Heu mache, 2 Schnitte und der 3. Schnitt wird gemulcht oder siliert, dann schwindet doch der Humusgehalt im Boden, wenn ich keine Ausgleichsdüngung (Gülle, Festmist) vornehme.
Die Ausgleichsdünung ist ja aber nötig das das Ertragsniveau gleichbleib und die Qualität nicht sinkt.
Bei KAS sinkt der Humusgehalt aber auch ;)

Bis jetzt fanden bei uns die Naturschutzgruppen immer die Mulchflächen ganz toll.....

Manfred

Re: Experiment Manfred 5

#18

Beitrag von Manfred » Di 25. Aug 2015, 09:22

Da hast du dich vermutlich verlesen.
Ich habe doch geschrieben, dass die gemulchten Flächen Humus aufbauen. Dafür sind sie artenarm, weil sich monotone Grasbestände bilden.
Die durch Landschaftspflege- und Vertragsnaturschutzprogramme geförderten, ungedüngten und durch Heuverkauf ausgemagerten Flächen verlieren Humus.
Hier würden die Naturschutzverbände das Mulchen am liebsten komplett verbieten, um auch diese Flächen noch ausmagern zu können.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Experiment Manfred 5

#19

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 25. Aug 2015, 09:31

achso, ja jetzt habe ich es verstanden.

Die Nutzung ohne Ausgleichsdünung macht für mich immer noch keinen Sinn :mrgreen:

Irgendwann presst man dann Ampfer, Brennesel und Diesteln zu Ballen. :roll:

Verkaufen kann man das dann nicht mehr, das frisst ja kein Viech.

Manfred

Re: Experiment Manfred 5

#20

Beitrag von Manfred » Di 25. Aug 2015, 12:37

Hm. Mit den Dreien hatte ich auf den Magerflächen bisher keine Probleme. Aber das mag auf anderen Standorten anders sein.
Auf der Weide beobachte ich alle 3, aber nicht in kritischer Häufung.

Ampfer ist m.E. eher ein Problem in intensiv gedüngtem Grünland mit hoher Schnitthäufigkeit, weil die Stöcke nach jedem Schnitt stärker wieder austreiben und so das Gras um sich herum beschatten.
Wenn die Nährstoffversorgung zurück geht und er seinen Job gemacht und Verdichtungen durchwachsen und die Nährstoffe aus dem Unterboden wieder hoch geholt hat, dann verschwindet er meist von selbst.
Ich habe ein paar alte Ampferecken auf der Weide und ein selbst gebasteltes. Aber der Ampfer wird dort nach und nach immer weniger.
Nach meiner Beobachtung fangen die vertrockneten Stängel an zu faulen und so wird oft auch die Wurzel zerstört. Außerdem schaffen es die Ampferpflanzen auf der Weide kaum, das Gras kritisch zu beschatten. Und wenn die Grasnarbe wieder geschlossen ist, kommen auch nur wenige junge Ampferpflanzen nach, trotzt der Millionen Samen, die im Boden liegen.

Brennessel macht sich hauptsächlich auf Brachen breit. Wenn auf der Weide mal ein Nest auftaucht, verschwindet das nach einigen Jahren von selbst wieder.

Und Disteln tauchen vermehrt an stellen auf, die stark überweidet wurden, aber auch mal vorübergehend auf Brachen. Sie sind m.E. eine Art Schutzmechanismus der Natur gegen Überweidung. Wenn die Ursache behoben wird, verschwinden auch die Disteln wieder.

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