Na, mich dünkt, der hat ein massives "entweder/oder" Problem, der gute Mann.
Erst mal der link zum text des Videos:
https://medium.com/@urbanfarmercstone/w ... 04d570db70
Die Mythen, die er "widerlegt" sind folgende:
-"Forerst Gardening"/Nachhaltigkeit
-"Lazy gardening" /(wu wei?)
- Mulch
- Swales
- Gesunde Pflanzen durch Nützlinge und Beikräuter.
Seine Argumentation beruht auf einer gebetsmühlenartigen Wiederholung von "es kommt auf den Kontext an" (was er, meiner Meinung nach, selber nicht beachtet) und dem, doch leicht suspekten, Anspruch der "konsequenten" Übertragbarkeit auf kommerzielle, richtig große Landwirtschaft, am liebsten 1:1.
- Kommt richtig gut raus bei "Forest gardening" - es könne nicht funktionieren, weil man ja nie genau weis, wann wieviel geerntet werden kann. Da gehts nicht mal um den Mehraufwand, der behauptet tatsächlich, ich würde nicht satt, wenn ich nicht 3 Wochen (3 Monate...) vorher weis, was auf meinen Teller kommt. Nun, ich denke, da wird erst mal der Händler nicht satt, wenn er nicht weis, wem er sein Zeug verkaufen kann. Oder?
Und als "nachhaltig denkender und argumentierender Mensch" könnte ich an dieser Stelle die Handelswege aufs Korn nehmen, wie das im "ganzheitlichen Ansatz" ja durchaus mal gedacht war, aber: nada, niente, nix. Keinen Ton.
Auch alle anderen Aspekte, die, aus biologischer Sicht, für etwas mehr Bäume und Büsche sprechen - futsch.
Mehrjährige seien super unpraktisch, weil, wenn man die nicht schneidet, hat man viel mehr Aufwand (im Jahr danach, stimmt auch, aber erstens nicht für alle mehrjährigen Kulturen und zweitens nicht mit allen Wildformen. Aber die sind ja phöse, weil sie "keinen vergleichbaren Ertrag" bringen - ungeachtet der Relation zum Aufwand....)
Und vor allem wieder: der (herkömmliche Groß-)Händler soll satt werden, nicht die Bevölkerung.
- "Lazy gardening" reduziert er auch auf das, was naturferne Menschen daraus machen;
"wu wei", im Sinne von: verantwortungsvolles Reflektieren des eigenen Einfusses auf die Natur fällt komplett unter den Tisch.
- Mulch. Ich bin beinah abgebrochen wie er seine "verbesserte" Form präsentiert: steht er da mit ner Gaskartusche und schmilzt Plastik zu Löchern in eine Folie.
Er zählt einige Probleme auf, die es tatsächlich gibt, nennt das aber nicht "management", mulcht auch weder mit Zwischenfrüchten, Hackschnitzeln oder Kompost (nein, es geht ja um die "Big Players"; und Kompost-Tee scheint er noch gar nicht zu kennen), er findet es teuer und schwierig, Stroh zu verteilen, also ist das auch nix.
Und es kommt zwar auf den Kontext an (es kommt auf den Kontext an! Es kommt auf den Kontext an! es kommt auf den Kontext an!), aber das Mulch im Sommer den Boden kühlt ist nix wert, weil er das im Frühling auch macht - und das macht arbeit und das schmälert den Profit und deshalb sollen wir erst den Landwirt und seine Händler füttern...
Als ob das die 10 Milliarden besser sättigen würde als den Boden zu füttern.
- Swales. Nun, er stellt fest, dass wasserreiche Gegenden nicht in dem Maße davon profitieren, wie wasserarme. Oh, welch tiefe Erkenntniss.
Und auch hier sind es nicht die Menschen, die ihren "Kontext" erst anerkennen, wenn er ihnen in die Nase beisst, oder ihnen unterm Hintern wegflutscht, nein, es ist "PK", die den Fehler verursacht.... Er betont, dass er die "Macher" respektiert - scheint aber vor allem die Schwierigkeit, diesen
unendlich variablen Kontext überhaupt mal wahrzunehmen, zu respektieren.
Da geht er nämlich ausgesprochen penetrant
nicht drauf ein.
- Gesundheit der Pflanzen durch Nützlinge und "richtige Mischung". Auch wieder sehr seltsame Argumentationsstränge: Nützlinge müsse (nicht könne) man kaufen und seien daher wie Insektizide, die man auch kaufe. (Ich wittere Konkurenzdenken: die Händler von Nützlingen sollen nicht satt werden dürfen?)
Dann zählt er diverse vernünftige management Geschichten als "Gegenbeweis" auf (wo ist eigentlich der Unterschied zwischen einem "Kontext" und einem "Kreislauf" - wenns nicht funktioniert ist kein Kreislauf daran beteiligt gewesen???), als habe irgendwer ernsthaft behauptet, man könne schlechtes Wirtschaften mit ein paar Ringelblumen ausgleichen.
Und immer wieder das Kredo: PK geht nicht für die ganz Großen, weil die vielen kleinen Geister ja so ein idealistisches Bild und keine Ahnung haben.
Nun, da hat er recht. Er profitiert aber ganz schön davon.
Ich hab keine Ahnung von kommerzieller Landwirtschaft. Aber ich habe jeden einzelnen Punkt schon gekannt und wäre nie im Leben auf die Idee gekommen, einen davon so auf große Masstäbe umzurechnen wie es seine Umgebung anscheinend tut.
Ich weis ja auch, dass Hummeln fliegen können.
Die Gesetzmässigkeiten für ganz kleine und ganz große Dinge sind nicht aufeinander übertragbar.
Weshalb das zu Lasten der PK gehen soll hat sich mir nicht erschlossen.
Der Herr möchte sein Geld mit seiner Farm machen und nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wenn das "Projekt PK für Alle" nicht durch sein Zutun erfolgreich wird. Mehr kann ich darin nicht sehen.
Er findet sich mit der "Trägheit der Masse" auf eine etwas eigenartige Art ab und merkt nicht, wie er "die Gegenseite" füttert mit seiner Argumentation.
Dass er Bodenschonung, Bodenpflege so wenig einfordert, keinerlei Visionen für andere Maschinen entwickelt (der konnte nicht mal den Bohrer benennen, mit denen er die Vorlage für seine Plastikstinkerei gefertigt hatte....), die Handelswege so kritiklos stehen lässt (ausser dem Handel mit Nützlingen...) - strange.