Joel Salatin

Moderator: kraut_ruebe

henmen
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Re: Joel Salatin

#91

Beitrag von henmen » Do 31. Mär 2016, 11:17

... eine kleine Ergänzung:

Bei allem was wir tun geht es auch um echten, puren Geschmack und hohe bis höchste Qualität, ein Kriterium das sowohl in der Pflanzen- als auch der Tierzucht im Laufe der Jahre scheinbar immer weiter zurückgedrängt wurde und einem schneller, größer und uniformer Kultur geopfert wurde. Allerdings wächst die Zahl der Verbraucher stetig, die mit dieser Entwicklung nicht einverstanden sind und auf Nischenanbieter, wie beispielsweise Otto Gourmet & Co. (95% aller Spitzenköche und 30.000 Privatkunden werden bedient) ausweichen, die wiederum ihr Nischendasein inzwischen mit zweistelligen Millionenumsätzen längst verlassen haben. Arm ist, dass diese Genußspezialisten kaum Erzeuger in Deutschland finden, die den hohen Qualitäts- oder Mengenansprüchen ihrer Kunden gerecht werden und sie deshalb in Spanien, den USA, Frankreich ... fündig werden, was sie übrigens sehr bedauern und immer wieder zu ändern versuchen.
... auch so kann Landwirtschaft sein: http://www.polyfaces.com/trailer-deutsch/

henmen
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Re: Joel Salatin

#92

Beitrag von henmen » Do 31. Mär 2016, 12:01

Manfred hat geschrieben:Das deckt sich mit dem, was Salatin zum Tiefbett schreibt.
Ich habe mich hauptsächlich wegen des Gewichtes gewundert.
Inzwischen habe ich gesehen, dass eh mind. 1/3 der Fläche mind. 5 cm tief eingestreut werden muss.

Was plant ihr denn für eine Besatzdichte?
Bei den Demeter-Richtlinien blicke ich noch nicht so ganz durch.
1 x schreiben sie max. 4,4 Tiere bzw. max. 9 kg Lebendgewicht pro m2 begehbare Bewegungsfläche.
Dann steht da: In der Dunkelphase max. 8 Tiere bzw. 16 kg Lebendgewicht pro m2 Bewegungsfläche.
Wie ergibt sich dieser Unterschied? Wird da tagsüber eine evtl. vorhandene Außenvoliere / überdachter Auslauf mit gezählt?
Bei mehrere Etagen max. 15 Tiere bzw. max. 30 kg je Quadratmeter Stallgrundfläche.
... um optimal zu funktionieren, sollte das Tiefbett bei Hühnern möglichst ca. 50 cm (bei Schweinen 80-100 cm) tief sein (übrigens eine Erfahrung die Joel mit mir teilt, was die Hühner betrifft).

Die Erfahrung hat uns gelernt, dass eine Besatzdichte von maximal 2 ausgewachsenen Hühnern pro Quadratmeter anzustreben ist, zum einen um Stressausfälle zu verhindern und zum anderen um das Tiefbett optimal durch die Tiere bearbeiten zu lassen. Hinzugerechnet werden Zwischenebnen und Sitzstangenlängen, so das wir auf eine Besatzdichte von 75 Hühnern pro Mobilstall kommen werden, was im übrigem einer nahezu idealen Gruppengröße entspricht und seltsamerweise genau der Anzahl von Hühnern in Joel Salatins Chicken Traktoren gleichkommt (unsere Tiere haben allerdings sehr viel mehr Platz).
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Manfred

Re: Joel Salatin

#93

Beitrag von Manfred » Fr 1. Apr 2016, 12:53

Manfred hat geschrieben:Gestern hat mir jemand erzählt, in D sei die gemeinsame Haltung von Hühnern und Rindern auf einer Fläche verboten, wegen der Gefahr der TBC-Übertragung. Weiß dazu jemand etwas Näheres?
Das hat sich nach mündlicher Auskunft des Veterinäramtes Würzburg als Gerücht erwiesen. Es werde von der gemeinsamen Haltung von Hühnern und Rindern auf einer Fläche zwar abgeraten, verboten sei es jedoch nicht.

henmen
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Re: Joel Salatin

#94

Beitrag von henmen » Do 7. Apr 2016, 23:31

... da fällt mir ein Stein vom Herzen. Der Verzicht auf die tierische Proteinversorgung der Hühner durch Fliegenmaden aus den Kuhfladen, das zerkratzen der Fladen durch die Hühner zur Verhinderung von Grashorstbildungen und zur Weide-Hygiene wären ein harter Schlag ins Kontor gewesen.

Gruß Henmen
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Benutzer 72 gelöscht

Re: Joel Salatin

#95

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 8. Apr 2016, 09:46

henmen hat geschrieben:die tierische Proteinversorgung der Hühner durch Fliegenmaden aus den Kuhfladen, das zerkratzen der Fladen durch die Hühner zur Verhinderung von Grashorstbildungen und zur Weide-Hygiene
danke für die Infos!!
gerne mehr davon! :)

henmen
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Re: Joel Salatin

#96

Beitrag von henmen » Fr 8. Apr 2016, 10:46

Ja, Joel Salatin ist schon ein Fuchs. Über Jahrhunderte bestand die Hauptaufgabe der Kuhhirten darin, Kuhfladen auseinander zu ziehen und zu verteilen und so die Weide vor der Horstbildung zu schützen und gleichzeitig die Fläche gleichmäßiger zu düngen. Gegen die Fliegen hat es nicht geholfen, diesen Part übernahmen die Wild-Vögel. Joel hat daraus eine Symbiose aus Rindern und Legehennen entwickelt. Er folgt nach vier Tagen mit seinem Hühnermobil den Herden (in dieser Zeit sind die Fliegenmaden im optimalem Entwicklungsstadium um gefressen zu werden und es sind noch keine Fliegen geschlüpft). Diese Vorgehensweise ist genau so einfach wie genial und funktioniert zum großen Vorteil aller Beteiligten. Die Weide wächst gleichmäßiger und ohne Horstbildung, die Kühe werden vor Fliegen bewahrt und fressen auch in dem Bereich, wo sie beim letzten Weidegang etwas fallen gelassen haben (was sie normalerweise nicht tun), Joel hat durch die Addition spürbar zusätzliche Einnahmen ohne die Fläche vergrößern zu müssen, spart Arbeit in der Weidepflege und erhält Eier, die nicht nur inhaltlich sehr viel wertvoller als andere sind.
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Re: Joel Salatin

#97

Beitrag von henmen » Fr 15. Apr 2016, 14:59

Hier eine Reihe von Videos in denen Joel Salatin Dr. Mercola seine verschiedenen Arbeitsbereiche vorstellt

Schweine:
https://www.youtube.com/watch?v=JjBtZxlkEDw

Truthähne und Rinder:
https://www.youtube.com/watch?v=UXOtq2J-mNk

Hühner:
https://www.youtube.com/watch?v=zgVFmfibjeE

Legehennen und Kaninchen:
https://www.youtube.com/watch?v=eDbn8ahhcZ8

Wasser- und Dungkreislauf:
https://www.youtube.com/watch?v=-oOjyNLVERw
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Re: Joel Salatin

#98

Beitrag von henmen » So 24. Apr 2016, 12:49

... sechs Tips von Joel Salatin zum Thema Hofgründung:

http://modernfarmer.com/2015/10/farming ... l-salatin/
... auch so kann Landwirtschaft sein: http://www.polyfaces.com/trailer-deutsch/

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Re: Joel Salatin

#99

Beitrag von kraut_ruebe » Mi 11. Mai 2016, 16:30

der grasaufwuchs nach den hühnern aus der luft betrachtet:

https://www.pinterest.com/pin/91338698671152142/

ganzer artikel: https://www.milkwood.net/2011/08/31/joe ... hop-notes/
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Christoph

Re: Joel Salatin

#100

Beitrag von Christoph » Do 26. Mai 2016, 22:26

Interessanter Thread. Hat gut mir getan darin etwas zu lesen und zu sehen, dass sich in Deutschland auch noch andere für so etwas wie nachhaltige Landwirtschaft interessieren und dabei auch die interessanten Entwicklungen in diese Richtung in anderen Ländern im Auge behalten.

Ich habe auf dieser Seite auch mit der Suchfunktion keinen Hinweise auf das "Salatin Semester" ( http://salatinsemester.com/ ) gefunden und weise daher hier darauf hin. Ich selber war durch das Interview von Joels Salatin mit Chris Martenson (http://www.peakprosperity.com/podcast/9 ... ve-farming ) auf den Film "Polyfaces" aufermerksam geworden. Der Film hat mich dann dazu gebracht mir das "Salatin Semester" zu bestellen.
Die 12 DVDs habe ich mir inzwischen alle jeweils mindestens einmal angesehen. Ich fand das sehr interessant und lohnend. Ausserdem gehört dazu noch ein Buch in dem jede Menge Fragen beantwortet und Praktische Tipps gegeben werden. Angeregt durch das Salatin Semester habe ich mir auch den Vortrag von Allan Savory über Holistic Management ( https://youtu.be/kvpeLFrk5io ) angesehen und der wiederum hat mich dazu gebracht auch das Buch von Andre Voisin über die Weidewirtschaft ( Grass Productivity: An Introduction to Rational Grazing ) weitgehend zu lesen. Joel Salatin erwähnt es allerdings auch. Von Voisions Buch gibt es auch eine deutsche Übersetzung ( Die Produktivität der Weide), die aber vergriffen ist.

Letztes Jahr habe ich mir übrigens auch jei ein 3-tägiges Seminar bei Sepp Holzer ( http://www.seppholzer.at ) und bei John Jeavons ( http://www.johnjeavons.info/john-jeavons.html ) sowie eine Besichtigung des Kramterhofes ( http://www.krameterhof.at ) und der Singing Frogs Farm ( http://singingfrogsfarm.com/ ) gegönnt, und ich habe mir auch die DVD von Mark Shepard ( Restoration Agriculture) angesehen und das gleichnamige Buch von ihm gelesen. Siehe dazu auch meinen Blogbeitrag:
http://www.freizahn.de/2015/03/restauri ... irtschaft/
Unter http://www.freizahn.de/category/landwir ... gartenbau/ habe ich auch noch andere Blogbeiträge zum Thema Landwirtschaft und Gartenbau.
Auch habe ich mir den "Ecology Action: 2 Week Farmers course" gekauft und angsehen, der hier auch einige interessieren könnte: https://vimeo.com/ondemand/ecologyaction

Der Grund warum mich das alles interessiert ist, die extreme Fragilität der industriellen Landwirtschaft. Ein Zusammenbruch des globalen Handels, z.B. durch Krieg, wie im ersten und zweiten Weltkrieg, oder ein gezielter Angriff auf die technische Infrastruktur, z.B. mit einer Atomwaffe wie in "One Second After: Die Welt ohne Strom" (siehe auch http://www.freizahn.de/2014/08/weitere- ... thema-emp/ ), würden heute in sehr kurzer Zeit zu der vermutlich katastrophalsten Hungersnot führen, die Deutschland und Europa je erlebt haben.
Der andere Ansatzpunkt ist der Roman "A World Made by Hand" von James H. Kunstler, der das Leben im Nordosten der USA einige Jahre nach dem Zusammenbruch der heutigen Industriegesellschaft zeigt, nachdem die Bevölkerung durch Kranhheiten, Hunger und Gewalt schon um ca. die Hälfte geschrumpft ist. Wie würde Landwirtschaft dann hier in Deutschland funktionieren? Was könnten wir tun um die Zahl durch Hunger und dessen Nebenwirkungen umkommenden Menschen bei der bei einem wie auch immer verursachten Zusammenbruch der Handelströme und unserer Industriegesellschaft zu vermindern? Wie könnten wir langfristig möglichst viele Menschen in Deutschland ernähren und wie könnte man in Afrika und Asien nachhaltig mehr Nahrungsmittel produzieren, die Bodenqualität verbessern und damit auch Fluchtursachen reduzieren.

Vor diesem Hintergrund frage ich mich, ob es nicht vernünftig wäre, und wie man es anstellen könnte, eine nachhaltige Landwirtschaft mit den Methoden von Joel Salatin, Sepp Holzer, Mark Shepard, John Jeavons usw. aus sicherheitspolitischen Gründen zu bewerben, zu fördern und zu realisieren. Das könnte aus staatlicher Sicht passieren. Immerhin würde so eine Hungersnot wie sie unserer Land erwartet weit mehr Menschenleben kosten als die beiden Weltkriege. Ausserdem könnte man überlegen, wie man der Bevölkerung glaubwürdig Nahrungsmittelsicherheit verkaufen könnte, die ja dann auch noch, wie bei Joel Salatin und John Jeavons, zugleich auch mit einer Verbesserung der Qualität der Nahrungsmittel und der Ernährung und damit auch mit gesundheitlichen (und gesundheitspolitischen) Vorteilen verbunden wäre.

Ein wichtiges Werbeargument wäre dann auch noch, dass mit diesen Methoden von Joel Saltin, John Jeavons, Mark Shepard usw. auch noch die Bodenerosion vermindert oder verhindert, die Bodenqualität verbessert, der Verbrauch an nicht erneuerbaren Rohstoffen vermindert und, umwelt und klimapolitisch ganz, ganz wichtig, die Einlagerung von Kohlenstoff in der Erde drastisch gesteigert und damit die Zunahme des CO2-Gehaltes der Atmosphäre gestoppt oder sogar reduziert werden könnte.

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