Joel Salatin

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Rohana
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Re: Joel Salatin

#81

Beitrag von Rohana » Mo 21. Mär 2016, 09:08

Landwirtschaft geht nicht ohne Landwirte, und auch nicht ohne Land. Grad wieder gesehen wie der letzte Gemüsebauer im Dorf meiner Eltern seine Felder verkauft hat, top Baugebiet, sehr gefragt. Alles was da an (gutem!!) Boden zugepflastert wird, wird nie wieder bewirtschaftet werden. Genauso das Industriegebiet etwas weiter ausserhalb, trägt passenderweise den Namen "Niedermeyers Feld" ...
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

henmen
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Re: Joel Salatin

#82

Beitrag von henmen » Mo 21. Mär 2016, 14:34

Ja, es ist ein Trauerspiel, allerdings ist die Flächenversieglung durch Straßen-, Haus- und Industriebau nur zur Hälfte an der Bodendegradierung in Deutschland beteiligt. Die Hälfte der jährlich 60.000 Hektar Fläche zunehmender degradierter Böden geht auf das Konto der industriellen Landwirtschaft, beispielsweise durch deren Bodenverdichtung bis hin zur vollständigen Versieglung tieferer Erdschichten (durch den Einsatz zu schwerer Maschinen) und der Vergiftung der Bodenlebewesen durch mit Insektiziden versetzten Gülle ("gute" landwirtschaftliche Praxis), anorganischer Düngemitteln, Insektiziden, Fungiziden, Herbiziden und oder Pestiziden die in Verbindung mit Monokulturen die Bodenorganismen von normalerweise ca. 15 Tonnen pro Hektar, um bisher ca. 90% dezimieren, was wiederum massiv Erosionen beschleunigt.
... auch so kann Landwirtschaft sein: http://www.polyfaces.com/trailer-deutsch/

henmen
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Re: Joel Salatin

#83

Beitrag von henmen » Mi 30. Mär 2016, 14:42

Wildmohn hat geschrieben:
henmen hat geschrieben: Joel Salatin hat einige dieser "alten" Erfahrungen aufgegriffen, neu interpretiert und die aktuell lukrativsten Teilbereiche ganzheitlicher Landwirtschaft herausgezogen und auch wirtschaftlich erfolgreich umgesetzt.
Ich denke, dass eine tatsächlich ganzheitliche Landwirtschaft, unterstützt durch die Möglichkeiten leichter Technik, nicht nur sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich und in Deutschland umsetzbar ist.
Die ganzheitliche Landwirtschaft wird sich meiner Meinung nach leider nicht durchsetzen können. Da bin ich absoluter Pessimist. Es wäre schon ein Erfolg, wenn die Anbauflächen in der ökologischen Lanwirtschaft bedeutend zunehmen würden, indem diese Wirtschaftweise politisch und finanziell mehr unterstüzt werden würde.
Woher nimmst Du den Optimismus bzgl. der Umsetzbarkeit der ganzheitlichen Landwirtschaft in D., zumal der Begriff "Permakultur" für die meisten (noch) ein Begriff mit 7 Siegeln ist?
Auf unserem "neuen" 400 Jahre alten Hof, den wir falls alles so klappt wie gedacht ab August beziehen werden, wird es ganz bewusst sehr viele Parallelen aber auch Abweichungen gegenüber Polyface geben und alles wird in sehr langsamen und bedachten, bereits lange geplanten Schritten umgesetzt (ich denke alles auf einmal zu wollen, ist der beste Weg um zu scheitern). So werden wir zuerst den vorhandenen historischen Terrassengarten (8000 m2) neu anlegen, im zweiten Schritt und da wo nötig in die Landschaft eingreifen und beispielsweise Hecken und Teiche anlegen, aber auch "vergessene" Pflanzen wie beispielsweise Esparsette, Futterzichorien und Maulbeeren anpflanzen, den vorhandenen alten Hutewald reaktivieren und abschließend, die seit Jahrhunderten als Pferdeweide genutzten Weiden mit Komposttee boosten und als Heu ernten. Ist das erledigt, planen wir den Start einer CSA Initiative und erst danach wollen wir, gemeinsam mit unseren Teilhabern und was den Tierbesatz betrifft mit Hühnern (Schwarzfusshühner zur Mast und Marans für die Eier - jeweils im Mobilstall mit Tiefbett) und Fleischschafen (Dorper) starten, danach und mit einigem zeitlichen Abstand, sollen Schweine folgen (Tamworth - in einer Kombination aus Tiefstall und Freilandhaltung) und zum Schluss Rinder (falls möglich Red Poll - eine alte englische Rasse mit ursprünglich deutschen Wurzeln)...

... den gedanklichen Rahmen zu diesen eher technischen Abläufen, soll die Polyface Philosophie (plus einem großen Schuss eigener Ansichten und Erfahrungen) bilden, die größtenteils auf das Holistic Management System von Allan Savory aufbaut.
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Manfred

Re: Joel Salatin

#84

Beitrag von Manfred » Mi 30. Mär 2016, 15:10

@henmen:
Kannst du etwas mehr zu den geplanten Mobilställen für die Hühner sagen? Mich würden eure Gedanken dazu interessieren, wie man die am besten gestaltet/baut.

@alle:
Gestern hat mir jemand erzählt, in D sei die gemeinsame Haltung von Hühnern und Rindern auf einer Fläche verboten, wegen der Gefahr der TBC-Übertragung. Weiß dazu jemand etwas Näheres?

henmen
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Re: Joel Salatin

#85

Beitrag von henmen » Mi 30. Mär 2016, 18:30

Hallo Manfred,

wichtig war und ist uns, dass wir einen Mobilstall zur Verfügung haben der gleichzeitig strassentauglich, ohne Traktor bewegbar, bezahlbar und mit einem Tiefbett ausgestattet ist. Damit fielen alle deutschen Serien-Mobilställe leider aus. Einzig der 450er Typ von Chicken Caravan ( http://chickencaravan.com/ ) aus Australien entsprach in etwa diesen Vorgaben, ist aber (noch) nicht versendbar und hat kein Tiefbett.

Vor diesem Hintergrund sind wir aktuell dabei, gemeinsam mit einem namhaften Anhängerhersteller einen eigenes Mobilstallmodell zu entwickeln, das auf Basis eines dreiachsigen Serien-Drehschemelanhängers mit aufklappbaren Ladebordwänden aus Aluminium (hierüber kann das Tiefbett bei Bedarf ausgeschoben werden) aufbaut und mit Standard-Familiennestern mit Abrolleinrichtung (ähnlich der Chicken Caravan Technik) und manuell bedienbarem Eierband ausgestattet ist (bei den Legehennen). Der Boden ist im 10 cm Raster (10mm Bohrungen) perforiert, was eventuellen Wasserüberschuß (auch bei einer evtl. nötigen Generalreinigung mit dem Hochdruckreiniger) ablaufen lässt und gleichzeitig als Unterflurbelüftung des Tiefbetts (max. Einfüllhöhe 60 cm ) dient.

Die Abmessungen ohne Deichsel sind 8,1 x 2,5 x 2,7 Meter.

Der eigentliche Aufbau besteht aus einem Alumiumgerüst mit Panelausfachung und einem UV lichtdurchlässigem und dennoch isoliertem Dach (Hygiene). Im Winter wird der Mobilstall in einem Foliengewächshaus untergebracht und kann somit ganzjährig genutzt werden (für die Legehennenhaltung). Die Masthühner werden nur zwischen April und Oktober gehalten.
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Re: Joel Salatin

#86

Beitrag von smallfarmer » Mi 30. Mär 2016, 20:39

@Manfred. In Sachen Mobilställe kann dir dir Morgen was faxen. 5 mal 2,50 mtr. Grundfläche, altbewährte USA bauweise aus den 50 zigern, leicht modifiziert. Auf Kufen.
Es gibt auch ein recht gutes Handbuch mit DVD . Schau mal bei Back 40 books. Ich hab da noch zwei , drei hier zum abgeben. Für Leute die mit Free Range Hühnern Geld verdienen wollen ist das Buch Gold wert. :daumen:

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Re: Joel Salatin

#87

Beitrag von Steinbock » Mi 30. Mär 2016, 20:45

Wildmohn hat geschrieben:Es wäre schon ein Erfolg, wenn die Anbauflächen in der ökologischen Lanwirtschaft bedeutend zunehmen würden, indem diese Wirtschaftweise politisch und finanziell mehr unterstüzt werden würde.
In dem Kreis, in dem ich zuletzt gewohnt hatte, war der Anteil konventionell arbeitender Landwirte 90-95% (Stand vor zwei Jahren).
Vor etwa zwei Monaten habe ich erfahren, dass zumindestens in Rheinland-Pfalz anscheinend immer mehr Landwirte auf Bio umstellen wollen. Die Kreisagrarberatung hat von einem gehäuften Beratungsbedarf gesprochen.
Allerdings glaube ich weniger, dass sich die Vorteile von Bio-Landwirtschaft herumgesprochen haben, sondern dass vielmehr der höhere Preis für Bioprodukte zu einem Umdenken führt.

Manfred

Re: Joel Salatin

#88

Beitrag von Manfred » Mi 30. Mär 2016, 22:05

@henmen:
Ist die Tiefstreu nicht gewichtsmäßig ein Widerspruch zur Mobil-Idee? Was genau erhofft ihr euch davon?

Gibt es irgendwo eine Übersicht, welche Ausstattung ein Mobilstall konventionell, EU-Bio und nach den Anforderungen der Anbauverbände haben müsste?
Mit den einfachen Ställen von Salatin wird man in unserem Vorschriftenwust vermutlich nicht weit kommen...

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Re: Joel Salatin

#89

Beitrag von henmen » Do 31. Mär 2016, 01:13

Manfred hat geschrieben:@henmen:
Ist die Tiefstreu nicht gewichtsmäßig ein Widerspruch zur Mobil-Idee? Was genau erhofft ihr euch davon?

Gibt es irgendwo eine Übersicht, welche Ausstattung ein Mobilstall konventionell, EU-Bio und nach den Anforderungen der Anbauverbände haben müsste?
Mit den einfachen Ställen von Salatin wird man in unserem Vorschriftenwust vermutlich nicht weit kommen...
Es gibt immer Situationen in denen die Tiere längere bis sehr lange Zeit im geschlossenen Stall verbleiben müssen und deshalb sollte jeder Stall den Tieren ein Höchstmaß an Komfort bieten und ihnen erlauben ihre natürlichen Verhaltensweisen jederzeit auszuleben. Dieses ist eigentlich nur im Tiefstall möglich. Zusätzlich werden nachhaltige Kostenvorteile erzielt, weil nicht nur theoretisch, sondern tatsächlich eine zeitlich unbegrenzt haltbare Einstreu (eigentlich ein kleines Biokraftwerk mit stabilen Verhältnissen) zur Verfügung steht, dass nicht nur in der Lage ist Kot & Co. abzubauen, natürliches Antibiotka zu bilden, sondern auch ausreichende Mengen tierischen Proteins zur Bedarfsdeckung der Hühner erzeugen kann (ich könnte noch viele weitere Details und Gründe zur Nützlichkeit von Tiefbetthaltungen anführen, aber das würde jeden Rahmen sprengen).

Zu den Vorschriften ist zu sagen, dass hier die normalen Vorgaben für konventionelle Ställe, EU Bio ... etc. gelten und einfach auf den Mobilstall 1:1 umgerechnet werden. Da wir CSA anstreben und damit eine jederzeit persönlich überprüfbare und absolute Transparenz gegenüber unseren Teilhabern leben, gehen wir mit diesem Weg eigentlich weit über alle aktuellen Bio Standards hinaus, allerdings ohne uns in ein wie auch immer gelagertes und oder einzwängendes Korsett zu begeben.
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Manfred

Re: Joel Salatin

#90

Beitrag von Manfred » Do 31. Mär 2016, 10:53

Das deckt sich mit dem, was Salatin zum Tiefbett schreibt.
Ich habe mich hauptsächlich wegen des Gewichtes gewundert.
Inzwischen habe ich gesehen, dass eh mind. 1/3 der Fläche mind. 5 cm tief eingestreut werden muss.

Was plant ihr denn für eine Besatzdichte?
Bei den Demeter-Richtlinien blicke ich noch nicht so ganz durch.
1 x schreiben sie max. 4,4 Tiere bzw. max. 9 kg Lebendgewicht pro m2 begehbare Bewegungsfläche.
Dann steht da: In der Dunkelphase max. 8 Tiere bzw. 16 kg Lebendgewicht pro m2 Bewegungsfläche.
Wie ergibt sich dieser Unterschied? Wird da tagsüber eine evtl. vorhandene Außenvoliere / überdachter Auslauf mit gezählt?
Bei mehrere Etagen max. 15 Tiere bzw. max. 30 kg je Quadratmeter Stallgrundfläche.

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