Vom Kompost zur Humuserde

Moderator: kraut_ruebe

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 11096
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Vom Kompost zur Humuserde

#51

Beitrag von emil17 » Do 20. Jun 2024, 16:35

@Tscharlie: Die Sache mit der Frage, ob die Erde oder die Sonne im Mittelpunkt sei, war so, dass bis dahin die Kirche die Wissenschaft besetzt hielt. Man las in der Bibel nach oder zitierte Aristoteles. Galilei haben wir zu verdanken, dass die Beobachtung der Phänomene, das Verifizieren/Falsifizieren von Hypothesen und die Rückführung auf Naturgesetze wichtiger sind als der Verweis auf Autoritäten.
Letztlich lief das damals auf einen Machtkampf zwischen Kirsche und der erwachenden Naturwissenschaft hinaus, denn aus Sicht der Kirche wurde die Allmacht Gottes und die Autorität des Klerus in Frage gestellt, weil etwas offenbar anders war als in der Bibel dargestellt.
Wichtig ist, dass sich die exakten Naturwissenschaften nur mit Dingen beschäftigen, die man verifizieren oder falsifizieren kann. Kein Naturwissenschaftler beschäftigt sich deshalb als Wissenschaftler mit der Frage, was Verliebtheit oder Schönheit sei (als Mensch aber hoffentlich schon, nur gibt es dann nicht den Anspruch, das müsse für alle und immer gelten).
Deshalb auch mein wiederholter Hinweis, die Naturwissenschaften lieferten Aussagen darüber, was unmöglich ist, nicht was tatsächlich geschieht. Und deshalb nehmen die Naturwissenschaften auch nicht das Schöne an der Welt weg.

@Eberhard: Der Link auf das Paper der Landwirtschaftsschule NRW mit der neuen Humustheorie ist aufschlussreich. Die brauchen nur drei Seiten, haben klare Definitionen, eindeutige Literaturverweise und unterscheiden klar, was sie wissen und was sie bloss vermuten. Zur Frage der Düngung äussern sie sich bezeichnenderweise nicht.
Woran ich mich stosse, ist nicht, dass "der biozyklisch-vegane" Weg am Schluss einen brauchbaren Kompost liefert. Was mich stört, sind die Worthülsen für Selbstverständlichkeiten (vergleiche mit dem Paper, das du verlinkt hast!). Es stört, dass man so tut, als hätte man das Rad neu erfunden. Es stören Aussagen, die schlichtweg falsch sind (die Geschichte mit der Stickstoffbilanz). Es ist nach wie vor völlig offen, warum der vegane Weg zu Kompost ein völlig neuartiges Produkt liefern soll, denn es fehlen Aussagen, welche die bessere Qualität im direkten Vergleich mit anderen Kompostbereitungsmethoden darlegen. Spätestens hier braucht es direkte Vergleiche und Zahlen. Man vergleiche mit Forschungsarbeiten und Publikationen landwirtschaftlicher Forschungsanstalten. Da rettet auch die Beschreibung der Eigenschaften der sich ergebenden Humuserde nichts. Erstens ist das keine Definition, ausser es wäre dargelegt, dass diese Werte keiner mit anderen Methoden erzeugten Erde zukommen; zweitens wäre zu zeigen, dass die bessern Werte sich immer dann und nie sonst einstellen, wenn man die Methodik genau befolgt, und drittens wäre ebenfalls zu zeigen, dass andere mit der gleichen Methodik ebenfalls die gleichen Ergebnisse erzielen. Fehlt es daran, dann ist die Methodik keine Methodik, sondern Glaubenssache. Muss man den Text durch Interpretation oder gar Autorität retten ("ich lese den Text im Kontext ... "), so wie es der Pfarrer macht, wenn das Kind fragt, was unbefleckte Empfängnis sei, ist es schlechte oder keine wissenschaftliche Arbeit.
Zur Erinnerung als Teil der gegebenen Definition: "Biozyklische Humuserde ist das Ergebnis eines Veredelungsprozesses, der sich unter biozyklisch-veganen Anbaubedingungen durch wachsende Pflanzen mit Hilfe der Lichtkraftbindung von Kohlenstoff (Photosynthese) vollzieht, indem die Pflanzen einen Teil der von ihnen gebildeten Kohlenhydrate in das Substrat pumpt, wo er sich als photogener Kohlenstoff in stabilen Formen anreichert."
Das tun doch alle Pflanzen unter so ziemlich allen Anbaubedingungen.
Wenn ich eine Kuh anpreise, indem ich behaupte, sie zeichne sich dadurch aus, dass sie aus Gras durch Eiweissumwandlung Milch erzeugen könne, dann stimmt das zwar im aussagenlogischen Sinne, nur können das alle anderen Milchkühe ebenso. Folglich kommen sich die anderen Viehhalter so vor, als würde man sie auf die Schippe nehmen wollen, wenn sie das lesen. Da hilft dann eine Tabelle mit einigen Eigenschaften der Milch dieser Kuh auch nicht weiter. Genau deshalb ist die exzessive Verwendung von Worthülsen für Selbstverständlichkeiten ein ziemlich sicherer Hinweis darauf, dass da irgendwas versteckt werden soll.

Dann ist da noch die Geschichte mit dem Dauerhumus, der ein Hinweis auf gute Bodenbewirtschaftungspraxis sei, den man aber nicht bestimmen könne ("Da hilft der Kopf nicht weiter"). Wenn man schon "biozklisch-vegane" Erde über eine Tabelle von Eigenschaften definiert, warum wird dann die interessanteste Eigenschaft dieser neuartigen Erde gemäss der Eigenwerbung, nämlich der Dauerhumusgehalt, nicht genannt? Und was ist eine Düngefähigkeit von 110% "selbst bei Keimlingen"?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzeravatar
Tscharlie
Beiträge: 1056
Registriert: Do 27. Jan 2022, 08:45
Familienstand: verheiratet

Re: Vom Kompost zur Humuserde

#52

Beitrag von Tscharlie » Do 20. Jun 2024, 16:43

@emil17

Verstehe ich das richtig; Du bist auch der Ansicht das Naturwissenschaft immer nur eine Momentaufnahme der gerade möglicherweise erkannten wissenschaftlichen Erkenntnisse ist. Dann wären wir in diesem Punkt einer Meinung.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 11096
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Vom Kompost zur Humuserde

#53

Beitrag von emil17 » Do 20. Jun 2024, 16:57

Das ist nicht ganz richtig. Präzise formuliert wäre es: "eine Momentaufnahme der noch nicht widerlegten Vermutungen".
Dazu gehört natürlich auch, dass man das, was man zu wissen glaubt, von dem unterscheidet, was man bloss vermutet.

Deshalb ist Wissenschaftsgeschichte auch richtig spannend.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Eberhard
Beiträge: 551
Registriert: Sa 23. Jan 2021, 12:58

Re: Vom Kompost zur Humuserde

#54

Beitrag von Eberhard » Do 20. Jun 2024, 18:14

emil17 hat geschrieben:
Do 20. Jun 2024, 16:35
Zur Erinnerung als Teil der gegebenen Definition: "Biozyklische Humuserde ist das Ergebnis eines Veredelungsprozesses, der sich unter biozyklisch-veganen Anbaubedingungen durch wachsende Pflanzen mit Hilfe der Lichtkraftbindung von Kohlenstoff (Photosynthese) vollzieht, indem die Pflanzen einen Teil der von ihnen gebildeten Kohlenhydrate in das Substrat pumpt, wo er sich als photogener Kohlenstoff in stabilen Formen anreichert."
Das tun doch alle Pflanzen unter so ziemlich allen Anbaubedingungen.
Aber entsprechend der gesetzten Bedingungen in sehr unterschiedlichem Umfang.
Ich bin mir sehr sicher, dass Du mal wusstest und hier irgendwo auch geschrieben hast, dass das Ausscheiden der Wurzelexsudate für die Pflanze richtig Aufwand bedeutet. Das bedeutet ja eine Abgabe in Größenordnungen von durchaus 30 Prozent und mehr des durch Photosynthese erzeugten Zuckers, ich habe auch schon deutlich größere Zahlen gelesen. Dieser Aufwand wird nicht verschenkt, sondern damit werden Bodenbakterien und Pilze gefüttert, die im Gegenzug Nährstoffe und durchaus auch Wasser liefern. Da wären die Fraktionen, die durch Humus und Ton gebundene (wasserunlösliche) Nährstoffe freimachen und jene, die Nährstoffe aus der Mineralik des Bodens lösen. Im Vortrag (#1) werden besonders die Azotobacter genannt, also jene, die Luftstickstoff binden und der Pflanze bereitstellen. Diese Stickstoffbindung ist sehr energieintensiv, also sind diese Kollegen besonders abhängig von der Menge der zugelieferten Exsudate. Umgedreht bedeutet dann Fressparty auch höhere Stickstoffbereitstellung. Ich hatte mal irgendwo eine Zahl genannt ob der Bereitstellung für Deine "Bilanz", die ich irgendwo aufgenommen habe, wo mir aber konkrete Bedingungen dazu fehlen, es ganz also durchaus ganz anders sein.

Bekannt ist mittlerweise aber auch, dass die Pflanzen intelligent genug sind, ihren Bedarf zu kennen und zielgerichtet beim Bodenleben anzufordern. Lichteinfall und Wärme können sich ja täglich ändern, somit auch resultierend ein Bedarf.
Steht die Pflanze nun aber in einer mit Nährstoff-Ionen gesättigten Wasserlösung aus der Vorratsdüngung heraus - bei aller Bedarfsplanung und Ausbringung kommt der Lieferdienst ja nicht täglich - merkt das die Pflanze sehr schnell und fährt die Motivation des Bodenlebens runter, Satt ist satt, und da die Pflanze die Ionenaufnahme bei der "Bodenlösung" nicht steuern kann, kann sie auch schnell übersatt werden, quasi eine Fehlernährung wie bei Fast Food. Das macht zwar Masse, aber auch anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Die erzeugte Masse kann dann auch qualitativ schlechter sein - wer kann sicherstellen, dass die Düngung alles genau so bringt, was und wie das Bodenleben es hätte bereitstellen können.

Wenn die Pflanze also erkennt, dass sie genügend Nährstoffe aus der Bodenlösung bekommt, fährt sie die Fütterung des Bodenlebens zeitnah runter. Dieses abhängige Bodenleben wird praktisch in die Wüste geschickt, und wenn dann ein Ruf ertönt, dass es wieder losgehen soll, kommen nicht so viele aus der Wüste zurück, und der Hunger kehrt zum Verursacher zurück.
Für den Boden ist es dann auch ein Unterschied, ob die Pflanze 50 Prozent oder 0 Prozent ihres erzeugten Zuckers und damit eine Menge Kohlenstoff in den Boden einbringt oder eben nicht.
"Das tun doch alle Pflanzen", aber eben nicht konstant für Milchmädchenrechnungen.
emil17 hat geschrieben:
Do 20. Jun 2024, 16:35
warum wird dann die interessanteste Eigenschaft dieser neuartigen Erde gemäss der Eigenwerbung, nämlich der Dauerhumusgehalt, nicht genannt? Und was ist eine Düngefähigkeit von 110% "selbst bei Keimlingen"?
Bei der zweiten Frage verweise ich auf #1, ist im Vortrag beschrieben.
Zur ersten Frage: Wurde sicher noch nicht verlässlich gemessen, weil eigentlich nur Mittel zum Zweck. Wenn die Erde längerfristig nährstoffreich ist und es auf dieser guten Erde wächst, ist das ja erst einmal entscheidender in der Betrachtung.
Daneben war ja im von Dir akzeptierten Link von Humustheorien die Rede, also auch das Bekannte ist noch nicht gesichertes und unumstößliches Wissen, am Ende sind da auch Definitionen noch fließend und ggf. neu zu setzen. Etwas Neues da sicher einzuordnen ist dann auch eine der Aufgaben für die Wissenschaft, die noch zu lösen ist. Übrigens ruft der "Gschaftlhuber" die Forschung auf, Fragen in diesem Bereich zu untersuchen und zu klären. Es gibt da viel Bedarf.
Es gibt sicher auch sinnliche Erfahrungen, z.B. wenn man solche Erde in den Fingern zerreibt und mit Bekanntem, z.B. den Wurmhumushäufchen von Regenwürmern, vergleicht.

Daneben besteht ja eine gewisse Anlehnung an echte Terra Preta (menschenverursacht, langfristig gewachsen, teilweise 7000 Jahre alt). Dort hat man Dauerhumusgehalte von 20 Prozent und mehr in Schichtdicken von mehr als einem Meter gemessen. Da gibt es dann auch heute Nutzer, die mit Düngen nicht viel zu tun haben. Die bauen an und ernten und sind dabei glücklich.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 11096
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Vom Kompost zur Humuserde

#55

Beitrag von emil17 » Do 20. Jun 2024, 20:47

Dieses von Dir beschrieben System funktioniert gut in natürlichen Ökosystemen, wo nichts oder nur wenig entnommen wird. Mit dem Trick der Wurzelexsudate (der der Wissenschaft schon lange bekannt ist) kann die Pflanze auf mageren Böden ihr Wachstum von sehr wenig auf wenig steigern, indem sie einen grossen Anteil ihrer Photosyntheseproduktion dafür aufwendet. Dies ist eine gute Strategie in Nährstoffmangelsituationen, weil ohne Nährstoffe kein Zuwachs möglich ist und dann auch die Photosynthese ins Leere läuft.
Man sieht das sofort, indem man eben düngt. Der Zuwachs vervielfacht sich.
Der Punkt war und ist aber, dass mit natürlicher Nachlieferung von Stickstoff und Düngung ausschliesslich durch das, was von selbst kommt, die Ernten auf einem Bruchteil von dem bleiben, was die moderne Landwirtschaft erzielt.
Das kann man bewusst wollen oder in Kauf nehmen.
Wo die optimalen Erträge bei Düngung liegen - ein Kompromiss zwischen Ertrag, Pflanzengesundheit und Umweltschäden - kann und sollte man diskutieren.
Wer aber die Sache nur aus Sicht der Wurzelexsudate und der Mikrobenaktivität alleine beurteilt, der müsste konsequenterweise auch alle anderen Arbeitserleichterungen der Landwirtschaft ablehnen. Schon der gezielte Anbau von Kulturpflanzen unter Kontrolle der "Unkräuter" bedeutet ja einen massiven Eingriff.
Wenn wir beispielsweise die Arbeiter aufs Feld fahren, und ihnen Maschinen zur Bestellung der Felder geben, statt dass sie zu Fuss laufen müssen und die Arbeit von Hand machen, der greift auch massiv in natürliche Abläufe ein, erhöht aber damit den Ertrag wesentlich. Auch das kann man wollen oder nicht, aber man sollte wissen, auf was man verzichtet.
Auch die Biobauern haben das begriffen, denn düngen tun auch sie. Gründüngung und humusfördernde Bewirtschaftung, solange sie den Ertragszielen nicht zuwiderläuft, ist auch in der konventionellen Landwirtschaft kein Fremdwort. Das geht auch aus der Publikation der landwirtschaftlichen Schule NRW zur neuen Humustheorie hervor.

Nochmals (ich habe das schon wiederholt gesagt und stehe dazu): Viele Umweltschäden der Landwirtschaft werden durch ein Zuviel von Mitteln und Methoden verursacht, die massvoll eingesetzt eine wesentliche Hilfe sind. Ob die Bauern so wirtschaften, weil sie es wollen, oder weil der Markt sie dazu zwingt, um kurzfristig zu überleben, ist eine ganz andere Frage.
Solange man aber den Boden bebaut, um Nahrung für sich und andere zu erzeugen, kann die Tätigkeit der Bodenmikroben nicht alleiniger Massstab sein. Der Preis dafür wäre hoch: Ernten von bestenfalls einem Viertel von dem, was heute machbar ist, bei wesentlich schlechterer Ernährungslage und einem viel höheren Anteil von Beschäftigten in der Nahrungserzeugung, wobei das in der Mehrzahl langweilige bis stumpfsinnige Tätigkeiten sind. Das ist nicht vergleichbar mit dem Hobbygärtner, der in seinem Garten beliebig Aufwand treiben kann, da er sich im Laden holt, was sein Stückle nicht hergibt, und sich dafür an den Mikroben oder Blumen oder Gemüsern freut, je nachdem was ihm wichtig ist.
Diesen Zusammenhängen kann man auf ganz einfache Weise mit wissenschaftlich begleiteten Versuchen auf die Schliche kommen, indem man verschiedene Düngergaben auf sonst gleiche Kulturen anwendet und misst und mit Zahlen dokumentiert, was dabei herausgekommen ist. Das ist das, was die landwirtschaftlichen Forschungsanstalten im Wesentlichen machen.

Und ja, wenn ich mit Düngergabe meine Familie ernähren kann, ohne aber nicht, dann müssen die Stickstoffbakterien ins zweite Glied zurücktreten, genauso wie es auf einem modernen Bauernhof keine Ackergäule mehr hat, obwohl ja eigentlich keiner etwas gegen diese Tiere haben kann.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Eberhard
Beiträge: 551
Registriert: Sa 23. Jan 2021, 12:58

Re: Vom Kompost zur Humuserde

#56

Beitrag von Eberhard » Do 20. Jun 2024, 20:53

emil17 hat geschrieben:
Do 20. Jun 2024, 16:35
Es ist nach wie vor völlig offen, warum der vegane Weg zu Kompost ein völlig neuartiges Produkt liefern soll, denn es fehlen Aussagen, welche die bessere Qualität im direkten Vergleich mit anderen Kompostbereitungsmethoden darlegen.
Falsche Fragestellung. Die Humuserde ist ja ein Fortsetzungsprodukt der Verarbeitung von eigentlich fertigem Kompost, der dann wohl etwa 6 Monate hinter sich hat und sich selber nicht mehr erwärmt und wo das Kompostwerk seine Arbeit getan hat. Das Kompostieren selber ist das Gleiche, nach Lübke und Hildebrandt.
Neu ist die nachfolgende Veredlung. Ich hätte gedacht, so etwas könnte man selbständig erkennen.
Die Hügelbeete (aus derzeitiger Verarbeitungsform) sind dann eher personalintensiv per Handarbeit zu verwenden, was dann auch eine Schnittstelle zwischen Kompostwerk und beliebigem Veredler für eine Übergabe ist. Diese Veredlung kann aber praktisch jeder, der Gemüse anbauen kann, erledigen.
Wenn Du etwas vergleichen willst, musst Du definieren, was mit Kompost sonst passiert, dort auch messen und alle zusätzlichen Größen wie Einfluss des Bodens dabei herausnehmen, wenn man ihn in der Fläche verteilt.
emil17 hat geschrieben:
Do 20. Jun 2024, 16:35
Erstens ist das keine Definition, ausser es wäre dargelegt, dass diese Werte keiner mit anderen Methoden erzeugten Erde zukommen; zweitens wäre zu zeigen, dass die bessern Werte sich immer dann und nie sonst einstellen, wenn man die Methodik genau befolgt, und drittens wäre ebenfalls zu zeigen, dass andere mit der gleichen Methodik ebenfalls die gleichen Ergebnisse erzielen.
Zu 1) Welche andere Erde würdest Du ernsthaft für einen Vergleich heranziehen? Dein persönliches Maisfeld?
Zu 2) Das sehe ich nicht so. Es wird dann schon Varianten geben (nichtvegan, kleinere kritische Masse), die sicher gleichwertige Ergebnisse bringen. Der erste Schritt wird aber Wert auf Wiederholbarkeit und Nachweis der Wiederholbarkeit eines gefundenen funktionierenden Weges legen. In unseren Zonen gibt es aber manchmal auch richtige Winter, wo es dann mit einer durchgehenden Begrünung eng wird. Da stellen sich neben der Individualität der Veredler automatisch veränderte Bedingungen ein.
Zu 3) Siehe #49. Da haben einige Betriebe damit begonnen, zusätzlich auch ein Farmer im kolumbianischen Hochland (der ein eigenes Naturschutzgebiet - Urwald besitzt), und in einem Stadthof in Quedlinburg findet auch ein Versuch statt.
Du kannst ja einigen davon Buchhaltungshilfe geben, damit auch die Zahlen zu jenen Punkten produziert werden, die Du gerne hättest.

Zum anderen Beitrag:
- Ein paar Kubikkilometer der Humuserde werden nicht gleich die globale Landwirtschaft ändern und auch nicht das Klimaproblem lösen. Das tut bisheriger Kompost aber auch nicht, und da werden auch nicht solche Erwartungen unterstellt. Nimm mal selber etwas Ideologie raus.
- Die moderne Landwirtschaft ernährt die Menschen, das ist richtig (ich habe neben dem Futter noch einige Heilkräuter aus eigenem Garten). Sie kumuliert aber auch Probleme, die immer deutlicher werden. Immer mehr Personen wird klar, ein einfach-weiter-so wird auf Dauer auch nicht funktionieren. Wenn man dann etwas mehr mit der Natur und etwas weniger gegen die Natur arbeiten kann, wäre das doch wünschenswert, weil weniger anstrengend. Um Wege dazu zu finden und dann auch die Wirtschaftlichkeit dazu kennenzulernen, sind einige Leuchttürme ganz sicher nötig.

Manchmal sind Mikrolösungen auch schon hilfreich. Es gibt genügend, die über ihren Boden klagen und noch ganz andere Probleme haben als nur düngen. Auf solche Orte solch ein Hügelbeet bringen könnte manchem weiterhelfen.
Der Punkt war und ist aber, dass mit natürlicher Nachlieferung von Stickstoff und Düngung ausschliesslich durch das, was von selbst kommt, die Ernten auf einem Bruchteil von dem bleiben, was die moderne Landwirtschaft erzielt.
Nimm das Messer aus den Zähnen. Niemand hat geschrieben, dass nie irgendetwas zugedüngt werden darf. Kreisläufe wird man doch auch schließen wollen. Die Frage ist dann aber bei Notwendigkeit, was, wie und worauf gedüngt wird. Ich würde eben nicht faulende Gülle, mineralischen Kunstdünger und ordentlichen Kompost oder Mulch in einen Topf werfen. Ich hatte mich oben schon dazu geäußert, was Du in Deiner Selbstbeschäftigung wohl nicht wahrgenommen hast.
kann die Tätigkeit der Bodenmikroben nicht alleiniger Massstab sein
Wer spricht denn davon? Dumme Übertreibung, um wieder einmal etwas Absurdität zu erzeugen und diese anderen zu unterstellen.
Ich würde eher davon reden, die Tätigkeit der Bodenmikroben erst einmal kennenzulernen und zu beachten und aus dem völligen Ignorieren herauszubewegen. Wer den Boden nur als Chemiebaukasten behandelt, wird irgendwann auch eine entsprechende Quittung erhalten.
Siehe Antibiotika: Teilnehmer der Natur finden eine Antwort ...
Wer auf einem gedüngten und lebensmäßig verarmten Boden plötzlich das Düngen weglässt, wird natürlich schnell die Katastrophe erleben.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 11096
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Vom Kompost zur Humuserde

#57

Beitrag von emil17 » Do 20. Jun 2024, 22:39

Eberhard hat geschrieben:
Do 20. Jun 2024, 20:53
kann die Tätigkeit der Bodenmikroben nicht alleiniger Massstab sein
Wer spricht denn davon? Dumme Übertreibung, um wieder einmal etwas Absurdität zu erzeugen und diese anderen zu unterstellen.
Wo bitte hast du dich über Ernten und Erntemengen geäussert? Deine Beiträge, soweit sie sachlich sind, drehen sich immer nur um Kompost, Mikroben, Bodenaktivität, Humus.
Nochmal, die Landwirte bauen an um zu ernten, und wenn die Böden nur halb so tot wären wie sie es deiner Meinung nach sein müssten, könnten die schon lange nichts mehr produzieren.
Deshalb: denk dir irgendeine Methode aus, probiere sie in landwirtschaftlichem Massstab, zeige an Ernten und Bodengüte im Verlauf einiger Jahre, dass es geht, und was dabei bei welchem Aufwand rumkommt. Dann wird auch etwas Glaubwürdiges draus und wenn es in der Praxis funktioniert, fragen dich die Leute von selber nach der Theorie dahinter.
Eberhard hat geschrieben:
Do 20. Jun 2024, 20:53
Die moderne Landwirtschaft ernährt die Menschen, das ist richtig (ich habe neben dem Futter noch einige Heilkräuter aus eigenem Garten). Sie kumuliert aber auch Probleme, die immer deutlicher werden. Immer mehr Personen wird klar, ein einfach-weiter-so wird auf Dauer auch nicht funktionieren. Wenn man dann etwas mehr mit der Natur und etwas weniger gegen die Natur arbeiten kann, wäre das doch wünschenswert, weil weniger anstrengend. Um Wege dazu zu finden und dann auch die Wirtschaftlichkeit dazu kennenzulernen, sind einige Leuchttürme ganz sicher nötig.
Die Fragen, die sich da stellen, sind schon lange gestellt worden und von Dir nicht ansatzweise beantwortet worden. Aber ich wiederhole sie gerne:
1. Was produziert dein Garten denn so?
2. Wo kommt der Stickstoff her, um Erträge in der Erwerbslandwirtschaft zu ermöglichen, die den Bauern ein Auskommen ermöglichen?
3. Wie sieht es mit der Logistik und der Materialbeschaffung aus, wenn man Hektar und nicht nur Quadratmeter ausschliesslich mit Kompostwirtschaft bestellt? Wie funktioniert in der Erwerbslandwirtschaft, was im Hausgarten ausprobiert wurde?
4. Wie sieht es mit der Wirtschaftlichkeit aus? Weil da die Existenz von Betrieben und Familien auf dem Spiel steht, braucht es dazu belastbare Zahlen von der Art Qualität, wie sie durch Versuche an landwirtschaftlichen Versuchsanstalten zustande kommen.

Ja, Du bist so ein Leuchtturm. Die zeigen anderen den Weg, aber gehen ihn nicht. Die richtigen Leuchttürme definieren sich allerdings nicht selber.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Eberhard
Beiträge: 551
Registriert: Sa 23. Jan 2021, 12:58

Re: Vom Kompost zur Humuserde

#58

Beitrag von Eberhard » Do 20. Jun 2024, 22:49

im Verlauf einiger Jahre
Wie auch schon geschrieben und wiederholt ignoriert => da musst Du etwas warten. Ergebnisse über 100 Jahre ergeben sich erst mit diesen 100 Jahren.
Versuche an landwirtschaftlichen Versuchsanstalten
Die dürfen und sollen gerne ihren Beitrag leisten.

Weiter kann man sich das folgende zu Gemüte führen:
Der neue Rusch/Vanhooftest
Hier wird auf ganz normalen Betrieben analysiert und gearbeitet. Eine der Grundstrategien für Verbesserungen ist aber recht sinngleich: Reduzierung der Salzionen-Zufuhr und Stärkung der natürlichen Ernährung.
Die Fragen, die sich da stellen, sind schon lange gestellt worden und von Dir nicht ansatzweise beantwortet worden.
Wie lautet die Antwort aus Kalamata auf Deine qualifizierten Rückfragen?
Was haben Rückfragen und Besuche in Betrieben der regenerativen Landwirtschaft in der Schweiz in Deiner Nähe ergeben?
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

Benutzeravatar
Tscharlie
Beiträge: 1056
Registriert: Do 27. Jan 2022, 08:45
Familienstand: verheiratet

Re: Vom Kompost zur Humuserde

#59

Beitrag von Tscharlie » Fr 21. Jun 2024, 06:39

emil17 hat geschrieben:
Do 20. Jun 2024, 16:57
Das ist nicht ganz richtig. Präzise formuliert wäre es: "eine Momentaufnahme der noch nicht widerlegten Vermutungen".
Dazu gehört natürlich auch, dass man das, was man zu wissen glaubt, von dem unterscheidet, was man bloss vermutet.

Deshalb ist Wissenschaftsgeschichte auch richtig spannend.
Dann kann man aber auch sagen: Du hast die Religion der Religionen gegen die Religion-Naturwissenschaft getauscht.
Einer der Kennzeichen von Religion ist ja: Du sollst keine Götter neben dem einen oder vielen, je nach Religion, haben.
Oder würdest Du etwas neben der Naturwissenschaft gelten lassen, das auch die Welt erklären kann, aber eben mit anderen Maßstäben?
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 11096
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Vom Kompost zur Humuserde

#60

Beitrag von emil17 » Fr 21. Jun 2024, 07:01

@Tscharlie:
Was man naturwissenschaftlich erklären kann, sollte nicht Gegenstand von religiösen Betrachtungen sein.
Man könnte auch sagen, ein Gott hat die Naturgesetze erlassen, damit er sich nicht dauernd um alles kümmern muss.
Was dann noch bleibt, ist sehr viel. Ich bin definitiv nicht der Ansicht, es gäbe neben rein naturwissenschaftlich erklärbaren Sachverhalten nichts anderes, und jeder könne deshalb glauben und machen, was und wie er wolle.
Zum Beispiel kann mir die Naturwissenschaft erklären, warum ein Stein zu Boden fällt, warum sich das Klima erwärmt, oder warum Pflanzen Stickstoff brauchen. Aber sie kann nicht erklären, warum es so etwas wie Lebensfreude oder ethische Verantwortung gibt und wie man zu diesem Gut Sorge trägt.
Eine religiöse Diskussion möchte ich hier nicht anfangen. Ein Internet-Forum ist nicht der richtige Ort dafür. Ich denke, dass du das verstehst.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Antworten

Zurück zu „Aufbauende Landwirtschaft (Regenerative Agriculture)“