Schnaiteln (Schneiteln)

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kraut_ruebe
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Schnaiteln (Schneiteln)

#1

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 27. Jun 2015, 12:06

in meinem land schreibt man 'schnaiteln', mit A. die wenigen alten bzw. sich auf die altvorderen stützenden schriftstücke haben noch das A in sich, ich mein mich auch zu erinnern dass die laubgeschichten das A verwenden, kann aber grad nicht nachschauen, weil verliehen.

DE scheint mehr das E zu verwenden, damit findet man zum ersten einlesen ins thema mehr im netz, zB:

https://de.wikipedia.org/wiki/Schneitelung
http://www.spektrum.de/lexikon/geograph ... iteln/7027

vor drei jahren hab ich begonnen mich mit der thematik auseinanderzusetzen, und den unerwartet mühsamen weg zu gehen zur schnaitelung bestimmte bäume am weiderand zu setzen. seit ich aus organisatorischen gründen in den hügeln auch etwas pachtland habe, hab ich auch ein paar bäume zum probieren zur verfügung. bissl unwegsam, aber zum versuchen für ab und an nen korb voll zweige gehs allemal bis es hier am hof soweit ist dass man die bäume nutzen kann.

voriges jahr hab ich bissl rumgeschnitten, ohne dass mir da großartig was aufgefallen wär. heuer hab ich das mal ordentlich gemacht und märz/april und mai/juni jeweils einen schnitt vorgenommen an walnuss, esche und weide und auch die schnittstellen umsichtig ausgewählt. das ergebnis des schaitelns ist so übern daumen ein rund zwanzigfacher blattertrag, ich schätze mal dass sich das im folgejahr dann noch ein wenig erhöhen kann.

kompletten kopfschnitt hab ich noch keinen vorgenommen, das versuch ich erst nächstes jahr mal.

jedenfalls, auch wenn meine erfahrungswerte da grad mal kinderschuhe an haben, kann ich das schnaiteln allen die blätter/zweige zur (tier)nahrung oder für naturmedizinisches brauchen, wirklich ans herz legen.
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Re: Schnaiteln (Schneiteln)

#2

Beitrag von osterheidi » Sa 27. Jun 2015, 16:31

das interessiert mich auch das thema.
wir haben dermaßen viele laubbäume und stäucher aller art dass wir das schon immer machen. ich habe einige davon immer als die bonsais bezeichnet: dicker stamm und winzige krone bei 150 m höhe z.b. ahorn. zur zeit mache ich das wieder weil große bäume unten zuwachsen und ich wieder etwas frei haben möchte.
bei der fütterung merkt man dass durchfall auf jeden fall behoben wird. was ich gar nicht füttere ist walnußbaum. kommt mir intuitiv komisch vor.
wenn es da über die wirkungen was zu lesen gibt irgendwo wäre sicher spannend.

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Re: Schnaiteln (Schneiteln)

#3

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 27. Jun 2015, 16:55

getrocknete walnussblätter sind futter für kaninchen und meerschweine und in maßen durch ihre gerbstoffe für deren verdauung gut. kriegen die cuys bei mir alle ein bis zwei wochen mal.

krebse mögen die glaub ich auch, überall anders dürften die aber eher unbeliebt sein.
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Re: Schnaiteln (Schneiteln)

#4

Beitrag von henmen » Sa 2. Apr 2016, 18:06

... das Ursprungsposting ist zwar schon ein wenig älter, aber es gibt immer noch und überall so viel ungenutztes Kopfholz-Potential speziell für Selbstversorger, dass ich hier einfach schreiben muss: Man unterschied sehr lange Zeit zwischen "Kopfholzwirthschaft" und der "Schneidelwirthschaft" als besondere Formen der Nierwaldbewirtschaftung. Kopfbäume wurden, wie der Name schon sagt, im Winter meistens in etwa 2 Metern Höhe, wegen des Holzertrags und je nach Baumart alle 12 - 25 Jahre geköpft (Heute ist es üblich im Rahmen von Naturschutzprojekten Kopfweiden in der Regel alle 5-6 Jahre zu köpfen). Neben Weiden, Schwarzpappeln und Hainbuchen (die drei geeignetsten Arten) eigenen sich auch Buchen, Ulmen, Eschen, Linden und Ahorn zur Köpfung, allerdings weit weniger ertragreich wie die ersten drei Arten.

Unter schneideln verstand man die seitliche Abnahme der Äste zur Futtergewinnung, ohne den Hauptstamm zu kürzen. Die Äste wurden alle 3-5 Jahre belaubt zwischen Ende August und Mitte September geerntet, luftig getrocknet und im Winter an Schafe und Ziegen verfüttert (dieses Futter ist besser als das beste Heu, sagte man), die abgefressenen Äste wurden danach als Feuerholz weitergenutzt. Die Qualitätsreihenfolge war (das Beste zuerst) Ulmen, Eichen, Linden, Schwarzpappeln und Hainbuchen.

Speziell Weiden lassen sich sehr einfach durch dickere Astabschnitte setzen. Wir pflanzen jeder Jahr ca. 100 Bäume. Am besten bewährt haben sich Stangen zwischen 6 und 9cm Durchmesser, aus möglicht gerade gewachsene Aststücken von 2,8 bis 3 Meter Länge, die wir jeweils beim köpfen der Altbestände kostenlos und reichlich erhalten (viele Naturschutzverbände geben diese Stangen kostenlos ab). Wir setzen diese Stangen in ca. 80 cm tiefe Löcher und füllen mit lockerer Erde an und schlemmen ein. Da Weiden grundsätzlich zum Austrocknen neigen hier zwei kleine Ticks: Wenn man die Stangen nicht frisch einsetzt, sondern vorher 2 Wochen lang wässert, saugen sie sich wie ein Schwamm voll und gehen sehr viel besser an. Zusätzlich hilft gegen das Austrocknen, dass man die obere Schnittfläche mit Lehm einschmiert oder einfach mit einem Stück Grassode belegt.

Gruß
Henmen
... auch so kann Landwirtschaft sein: http://www.polyfaces.com/trailer-deutsch/

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Re: Schnaiteln (Schneiteln)

#5

Beitrag von Fred » Di 11. Sep 2018, 00:10

kraut_ruebe hat geschrieben: voriges jahr hab ich bissl rumgeschnitten, ohne dass mir da großartig was aufgefallen wär. heuer hab ich das mal ordentlich gemacht und märz/april und mai/juni jeweils einen schnitt vorgenommen an walnuss, esche und weide und auch die schnittstellen umsichtig ausgewählt.
Wer wissen will, wie man die Schnittstellen umsichtig/baumgerecht ausführt, dem sei das Buch von "Baumschnitt" von Alex Shigo ans Herz gelegt. Darin geht es vorallem um die Frage wo zu schneiden, ohne die Schutzzonen des Baumes zu verletzen. Ich habe aus dem Buch vor Jahren in der Unibibliothek mir mal wichtigsten Seiten Kopien gezogen. Sehe, daß es wieder neu verlegt wurde :michel: :)

Ich habe jetzt leider keinen Neutralen Link vom Verlag gefunden...drum hier:
https://shop.freeworker.de/baumschnitt- ... uning.html

PS: Eigentlich dürfte man niemand an Gehölze lassen, der dieses Buch nicht kennt. Aber man muss auch davor waren, man sieht die Bäume der Umgebung dann ganz anders, wieviele Pfuscher am Werk, sind, und manchmal auch wo jemand geschnitten hat, der was kann.

centauri

Re: Schnaiteln (Schneiteln)

#6

Beitrag von centauri » Di 11. Sep 2018, 07:30

Beim Schnaiteln wird eigentlich nicht so sehr auf die Schnittstellen geachtet. Dort wurden in früheren Zeiten mit einem Tiroler oder Schweizer Gertel die Äste in 1 - 2 m Höhe abgeschlagen. Im Bayrischen Wald heißen diese beiden Gerätschaften Heute noch Schnaitl. Dies wurde vielfach zur Gewinnung von Korbweide und Astwerk für Körbe und diverse Stiele verwendet. Geschnaitelt wurden daher hauptsächlich Eschen, Pappeln, Hasel und Weiden. Vielerorts wurden diese Bäume (z.B. Kopfweiden, Hasel) noch als lebende Zaunpfähle genutzt.
Heute macht man das nur noch mit einer Leiter und einer Kettensäge (einen Schnitt) oder verwendet einen Hochentaster.

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