Waldstilllegung führt zu Artenverlust

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kraut_ruebe
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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#21

Beitrag von kraut_ruebe » So 1. Mär 2015, 11:31

Narrenkoenig hat geschrieben:
kraut_ruebe hat geschrieben:…ich glaube ganz unreligiös daran dass alles in der natur seinen sinn hat und zu jemandes nutzung dienen soll…
Tschuldigung Rübchen, aber das ist gequirlter Blödsinn.
Jedes Leben ist sich selbst genug, da brauchts keinen Sinn.
Die Maus frißt keine Körner damit die Katze satt wird.
Die Frage nach dem Sinn des einzelnen Lebens sind Reste unserer christlich/jüdischen Leitkultur, samt Schuldkomplex.

Grüße

Robert

für dich ist das vielleicht blödsinn. sei dir gegönnt, ich maße mir dazu kein urteil an.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#22

Beitrag von Manfred » So 1. Mär 2015, 12:18

na jaaaa - gäbe man Wölfen, Bären, Luchsen und (gab es welche??) anderen einheimischen Raubtieren die Chance, sich wieder anzusiedeln, täten sich Rehe und Wildschweine wahrscheinlich nicht mehr sich so übermäßig vermehren. Den Wisent könnte man ja auch wieder ansiedeln, oder?
Übrigens zerstören Wildschweine auch junge Bäume! :)
In Rumänien in Teilen des Untersuchungsgebietes gibt es diese Wölfe und Bären ja und dazu eifrige Wilderei auf das Schalenwild.
Das führt aber allenfalls zu zeitlichen Verschiebungen in diesem Prozess.
Der Wisent wäre ein Beispiel für einen mittelgroßen Pflanzenfresser, der auch in der Lage ist, mittelgroße Bäume abzutöten, z.B. durch Rindenschälen. Heute wissen wir, dass schon der Waldwisent mehr Gras und Kräuter in der Ration hat, als ursprünglich vermutet.
Der schon lange ausgerottete Offenlandwisent, die Analoge zum amerikanischen Bison, zog hierzulande einst ebenfalls in großen Herden über offenes Land. Auch der Auerochse war ursprünglich vermutlich eine Offenlandart, bevor er vom Menschen erst zunehmend in den Wald verdrängt und dann ausgerottet wurde.
Bei uns hier in der Gegend gibt es Buchenwälder, da wächst schon etwas im Unterwuchs - nur dort, wo die Fichten dominieren, wächst wenig, aber auch nicht nichts. (Waldgeißbart z.B. und Farne, Pilze).
Das sind aber Wirtschaftswälder. Und die Fichtenwälder vermutlich sogar Altersklassenwälder. Schau dir mal einen Fichten- oder Buchen-Plenterwald an.
nämlich sollte es das Ziel des Naturschutzes sein, eine stabile Landschaft zu schaffen, von der der Mensch sich auch ernähren kann.
Daher das Wort Permakultur. Wobei auch eine solche Landschaft durchaus eine Dynamik hat, aber halt eine deutlich langsamere als die heute verbreiteten Bewirtschaftungsformen.
Überließe man die Natur sich selber, täte sich wohl bald wieder ein Gleichgewicht einstellen.
Die Frage ist halt, wann. In der Evolution gab es immer wieder dramatische Umstürze, ob durch neue Arten oder andere Effekte.
Dazwischen spielt sich dann jeweils ein gewisses Gleichgewicht ein.
Dabei bedeutet Vielfalt eine Erhöhung der Stabilität. Je mehr Arten vorhanden sind und je länger die Genome dieser Arten (sprich je größer ihr Vorrat an genetischer Flexibilität), desto stabiler ist das System, weil viel schneller auf Änderungen regiert werden kann.
Die Artenarmut und zunehmend sogar Sortenarmut in der Landwirtschaft ist das größte Risiko für die Stabilität unserer Nahrungsversorgung. Wenn da ein massiver Einbruch kommt, z.B. durch einen neuen Getreidepilz, dann werden sehr viele Menschen verhungern. In einer hochdiversifizierten Landwirtschaft dagegen ginge durch so einen Erreger nur ein kleiner Teil der Nahrungsgrundlage verloren.
Ähnlich ist es mit einem Wald, der zu 95% aus Buchen besteht. Bei der Fichte sehen wir ja heute schon die Probleme mit dem Borkenkäfer. Ohne massive menschliche Eingriffe wäre der größte Teil der Fichtenwälder längst wieder verschwunden.
Lass so einen "Schädling" für die Buche entstehen, dann würden auch diese Wälder fallen.
Ein menschengemachter und -bewirtschafteter Mischwald mit vielen Arten und Altersklassen ist ungleich stabiler gegen solche Angriffe.
Die Art Mensch kann also beides: Wälder durch Monokultur anfälliger machen aber auch Wälder durch Vielfalt stabiler machen.
Wir sind halt die einzige Art, die sich bewusst entscheiden kann, welche Option sie wählt.

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#23

Beitrag von Manfred » So 1. Mär 2015, 12:25

Mir wäre z.B. neu, dass Urwälder artenarm sind!
Artenarm ist ein relativer Begriff.
Und du darfst tropische Regenwälder nicht mit nordischen "Urwäldern" verwechseln.
Dass ein Wald an Bäumen 95% oder mehr Buchen enthält, heißt ja nicht, dass er Artenarm ist.
Die Artenvielfalt ist dann halt überwiegend bei den Insekten und Pilzen zu finden, und beim Bodenleben.
Arm an Pflanzenarten trifft es besser.

Ob und wie viele Untermieter-Arten des Buchenwaldes ausgestorben sind, kann niemand sagen. Aber die Arten, die noch da sind, haben großteils in Wirtschaftswäldern überlebt. Wenn wir denen im Wirtschaftswald wieder etwas mehr Raum geben, wie es seit vielen Jahren mehr und mehr gemacht wird, z.B. durch Liegenlassen von Totholz und dem Stehenlassen einzelner Altbäume, dann werden diese Arten auch weiter bestehen und sich sogar wieder vermehren können.
Und durch die Einmischung anderer Baumarten und die bessere Belichtung bis zum Waldboden können sich noch viele zusätzliche Arten ansiedeln, die in einem reinen Buchenwald keinen Platz für sich finden würden.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#24

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 1. Mär 2015, 12:36

Ich glaube, das Problem bei den Fichtenwäldern ist eher, dass sie an Standorten gepflanzt wurden, die nicht wirklich ihrem ursprünglichem Verbreitungsgebiet entsprechen!
Dadurch sind sie geschwächt. Gesunde Fichten erzeugen genug Harz, um den Borkenkäfer abzuwehren und die alten oder kranken darf er ruhig fressen ;)

Das Wort Plenterwald musste ich jetzt nachschlagen. Also bei den Buchenwäldern, die ich kenne, werden immer wieder ein paar Bäume herausgeschlagen und der Bauer freut sich, wenn dann dort ein neuer nachwächst. Sehr viel Gewinn machen die nicht damit, aber es reicht zum Heizen - ist das ein Plenterwald?

Aber wir sind uns eh einig, dass es besser ist, die Natur nachhaltig zu nutzen, statt hier verwildern zu lassen und dann alle Güter aus Übersee zu holen! :nick:

Tote Bäume sind sehr wertvolle Lebensräume - sollte man öfter stehen lassen....
Vielleicht wollen "die Naturschützer" deshalb, dass man manche Wälder sich selber überlässt?

Man muss halt immer abwägen und "überall alles gleich" ist niergends gut, oder?

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#25

Beitrag von Reisende » So 1. Mär 2015, 12:44

Und durch die Einmischung anderer Baumarten und die bessere Belichtung bis zum Waldboden können sich noch viele zusätzliche Arten ansiedeln, die in einem reinen Buchenwald keinen Platz für sich finden würden
ich glaube die entscheidende frage ist: warum soll das erstrebenswert sein?
ist ein reiner buchenwald mit artenvielfalt in bereichen, die wir nicht sehen können, weniger wertvoll?
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#26

Beitrag von Manfred » So 1. Mär 2015, 12:48

Reisende hat geschrieben: ich glaube die entscheidende frage ist: warum soll das erstrebenswert sein?
ist ein reiner buchenwald mit artenvielfalt in bereichen, die wir nicht sehen können, weniger wertvoll?
Da haben wir uns jetzt einmal im Kreis gedreht.
Wieso sollte ein solcher Totalschutzwald erstrebenswerter sein als ein Wirtschaftswald, der alle diese Arten auch enthält, dazu viele weitere Arten und der außerdem noch dem Rohstoffbedürfnissen der Art Mensch dient?

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#27

Beitrag von Reisende » So 1. Mär 2015, 12:51

:aeh:
ich persönlich finde, es sollte beides geben dürfen.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#28

Beitrag von inerme » So 1. Mär 2015, 15:30

Genau,es sollte beides geben.Oft vermisse ich die Baumriesen und einfach alte Bäume denen man eine lange Geschichte ansieht.Die haben eine ganz andere Ausstrahlung.In Wirtschaftswäldern findet man die selten.

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#29

Beitrag von 65375 » So 1. Mär 2015, 15:57

Die findet man da schon, meistens sogar in Wanderkarten eingezeichnet. Heißen dann meist Förster-Soundso-Eiche oder so ähnlich.

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#30

Beitrag von Manfred » So 1. Mär 2015, 16:24

Alte Solitärbäume findet man auch deswegen überwiegend in der Feldflur, weil ein großer Teil der heutigen Wälder vor wenigen Generationen noch gar keine Wälder waren, sondern offenes Acker- oder Weideland. Nur ganz üble Steilhänge oder sehr unfruchtbare Böden blieben Wald. Und da wurden die Bäume auch nicht so groß, schon weil man die geernteten Bäume mit den damaligen Mitteln, also in Handarbeit und mit Zugtieren, aus diesem schweren Gelände bergen musste.
Aber es gibt die alten Kaventsmänner auch im Wald. Man muss nur wissen, wo sie stehen.

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