Totholz

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Benutzer 72 gelöscht

Totholz

#1

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 3. Sep 2010, 22:17

hallo!

Ich weiß zwar nicht, ob ich da ganz im richtigen Unterforum bin...
Wir waren die letzten Tage ein bisschen so am "Aufräumen", weil nach der Baby-Pause ist unser Grundstück ziemlich zugewachsen - ich hab mir vor allem Sorgen gemacht um das Knabenkraut in der "nassen Wiese" - ist aber noch da!
Und ein paar von alleine aufgegangenen Weidenbäume!! :michel:
Ich häng an den Weiden, obwohl wir keine eigenen Bienen haben - das Gesumme ist die schönste Frühlingsmusik für mich!

Jetzt hängt Aufräumen irgendwie auch mit "Alte-Bäume-Entfernen" zusammen.
Ich hab dabei zwei total abgestorbene Bäume entdeckt, die noch stehen!
Ein Apfelbaum und eine Weide - aber ich hab es dann doch nicht übers Herz gebracht, sie fällen zu lassen.
Der Apfelbaum ist im Sommer Schlafplatz für eine (oder mehrere?) Fledermaus!
(war er schon, als er noch ein bisschen lebte)

Irgendwo erinnerte ich mich, dass tote - aber noch stehende - Bäume wertvolle Lebensräume sind!
http://www.totholz.ch/

Also: wer Platz hat, bitte nicht alle toten Bäume/Äste völlig entfernen! :bieni:

Ich weiß schon, im Obstgarten, wo man ernten will, da passen alte oder tote Bäume nicht so recht - aber vielleicht kann man ja einen oder zwei stehen lassen?
Als "Zierde"??

Ich jedenfalls freu mich schon auf das zweite Leben meiner toten Bäume und bin gespannt, wie sie sich weiterentwickeln....

liebe Grüße!

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guenther
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Re: Totholz

#2

Beitrag von guenther » So 5. Sep 2010, 00:59

hi ina

die toten noch stehenden baeume sind das allerbeste feuerholz :daumen:
hut ab vor deiner selbstlosigkeit :bet:

aber koennte man nicht (seine)welt auch retten
indem man vorm kamin sitzt, den geruch von apfelholz in der nase, und zufriedenheit ausstrahlt :holy:

:fypig: guenther

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emil17
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Re: Totholz

#3

Beitrag von emil17 » Di 21. Sep 2010, 09:58

Liebe Ina,

die Sache mit dem Totholz hat verschiedene Seiten. Für die Forstwirtschaft, wo Du den Link hingesetzt hast, ist es ein Problem, dass die Leute wollen, dass es aufgeräumt ist.
Das kann man zum Teil aus der Geschichte verstehen, wo die Wälder "sauber", d.h. leer waren, weil Brennholz Mangelware war.
Heute ist Energieholz uninteressant, weil das Erdöl zu billig ist.
Die Forstbetriebe müssen sich also rechtfertigen ("Wir zahlen Steuern, und im Wald sieht es so unordentlich aus").
Ein weiteres Problem sind vermeintlich die Borkenkäfer und die Holzschädlinge, die im Forst und am Bauholz bei unsachgemässer Bauweise grosse Schäden anrichten. Hier haben viele das Gefühl, Wälder mit Totholz seien Ungezieferausbreitungsherde. Das stimmt zwar nur selten, denn die Arten, die in Totholz gehen, sind nicht diejenigen, die lebende Bäume oder verbautes Holz schädigen. Das Problem der Forstwirtschaft sind unsachgemässe Auswahl der Baumarten, die Käfer sind ein Symptom. Da man aber Wälder nicht wie Gemüseäcker einfach mit etwas anderem bestellen kann, und der Förster mit dem zurechtkommen muss, was sein Grossvater gepflanzt oder wachsen lassen hat, "muss" man eben "etwas machen".

Da es schon Wälder gab, bevor der Mensch sie aufräumte, sind grosse Totholzmengen im Wald normal. Viele Vogelarten sind z.B. als Höhlenbrüter auf geeignete Nistbäume mit Spechthöhlen angewiesen. Das sind aber immer alte, bereits angegangenen und damit forstwirtschaftlich wertlose Bäume.

Zu Deinem Garten: Lass vor allem Bäume mit hohlen Ästen und Spechthöhlen stehen. Trockenes Totholz kannst Du liegen lassen oder entfernen und verwerten, wenn es für Dich passt; es ist für die Natur ziemlich egal, wenn Du nicht gerade in einer völlig ausgeräumten Landschaft bist. Asthaufen und Totholzbäume sind nämlich vor allem in ausgeräumten Landschaften und Einfamilienhauswüsten wertvoll, aber Dein Grund dürfte der Beschreibung nach nicht so liegen. Es macht natürlich auch keinen Sinn, den Grund sauber zu halten, nur damit der Nachbar nichts Schlechtes denkt.
Du kannst auch psychologisch vorgehen: Statt sich einzugestehen, dass man den Grund nicht schafft, weil er zu gross und zu verwildert ist, erklärt man das Sein-lassen zur bewussten Massnahme. "Das ist extra für den Igel" tönt doch besser als "Den Haufen hab ich einfach nicht geschafft".

Versuche, die rasch wachsenden Weiden so auszulichten und in Gruppen zu halten, dass die Sonne den Boden vielenorts erwärmen kann; nasse Wiesen werden dadurch als Lebensraum deutlich aufgewertet. Und bitte Asthaufen nie an Ort verbrennen, sondern auseinandernehmen, damit die darin wohnenden Kleintiere ausweichen können.

Lieber Gruss!
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Totholz

#4

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 21. Sep 2010, 14:17

hallo!

Danke für deine Rückmeldung und die sehr passenden Tipps! :daumen:
Ja, Totholz kommt entweder in eine extra Ecke, wo es gaaanz langsam verrotten darf oder es wird zum Trocknen aufgestapelt und dann zum Einheizen benützt - da es dann händisch Stück für Stück in den Ofen wandert, denke ich, dass keine Tiere (außer den winzigen - sorry ;) ) mehr drauf sind.
Ich hab mir auch immer gedacht bei den großen Feuern zu den Festeszeiten - so schön sie sind!! - wie viele Tiere, die da Unterschlupf suchen wollten, dann dort den Feuertod sterben müssen - könnte man das nicht einfach vermeiden?
Tät es reichen, wenn man vor dem Anzünden neben dem Feuer ordentlich Lärm macht? für die Insekten wohl nicht - oder?
emil17 hat geschrieben:Statt sich einzugestehen, dass man den Grund nicht schafft, weil er zu gross und zu verwildert ist, erklärt man das Sein-lassen zur bewussten Massnahme. "Das ist extra für den Igel" tönt doch besser als "Den Haufen hab ich einfach nicht geschafft".
hihi - bei mir klingt das so:
besorgte Mutter: "was habts ihr euch da für Arbeit dazugekauft!! Der Wald, der muss ja gepfleeeegt werden"
"nein, wieso? Was passiert denn, wenn wir den Wald nicht pflegen?"
"Das ist dann doch nicht mehr menschenwürdig, ist ja nicht mehr schön!"
:mrgreen: viel menschenunwürdiger ist es, wenn man sich unnötigen Stress macht - und das sagte ich auch meiner Mutter - außerdem finde ich einen "verwilderten" Wald schön - wobei, ganz so mit dem "alles-stehen-lassen" ist auch nicht ok - ein Teil unseres Waldes war Fichtenmonokultur - den Teil wollte ich ursprünglich ganz wegfällen - jetzt hab ich beschlossen, diesen Teil des Waldes nur auszulichten, damit dort auch andere Pflanzen Chance haben.
Aus einer Fichte, die wir geköpft haben für unser Weihnachtsfest, wachsen jetzt zwei Triebe in die Höh - ich glaub, das ist eine von den Fichten, die bleiben darf :hhe:
Versuche, die rasch wachsenden Weiden so auszulichten und in Gruppen zu halten, dass die Sonne den Boden vielenorts erwärmen kann; nasse Wiesen werden dadurch als Lebensraum deutlich aufgewertet.
wenn das kein Argument für Bäume-Fällen ist :duckundweg:

liebe Grüße!

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emil17
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Re: Totholz

#5

Beitrag von emil17 » Mi 22. Sep 2010, 21:40

Ich habe ziemlich viele Fichten. Diese Bäume mag ich nicht so sehr, weil sie äusserst unduldsam sind und alles verdämmen; vor allem in Monokultur wächst darunter nichts mehr. Wenn der Standort nicht zu hoch gelegen und etwas feucht ist, kann man die gründlich auslichten und dazwischen werden dann Eschen und Ahorne hochkommen. Dann haben deine Enkelkinder einen etwas lebendigeren Wald.

Wenn da Kinder im Wald spielen und die Fichten bis unten beastet sind, solltest du die trockenen Äste bis auf reichlich 2 m Höhe entfernen, das kann beim Herumtoben leicht ins Auge gehen.

Wenn Du magst und die Stämme noch nicht zu dick sind, kann man daraus für die Kinder ein Blockhaus bauen. Wichtig ist bei Fichte wie bei allen Weichhölzern, das Holz nach dem Einschlagen nicht unmittelbar auf dem Boden zu stapeln und die Stapel sofort zu decken, sonst wird es rasch brüchig und verliert sehr an Heizwert.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

derk-jan

Re: Totholz

#6

Beitrag von derk-jan » Mi 22. Sep 2010, 23:32

Ja, das kenne ich auch. Durch die Fichten gelangt zu wenig Licht auf den Boden für andere Baumarten. Ich versuch alle Bestände auf etwa 200-300 Festmeter pro Hektar Holzvorrat zu bringen (gemeint ist hier das verwertbare Holz, ohne Wurzel und Krone). Von Peter Wohlleben, Förster in Hümmeln (Eifel), habe ich den Tipp nur die dicken Bäume fällen, die einen Fehler haben, wie Verletzung oder eingewachsene Äste und dergleichen. Und im ersten Jahr nicht mehr als den jährlich Holzzuwachs entnehmen, sonst wird der Wald zu sehr geschwächt und die Gefahr von Sturmschäden ist höher.
Dort im Hümmeler Forst konnte ich auch ein paar Bestände besichtigen, bei denen das schon seit 15 Jahren so gemacht wird und die Bäume, in dem Fall Douglasien standen etwa 10m -15m voneinander entfernt und auf dem Boden waren unzählige kleine Bäume. Dazwischen hatten sie auf 20m² 100 Buchen gepflanzt, die später Saatbäume für den geplanten Buchenwald sein werden. Der Umbau von Nadel zu Laubwald dauert etwa ein bis zwei Generationen.

Totholz gibt es in solchen Wäldern auch, sind aber meist die Kopfenden, seltener gestürzte Bäume. Auch sieht der Wald nicht wüst aus, wie man sich vielleicht einen Urwald vorstellt. Der Wald ist, wenn er funktioniert, von sich aus sauber und aufgeräumt. Totholz, wegen der Gefahr herunterfallender Äste, würde ich nicht stehen lassen, wo sich Menschen aufhalten.

liebe Grüße
Derk-Jan

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