immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

Hotzenwalder
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Re: immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

#11

Beitrag von Hotzenwalder » Mi 9. Feb 2011, 23:43

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emil17
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Re: immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

#12

Beitrag von emil17 » Do 10. Feb 2011, 12:10

Die sind alle viel zu dicht, und es wurde beim Erziehungsschnitt einiges versäumt (zu viele Hauptäste).
Entferne einige Hauptäste (Wunden mit Baumwachs verschliessen), kürze die Hauptäste ein und entferne die Reiter.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Das Faultier
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eindeutig: regelmäßiger Schnitt notwendig

#13

Beitrag von Das Faultier » Do 10. Feb 2011, 14:17

Emil hat recht. Aber beginnen wir einmal bei dem, was wir
haben.

Die Bäume sind auf schwache bis mittelstarke Unterlagen
veredelt, d.h. sie würden unter den günstigen Bedingungen
der Bachaue ca. 3 m bis 4 m hoch und ebenso breit werden, wenn
man sie gar nicht schneidet.
( Schattenspender u. Kletterbaum sind also nicht möglich )

Allerdings würden sie dann auch schnell vergreisen.
Die neuen Triebe würden immer kürzer werden, bis schließlich nur
noch Fruchtquirle an der Außenzone der Krone wachsen.
Dort wären sehr viele Früchte und Blätter zu einem Dickicht
verwachsen, während der gesamte Kroneninnenraum verkahlen würde.
Es wäre eine Jahresernte von ca. 50 KG zu erwarten. Die Äpfel
wären klein, zum Teil relativ farblos, würden spät reifen und wären
noch akzeptabel für Schwein und Pferd.

Schwachwüchsige Buschbäume bzw. Niederstämme sind aber dazu
gemacht, um Qualitätsobst in Armhöhe zu bringen. Dementsprechend
sehe ich folgende Varianten:

1.) behutsam auslichten und langsam verjüngen:
So ähnlich, wie Emil es schon beschrieben hat, Platz schaffen in
der Krone.
Es muß jedes Jahr geschnitten werden. Die alten krüppeligen
Zweige werden schrittweise herausgeschnitten, während die jungen
Triebe in voller Länge erhalten bleiben. An diesen bilden sich
Fruchthölzer und die Früchte hängen schön verteilt im gesamten
Kronenraum.
Als Maximalhöhe würde ich ca. 3,00 m anstreben.
Die Schnitthöhe würde ich dann im Laufe der Jahre von ca. 1,80 m
immer weiter bis auf ca. 1,20 m heruntersetzen.

2.) Verjüngung und nachfolgend konsequenter Umtrieb
Starker Rückschnitt auf eine Höhe von ca. 1,20 m, wobei drei
Leittriebe erhalten bleiben, alle anderen werden am Stamm abgeschnitten.
Im Sommer sind die zahlreichen Jungtriebe zu selektieren, wobei an
jedem Leittrieb nur 3 oder 4 Jungtriebe schön gleichmäßig verteilt
in voller Länge auswachsen sollen.

Im Jahr darauf entstehen an diesen Jungtrieben die Fruchthölzer.
Überflüssige Verzweigungen oder weitere Jungtriebe müssen entfernt werden.
Die Krone sollte dann starkwüchsig, ausgelichtet und sehr gesund aussehen.

Ein Jahr später gibt es wieder Früchte und zwar in deutlich besserer
Qualität. Unter der Fruchtlast biegen sich die jungen Triebe nach Außen.
Jetzt können einige neue Triebe in Kronenmitte zugelassen werden. Diese
sollen ebenfalls in voller Länge auswachsen.

In allen weiteren Jahren werden jeweils nur die älteren und nach unten
hängenden Triebe an der Basis abgeschnitten. An ihrer Stelle werden
wieder neue Jungtriebe zugelassen. Sie sollen in voller Länge auswachsen,
sie werden nicht gekürzt, denn sie bringen ja den Ertrag der nächsten Jahre.

Auch hier ist die Maximalhöhe bei ca. 3,00 m anzustreben.
Beginnend von 1,20 m im Jahr des ersten Schnittes sollte folgendes
Wachstum erreicht werden:
1. Jahr 1,20 m - 2,00 m
2. Jahr 2,00 m - 2,50 m
3. Jahr 2,50 m - 2,80 m bei langsamer Neigung nach Außen
4. Jahr 2,80 m - 3,00 m evtl. wird auf einen schwächeren Seitentrieb abgeleitet
5. Jahr 2,80 m - 3,00 m evtl. herausschneiden zugunsten neuer Triebe

Variante 3: freiwachsende Hecke mit Obstanteil
Einfach nicht mehr schneiden, dafür aber die Reihe mit Schlehe, Sanddorn,
Liguster, Mirabelle, Heckenstachelbeere und Wildrose komplettieren und
schön dicht wachsen lassen.
Sollten die Apfelbäume dann mal schlapp machen, könnte auch noch Eberesche,
Pfirsich oder Sauerkirsche an deren Stelle gepflanzt werden.
Im Inneren des Grunsdtückes können dann starkwüchsige Apfelbäume als Hochstamm
gepflanzt werden.


Das Faultier

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Re: immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

#14

Beitrag von Hotzenwalder » Mi 16. Feb 2011, 20:56

Hi. Danke für die zahlreichen Beiträge. Insbesondere an das Faultier. Bist du sicher, dass du den richtigen Namen gewählt hast ? Sooo faul scheinst du nicht zu sein, hast dir extra viel Arbeit gemacht, danke. Ich plane langfristig schon einen Fruchtwald bzw. eine Obst/Wildobshecke je links und rechts, und einzelne stehen auch in der Mitte.. ist mir schon klar, dass sonst alles zu dicht gepflanzt ist. Aber der Wunsch nach Vielfalt war grösser als der vorhandene Platz, daher.. wenn alles größer ist, folgen noch verschiedene Schattenverträglich Pflanzen am Boden. Ein Fruchtwaldgarten sozusagen. Zum Teil stehen auch Bäume zwischen den Hügelbeeten. mfG

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Re: immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

#15

Beitrag von emil17 » Fr 18. Feb 2011, 12:38

Fruchtwaldgarten?
Solche Projekte brauchen vor allem - Platz.
Wenn die zu dicht stehen, dann haben vor allem die empfindlichen Sorten viel von Pilzkrankheiten zu leiden, weil das Laub langsamer abtrocknet.
Empfindlich ist in dem Sinne alles, was mitteleuropäische Regensommer nicht als Klimaoptimum auffasst.
Die treiben sich dann gegenseitig noch mehr in die Höhe, und Fruchtholz bildet sich im Schatten auch keins.

Ich hab ja auch immer das Problem, dass das Grundstück voll ist, bevor die Wunschliste leer ist.
Aber weniger ist manchmal mehr.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

#16

Beitrag von Hotzenwalder » Mi 9. Mai 2012, 22:14

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Nachdem ich mich entschieden habe die Apfelbäume nur noch gaanz wenig zu schneiden blühen sie jetzt schon das zweite Jahr wie niemals zuvor.
Letztes Jahr gab es 55 Liter Most + 40 Gläser Mus + eine Kiste so gegessen. War die richtige Entscheidung. Nie zuvor gab es ähnliche Erträge.
Gruss

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Re: immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

#17

Beitrag von emil17 » Do 10. Mai 2012, 12:12

Sieht schön aus, aber man sollte lieber häufig und dafür wenig eingreifen als jahrelang nichts machen und dann viel Holz aufs mal herausholen.
Also nicht erst schneiden wenn es in der Krone drin wieder anfängt leer zu werden.
Manche Bäume übertragen sich auch gerne.
Die Bäume auf dem Bild sind ja noch relativ jung aus, da kann man einiges machen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

#18

Beitrag von Manfred » Do 10. Mai 2012, 13:34

Wenn du gar nicht mehr schneidest, verkahlt die Krone halt über die Jahre innen: Und innen an schlecht belichteten Zweigen hängende Früchte entwickeln sich nicht so gut und bilden weniger Zucker.
Wenn du eh einen Überschuss an Tapfelobst hast und den Rest zu Mus und Saft machst, ist das (inkl. des geringen Minderertrags) eh fast egal.
Ich würde trotzdem nach und nach einzelne starke Äste entfernen, um den Kronen mehr Licht zu gönnen. Mache ich bei meinen teils verhunzt überommenen und teils als jugendlicher Anfänger selbst verhunzten Bäumen ebenso. Mein Ziel ist eine Kronenform ähnlich dem Öschbergschnitt, mit natürlichem Fruchtbogen und mögl. wenig Schnittaufwand pro Baum. Meine Nachbarn belächeln meinen Schnitt jedes Frühjahr milde und geben mit gute Tipps über den Zaun. Ich ertrage das, schneide ein paar dickere Äste raus und sie je Baum eine Schubkarre Wasserruten. Und im Herbst lächle im still zurück, wenn ich eimerweise Obst von den Bäumen hohle. (Vom letzten Jahr mal abgesehen. Aber da hat der Frost auch die Ernte der Nachbarn versaut.)

Mit einer Radikalkur würdest du nur massig Wasserschosse erzeugen und ein konsequenter Ertrags- und Qualitätsschnitt lohnt nur, wenn man auch das gesamte anfallende Obst entsprechend hochwertig verwertet.

Olaf
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Re: immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

#19

Beitrag von Olaf » Do 10. Mai 2012, 14:49

massig Wasserschosse
Was mach ich denn, wenn die nun schon mal da sind?
Mein Kumpel hat behauptet er kann das, aber selbst für meine wirklich bescheidene Kenntnis sieht das grauenhaft aus.(Der hat die Wassertriebe halbiert, ist wohl eher son Landschaftsgärtner, es sieht aus wien Busch am Stiel :motz: ). Vielleicht kann ich ja noch nen Foto machen, wahrscheinlich aber erkennt man nicht viel.
Ich glaub, ich hau den sowieso um, die paar Äpfel schmecken am besten noch den Ziegen und er ist uralt. Interessieren würde es mich trotzdem.....
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Manfred

Re: immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

#20

Beitrag von Manfred » Do 10. Mai 2012, 15:57

Bei den nächsten Schnitten einfach zurückhaltender sein. Dann fängt sich der Baum wieder. Wenn du sie alle rausschneidest, bildet er nur wieder neue.
Die, die nach innen in den Baum schießen, rausschneiden und die restlichen mögl. flach ableiten (runterbinden). Dann bilden sie nächstens Jahr Blütenknospen und tragen. Wenn Sie außen an den Astspitzen sitzen, erledigt das nach ein bis 2 Jahren meist die Schwerkraft von selber.
So eine Radikalkur kann bei einem vergreisten, oft jahrelang unterernährten Baum schon mal sinnvoll sein. Aber dann muss man ihn sich wieder fangen lassen. Sonst endet man im ewigen Wasserschossekreislauf.
Gibt ja auch Leute, die Ihre Apfelbäume zu bonsaiartigen (die Form, nicht die Größe) Kunstwerken schneiden, die winters sehr schön anzusehen sind, aber im Sommer in einer Wolke von Wasserschossen untergehen. Das ist aber mehr gestalterischer Schnitt als Obstbau. Bei uns im Dorf gibt es einige sehr schöne Beispiele dafür. Evtl. denk ich im nächsten Winter mal dran, ein paar Fotos zu machen...

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