Fragen zum Obstbaumschnitt

Benutzer 72 gelöscht

Re: erste spontane Antwortversuche

#11

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 30. Jan 2011, 11:12

hallo!

Danke für die Antwort!

Aber ich bin jetzt echt ins Grübeln gekommen ....
Das Faultier hat geschrieben:
ina maka:
ist ein Wundverschluß wirklich nötig oder gibt es Alternativen?
Da gibt es viel Für und Wider.
[....]
Alternative:
Man schneidet den Baum in völliger Saftruhe bei sonnigem Wetter,
so leicht über Null Grad Celsius. Es muß eine sehr scharfe Säge benutzt
werden, damit eine sehr glatte Schnittfläche entsteht.
Das frische Holz trocknet sofort ab.
Wer anders hatte mir nämlich gesagt, dass ich, wenn ich keinen Wundverschluss drauftun will, wenn dann im Spätsommer schneiden soll - weil die Bäume dann die Wunder besser verschließen können, ja nicht im Winter ...
was stimmt jetzt? :aeh:

Bei uns gibt es auch massenhaft Birnengitterrost - von den Nachbarn wurde ich gleich aufgeklärt "bei uns wachsen nur Mostbirnen" - ist auch eine Alternative zum Gift .... :pfeif:

Wir haben trotzdem einen "edlen" Birnbaum gesetzt - mal sehn, was drauas wird....

liebe Grüße!

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ben
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Re: Fragen zum Obstbaumschnitt

#12

Beitrag von ben » So 30. Jan 2011, 13:28

Hallo Faultier, eines meiner Lieblingsthemen. Ich empfehle dringend den Öschberg-Palmer-Schnitt. Auch wenn man nach der Methode nicht arbeiten will sollte man auf jeden Fall die wichtigsten Prinzipien kennen. Inhaltlich ist die beste Seite zum Thema von der Uni Kassel. Allerdings ist die Navigation auf der Seite etwas gewöhnungsbedürftig. Man muss z.B. auf Links im Text klicken, damit erläuternde Bilder erscheinen: Öschbergschnitt Uni Kassel

Die Originalliteratur von Helmut Palmer natürlich noch besser nur leider schwer zu bekommen. Ich kenne bisher zwei Bücher von ihm: 1. Notenschlüssel der Natur und 2. Der pomo-logische Palmerschnitt
Der Untertitel des zweiten Buches ist typisch für Palmers Schreibstil:
Die totale Kertwende vom Krüppel-, Kunstdünger-, Gift-, und Chaotenobstbau zum Naturobstbau
Der Wikipedia-Artikel zum Öschbergschnitt ist auch ganz gut. Insbesondere folgender Satz ist sehr vielsagend:
Wikipedia hat geschrieben:Außer bei Helmut Palmer (diverse Veröffentlichungen ab 1952) finden sich daher auch kaum überzeugende, großkronige Obstbäume in der deutschen Obst-Fachliteratur dieser Zeit.
Hier ein Link zu einem Beitrag von mir im alten SV-Forum. Dort habe ich den Schnitt einer Kirsche dokumentiert, die ich nach bestem Wissen und Gewissen seit drei Jahren nach dem Palmer-System beschneide. Dieses Jahr würde ich zum dritten Mal beschneiden. Wenn man mich wieder ranlässt, dann werde ich im Februar Bilder vom neuesten Stand einstellen.

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Re: Fragen zum Obstbaumschnitt

#13

Beitrag von Waldläuferin » So 30. Jan 2011, 19:56

Hallo Faultier,
danke! Das war jetzt aber ein Schnellkurs mit vielen Anregungen :hoch:
Fertig ist besser als perfekt.

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Re: Fragen zum Obstbaumschnitt

#14

Beitrag von Das Faultier » So 30. Jan 2011, 22:18

ina maka:
Wer anders hatte mir nämlich gesagt, dass ich, wenn ich keinen Wundverschluss drauftun will, wenn dann im Spätsommer schneiden soll - weil die Bäume dann die Wunder besser verschließen können, ja nicht im Winter ...
und er meinte wohl speziell Kirschen, weil die ja im Sommer
dann mit der Ernte durch sind.

Vor vielen Jahren hab ich mal das Experiment gemacht,
an einem Kirschbaum armdicke Äste im Juli und andere
Anfang Januar schön auf Astring abzusägen.
Ich wollte den Unterschied dokumentieren. Es gab keinen !
Vielleicht hätte ich einen bemerkt, wenn ich das längere Zeit
wiederholt hätte.

Theoretisch wächst Pflanzengewebe ja bei hohen Temperaturen besser.
Sollte also einen Wachstumsvorteil bringen.

Theoretisch ist die Luft im Sommer auch voller Pilzsporen
und die landen auf dem frischen Holz und wachsen bei hoher Temperatur
auch besser. Andere Pilze mögen es auch kalt.

Es mag noch mehr Argumente geben.
Wichtig ist aber, was man mit einer Schnittmaßnahme erreichen will.
Dem gebe ich das Primat vor Wundheilung.
ina maka:
Wir haben trotzdem einen "edlen" Birnbaum gesetzt - mal sehn, was drauas wird..../quote]
Dann schau im Frühsommer nach den jungen Blättern.
Sind dort einige kleine nur unscheinbar hellere Flecke
zu sehen, so ist der Birnengitterrost drin und er kann
in diesem Anfangsstadium sogar noch bekämpft werden.
Wenn die Flecke dann orange werden ist es zu spät.

Nachdem ich mir jetzt alles noch mal zu Gemüte geführt hab,
weiß ich, was mich wohl von den meisten Profis unterscheidet.
( Ausnahme: Sepp Holzer )
Ich schneide ja hauptsächlich meine eigenen Bäume.
Also ist es auch immer wieder meine Ernte und ich
bin unzählige Male im Jahr bei jedem Baum, schau ihn an
und rede mit ihm.
Jeder einzelne Baum ist für mich wie ein Individuum.
Mit jeden einzeln handle ich aus, was wir im weiteren
vor haben. Daraus entsteht ein für beide Seiten tragbarer
Kompromiss.
Der Ausgangspunkt ist, daß der Baum selbst am besten weiß,
was für ihn gut ist. Ich muß es nur verstehen.
Heraus kommt dabei immer eine gut ausgelichtete naturnahe
Krone und die ist sortenbedingt unterschiedlich und sie
kann bei gleicher Sorte standortbedingt unterschiedlich sein.

Den Öschbergschnitt in dieser Strenge mach ich nicht, trotzdem
gibt es manchmal einige Ähnlichkeiten, z.b. die bewußt flacher
wachsenden reinen Fruchttriebe und die breite Krone.
Die steil wachsenden ( meißt Leittriebe ) kürze ich jedoch nicht,
und ich leite nach Außen ab.

Ben, zur Zeit sehe ich Deine Bilder nicht.

Das Faultier

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Jetzt hab ich die Bilder - ich Idiot

#15

Beitrag von Das Faultier » Mo 31. Jan 2011, 14:57

- im Rharbarber: Baumfrevel
- die Kirsche: Typisch für Strategiewechsel - oder war die schon fast tot ?
- Dornröschenapfel: ich hätte ihn noch etwas mehr ausgelichtet und drumherum alles gerodet
- Apfelreihe: i.o. - hätte aber ebenfalls etwas mehr ausgelichtet - es kann aber auch die Zweidimensionalität der
Bilder hier etwas verzerrend wirken

Das Faultier

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Re: Fragen zum Obstbaumschnitt

#16

Beitrag von ben » Mo 21. Mär 2011, 19:44

Hallo Faultier

irgendwie ist mir Deine Antwort entgangen und dann musste ich erstmal checken was Du mit Baumfrevel im Rhabarber meintest. Da ich ungerne als Baumfrevler angesehen werde möchte ich dieses Missverständnis aber noch dringend aufklären:

Bei dem Baum vor dem Rhabarber handelte es sich um eine Thujenhecke, die als Sichtschutz gepflanzt war und die ich bei Übernahme des Gartens entfernt habe, weil mir dafür keine Verwendung einfiel. Den toten Baumstumpf habe ich stehenlassen und nutze ihn als Kleiderbügel, und Insektenhotel. Ist natürlich nicht jedermanns Sache so ein toter Baum im Garten aber einstweilen will ich ihn stehenlassen. Ich hatte auch schonmal die Idee ihn von irgendwas Kletterndem überranken zu lassen, weiss aber noch nicht womit.

Gruß ben

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Re: Fragen zum Obstbaumschnitt

#17

Beitrag von Das Faultier » Di 22. Mär 2011, 20:21

Irgendetwas in der Art hatte ich schon vermutet, war aber mal wieder
sehr neugierig.
Neugier verbirgt der gewiefte Dr. House nun mal gern hinter solch
prägnaten Worten, wie "Baumfrevel".
Und zu guter Letzt: mein Baumschnittvortrag lief ganz problemlos.
Auf allgemeinen Wunsch auch mit praktischer Vorführung.

Das Faultier


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