Schnecken verwüsten fast alles

Benutzer 72 gelöscht

Re: Schnecken verwüsten fast alles

#391

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 11. Aug 2014, 11:23

Vor einiger Zeit war ich im Netz und im Bekanntenkreis auf der Suche nach den natürlichen Feinden der "spanischen Wegschnecke" in ihrer Heimat.
Ich bin nicht fündig geworden.
Jetzt bin ich im Biogärtner-Forum so zufällig über einen interessanten link gestolpert: spanische Wegschnecke nicht spanisch sondern deutsch

Dass sie angeblich so gar keine natürlichen Feinde hat, finde ich aber trotzdem befremdlich.
Veränderungen in der Landwirtschaft??

Weniger Enten und weniger Hühner?
(wo Hühner frei rumlaufen, gibt es weniger, aber es gibt manchmal trotzdem viele....)

oder was ist damit gemeint??

Benutzeravatar
Mika
Beiträge: 1097
Registriert: Fr 11. Jul 2014, 16:28

Re: Schnecken verwüsten fast alles

#392

Beitrag von Mika » Mo 11. Aug 2014, 12:26

Ich hab mir das paper mal durchgelesen: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1 ... 12177/full. da steht drin, daß die Art Arion lusitanicus endemisch in Portugal ist. Das was hier als spanische Wegschnecke bezeichnet wurde/wird ist NICHT diese Art. Da gab es irgendein Kuddelmuddel in der Taxonomie. (Es gab Bestimmungsbücher, da stand bei Schnecken nur "spanische Wegschnecke" drin, deswegen war alles was in Zentraleuropa umeinandergschleimt ist und einigermaßen auf die Beschreibung gepaßt hat ein spanische Wegschnecke, die nonanet, eingeschleppt sein mußte).
Deswegen wurden die Biester jetzt genetisch untersucht. Die Haplotypen die in Westfrankreich oder in Spanien untersucht wurden, kommen nicht in Zentraleuropa vor und umgekehrt. Und das die Population über lange Zeit hinweg sich nicht wirklich geändert hat (kurzzeitige, extreme Schwankungen kommen vor). -> "On the contrary, the coalescence-based EBSP analysis (...) indicated a particularly stable population size even during the postglacial warming, even though the most recent past was not clearly resolved by the approach. This is nonwithstanding the sometimes substantial short-term census population fluctuations in slugs, depending on ecological conditions...".
Und sie geben ein mögliches Szenario vor, warum die Populationen teilweise so zugenommen haben: -> "Another, biologically more interesting question is whether our unnamed Arion species experienced a strong demographic increase during the time it was first noted and whether this contributed to the notion of an invasive species. Although it will be difficult to come post hoc to conclusive results, the changes of land use practice in terms of mechanisation and agrochemicals from the 1950s on, the Flurbereinigung, climate change, increasing reforestation and urbanisation may well have changed local distribution and abundance patterns in slug species. Increased interspecific interference competition, perhaps as a consequence of environmental changes, has been held responsible for changes in habitat use patterns in land snails..."

Ach ja als Anmerkung, Tigerschnegel http://de.wikipedia.org/wiki/Tigerschnegel fressen z.B. andere Nacktschnecken... Arion hat durchaus Feinde. :grr:

Benutzeravatar
guzzmania
Beiträge: 571
Registriert: Mo 26. Aug 2013, 16:03
Wohnort: Eichgraben

Re: Schnecken verwüsten fast alles

#393

Beitrag von guzzmania » Sa 18. Okt 2014, 22:48

Hier noch eine neue Info: Nacktschnecken sind wohl essbar, für den Menschen.
Vorausgesetzt man bereitet sie richtig vor und kocht sie richtig:
http://www.eattheweeds.com/are-slugs-ed ... -snails-2/

Wer traut sich ausprobieren und berichtet? :-D

Lg
Guzzi

Benutzeravatar
Mika
Beiträge: 1097
Registriert: Fr 11. Jul 2014, 16:28

Re: Schnecken verwüsten fast alles

#394

Beitrag von Mika » So 19. Okt 2014, 09:00

Da geht es aber hauptsächlich um Gehäuseschnecken, Nacktschnecken sind mit äußerster Vorsicht zu "genießen"... "...does not recommend eating slugs because they often feed on mushrooms, and most of them are toxic, ..." :ohoh:

Und irgendwie ne, bäh... ich mag mir das gar nicht vorstellen so eine Arion auf dem Teller zu haben... grusel...

Benutzeravatar
guzzmania
Beiträge: 571
Registriert: Mo 26. Aug 2013, 16:03
Wohnort: Eichgraben

Re: Schnecken verwüsten fast alles

#395

Beitrag von guzzmania » So 19. Okt 2014, 11:13

Man müßte die die Tierchen wohl ca. 1 Woche auf kontrollierte Diät setzen, wegen des Verdauungstraktinhalts, und dann mehrmals in frischem Wasser durchkochen wegen Parasiten.

Klingt nach viel Arbeit für wenig Ergebnis. ;-)

Benutzeravatar
Buchkammer
Förderer 2017
Förderer 2017
Beiträge: 3911
Registriert: Di 30. Nov 2010, 13:01
Wohnort: Thüringen
Kontaktdaten:

Re: Schnecken verwüsten fast alles

#396

Beitrag von Buchkammer » Mo 20. Okt 2014, 19:22

Und die schleimige Haut entfernen. Man muss schon ziemlich hungrig sein, um sich Nacktschnecken reinzupfeifen. Selbst der weiße Kaviar, den die produzieren, ist wohl ungenießbar. :ohoh:
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

unkrautaufesserin
Beiträge: 729
Registriert: Di 10. Jul 2012, 15:27
Familienstand: glücklich verheiratet
Wohnort: In der Mitte

Re: Schnecken verwüsten fast alles

#397

Beitrag von unkrautaufesserin » Mi 22. Okt 2014, 10:34

Eigentlich wollte ich jetzt ein Kochrezept verlinken, das an eine Bundeswehrvorschrift angelehnt ist. Aber leider muß man dazu mittlerweile in diesem Forum angemeldet sein. Ich mache deshalb einfach eine Kopie:
Gebratene Nacktschnecken

Um es gleich vorwegzunehmen: Nein, das ist kein Scherz; es handelt sich hierbei
um die Weiterentwicklung einer Rezeptur aus einer Bundeswehrvorschrift. Darüber
hinaus ist zu erwähnen, daß z. B. Weinbergschnecken als Delikatesse gelten und
daher auch für viel Geld auf diversen Speisekarten zu finden sind. Und Schnecken
aus dem heimischen Garten sind dem gegenüber auch nicht viel anders.

Gestoßen bin ich auf die Idee beim Durchstöbern besagter Vorschrift, die sich mit
dem „Überleben im Gefecht“ befaßt – und hier speziell das Thema Ernährung. Die
Zubereitung an sich kann u. U. bis zu einer Stunde dauern (warum – dazu später
mehr). Pro Portion benötigt man etwa 20 Exemplare dieser glitschigen Schleimkrie-
cher. Es spielt dabei übrigens keine Rolle, welche Farbe die Schnecken haben; sie
sollten jedoch mindestens daumendick sein, um sie auch vernünftig verarbeiten zu
können.

Es gibt generell zwei Möglichkeiten, Schnecken zu sammeln. Zum einen kann man
ausreichend Schnecken auf einmal suchen und diese dann direkt verarbeiten, oder
man sammelt die Tiere sporadisch und friert sie zunächst weitgehend unbehandelt
in der Gefriertruhe ein.

Und wo findet man Schnecken? In der Regel ziehen sich Schnecken aller Art tags-
über in dunkle, kühle Ecken zurück oder kriechen unter Steine. Man findet sie aber
auch in hohlen Baumstämmen sowie in Komposthaufen oder aber in (betonierten)
Schächten.

Die Vorbereitung:
Zunächst benötigt man eine stark übersättigte Salzlösung aus Wasser und handels-
üblichem Speisesalz, die zum Kochen gebracht wird. Das Salz darf hier auf keinen
Fall zu sparsam angewendet werden! Erst dann, wenn sich kein weiteres Salz mehr
im Wasser löst, ist die richtige Konsistenz erreicht. Hat die Lake eine entsprechend
hohe Temperatur, werden die mit Wasser abgespülten und gereinigten Schnecken
(keine Angst vor dem Schleim) in das kochende Wasser gegeben.

Anmerkung: Man kann natürlich darüber streiten und diskutieren, wie man die Tiere
schnell tötet. Schaut man sich aber mal die Tötung eines Schweins zwecks Schlach-
tung an (mit Stromschlag durch den Kopf!), so erinnert das schockartige Abkochen
wiederum an die Zubereitung, wie sie z. B. bei Hummern bekannt ist. Dem gegen-
über steht das vorherige Einfrieren, wobei man aber bedenken muß, daß Schnecken
zu den Kaltblütern zählen und beim Einfrieren allmählich nur träge werden bis hin
zur vollständigen Starre.

Warum nun derart viel Salz? Das ist ganz einfach. Salz zerstört die Eiweißmoleküle
des Schleims und lösen diesen somit langsam auf. Es ist allerdings wichtig, daß ab
und an weiteres Salz dem Sud hinzugefügt wird, da durch eine chemische Reaktion
die Ionen des Salzes neutralisiert werden. (Warum das so ist, hab’ ich aber bislang
noch nicht herausgefunden.) Übrigens: Während dieses (zuweilen ungewöhnlichen)
Kochvorgangs entsteht ein Geruch, der in etwa an Fisch und Hallenbad erinnert
und nicht weiter stören sollte. Der Schaum ist ebenfalls eine chemische Reaktion
und auf die großen Eiweißmoleküle des Schleims zurückzuführen. Die braune Far-
be des Kochsuds entsteht, wenn sich die Pigmente der braunen Nacktschnecken
aus der Haut selbiger herauslösen. Beides ist nicht weiter schlimm. Die weißen, an-
getrockneten Rückstände, die sich u. U. außen am Topf bilden können, lassen sich
leicht mit einem feuchten Lappen entfernen.

Wann ist dieser Schritt der Vorbereitung zu Ende? Das kann man sehr leicht über-
prüfen, indem hin und wieder ein Kochlöffel o. ä. in den Sud gehalten und wieder
herausgezogen wird. Je nach Menge kann dieser Vorgang 20 bis 30 Minuten dau-
ern. Und erst dann, wenn sich keine Schleimfäden mehr bilden, ist dieser Vorgang
abgeschlossen. Die Kochstufe selbst sollte hierfür nicht zu gering gehalten werden;
permanentes Kochen am Siedepunkt ist jedoch auch nicht notwendig. Sollten in der
Zwischenzeit einzelne Schnecken gar geplatzt sein, so macht das nichts aus; denn
im nächsten Schritt müssen alle Schnecken zerschnitten werden. Mit kaltem Was-
ser werden die Schnecken jetzt abgeschreckt. Auf diese Weise verschwinden zu-
dem letzte Schmutzpartikel. Die Konsistenz erinnert hier an weiche Lakritze, und
alle Schnecken sind grau bis schwarz.

Sicherheitshinweis:
Im Unterschied zu Weinbergschnecken, die ausschließlich aus anerkannten Zucht-
betrieben stammen, handelt es sich bei Nacktschnecken (auch aus dem heimischen
Garten) grundsätzlich um wildlebende Tiere. Es ist daher unbedingt notwendig, daß
wirklich alle Schnecken einzeln der Länge nach aufgeschnitten werden, um auf die-
se Weise sämtliche schwarzen Eingeweide zu entfernen. Man weiß ja nie, was die
Schnecke vorher gefressen hat. Dem gegenüber läßt man (gezüchtete) Weinberg-
schnecken mindestens eine Woche lang hungern (damit sich deren Darm entleert)
und verarbeitet sie erst danach weiter (abkochen, sortieren, verpacken usw.). Hier-
bei zeigt sich auch, warum man möglichst große Exemplare sammeln sollte, zumal
die Schnecken selbst durch den langen Kochvorgang schrumpfen. Ein übermäßig
salziges Aroma entsteht hier allerdings nicht, was man aufgrund der extrem hohen
Salzmenge ja vermuten könnte.

Die eigentliche Zubereitung:
Nachdem alle Schnecken einzeln ausgenommen und ein letztes Mal gereinigt wor-
den sind, können die fertigen Filets (sehen aus fein Geschnetzeltes) nach belieben
gewürzt und in der Pfanne gebraten werden. Sehr gut passen hier Waldpilze wie z.
B. Pfifferlinge, Maronen oder Steinpilze. Eine weitere Variante ist eine sogenannte
Gemüsepfanne mit beliebigen Beilagen.
Weiterer Tip: Zusammen mit Champignons gebraten und auf Toast serviert.

Übrigens: 100 g Schneckenfleisch (netto) hat in etwa den gleichen Nährwert wie
ein Rindersteak zu 250 g oder ein Schweinesteak zu 300 g. Zudem ist das Fleisch
einer Schnecke zu 100 % cholesterinfrei.

Na dann – guten Appetit!

Gruß, Thomas

[Dieser Beitrag wurde am 15.01.2011 - 04:12 von Triceratops aktualisiert]




Signatur
Nein, ich habe es noch nicht probiert. Bisher war meine Verzweiflung noch nicht groß genug... :holy:

Liebe Grüße, M.

Benutzeravatar
guzzmania
Beiträge: 571
Registriert: Mo 26. Aug 2013, 16:03
Wohnort: Eichgraben

Re: Schnecken verwüsten fast alles

#398

Beitrag von guzzmania » So 11. Jan 2015, 00:07

Das scheint mir ein interessanter Schneckenzaun zu sein: http://www.weinbergschnecken-thueringen ... /pd63.html

Preislich attraktiv und langlebig...

Benutzeravatar
Thomas/V.
Förderer 2017
Förderer 2017
Beiträge: 9386
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 17:00
Familienstand: verheiratet

Re: Schnecken verwüsten fast alles

#399

Beitrag von Thomas/V. » So 11. Jan 2015, 12:23

Wenn ich ein Netz oder ähnlich gebauten Zaun in die Wiese eingrabe, dann habe ich immer die Schwierigkeit, das ich nicht Gras mähen kann bis direkt an den Zaun. Es bleibt immer ein Streifen Gras vor und hinter dem Zaun stehen und verwächst mit der Zeit mit dem Zaun.
Ein versetzbarer oder Mähfaden fester Zaun wären also besser.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Olaf
Beiträge: 13594
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 14:25
Familienstand: glücklich verheiratet
Wohnort: Havelland BRB

Re: Schnecken verwüsten fast alles

#400

Beitrag von Olaf » So 11. Jan 2015, 13:04

Moin,
zum einen, die Tötung in kochendem Wasser ist in D. Vorschrift, also Einfrieren ist eigentlich nicht ok.
Zum andern kommt mir dieses Rezept sonderbar vor, weil die die Schnecken offenbar mit gefülltem Darm zubereitet werden.
Normalerweise werden die 2 Tage auf Diät gesetzt und auf Brennesselblättern und mit mehrmaligem Waschen entschleimt.
Meine Nachbarin hat sich darübner hinweggesetzt mit dem Kommentar: "Wir Koreaner essen auch Scheiße!", musste aber später zugeben, dass sie auch so geschmeckt haben.
Daraus kann man auch ablesen, dass wir es schon (mehrfach) probiert haben. DIe Entnahme aus der Natur ist verboten, aber wir haben Unmengen an Weinbergschnecken hier, und ob ich nun Schneckenkorn streue oder welche esse macht für die Natur keinen Unterschied bzw. ist unsere Varinate schonender.
Allerdings fanden wir sie geschmacklich ok, aber trotz viel Kräuterbutter nicht als das vielgepriesene kulinarische Highlight, das ist wohl eher etwas für Schicki-micki-Spinner in feinen französischen Restaurants.
Der Aufwand, wenn man es ordentlich machen möchte, ist doch recht hoch und auch irgendwie Tierquälerei, das Entdarmen speziell, so dass wir beschlossen haben, es zu lassen.
Als "Notration" allerdings nicht zu verachten, pro Schnecke kommt man so auf 15g Fleisch, man nimmt ja nur den Fuß.
Der Zaun ist interessant, auch preislich.
Ich möchte dieses Jahr aber was anderes ausprobieren, auf der Suche nach Rezepten bin ich auf eine Schneckenfarm gestoßen, der hatte als Zaun nur so 10cm breite Bretter, hochkant aufgestellt, die er zweimal im Jahr mit einem Öl-Salz-Gemisch bestrich.
LG
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Antworten

Zurück zu „Schädlinge und Krankheiten erkennen und bekämpfen“