Schafwolle vermarkten?

Sabi(e)ne
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Schafwolle vermarkten?

#1

Beitrag von Sabi(e)ne » Mo 29. Nov 2010, 20:19

Edit durch Manfred: Habe das Woll-Thema von den Schlachtlämmern abgetrennt.

Sabine schrieb:

:mrgreen: Ja, smallfarmer, aber welches Tier außer Angoraninchens liefert noch so ein tolles Bekleidungsmaterial im Preis eingeschlossen gleich noch mit?
Ich hab grad schwarzes Hebridenvlies - das erste Schaf, was wirklich richtig echt SCHWARZ ist, muß an der Ernährung und wenig Sonne dort liegen. :mrgreen:
Schafe sind superklasse Viecher, letztendlich mit Dreifachnutzen an Milch, Wolle und Fleisch - das bietet kaum ein anderes Tier.
Wer "nur Fleisch" will, ist wahrscheinlich mit Kaninchen im Keller oder 6 Mastputen pro Jahr ausreichend bedient, aber wer will das schon... ;) :engel:
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smallfarmer
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Re: Schlachtlämmer vermarkten?

#2

Beitrag von smallfarmer » Mo 29. Nov 2010, 20:33

Du hast leicht reden, Sabine.Dann besorg uns doch bitte die Leute die uns die Wolle ordentlich bezahlen. Du hast vielleicht die Kohle das schwarze Hebridenvlies aus England zu importieren.
Mir gehen die Leute nicht aus dem Kopf, die sieben Tage,jeden Tag 16 Stunden mit ihren Schafen sind und ihre Kinder nicht in den Kindergarten schicken können weil der 90 Euro kostet.
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Zacharias
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Re: Schlachtlämmer vermarkten?

#3

Beitrag von Zacharias » Mo 29. Nov 2010, 20:43

Hallo Smallfarmer,

guck mal spaßeshalber bei Ebay rein, was Wolle bringen kann. Ich hör nur immer von den Schäfern, sie kriegen nix mehr für die Wolle und das ist ausgemachter Blödsinn. Ich habe schon 500g Jakobswolle (allerdings wirklich gute Quali) für 17€ versteigert. Es kommt natürlich auf die Wolle an (gute Schafrasse, wenig EInstreu), aber los wird man sie! Ich arbeite da mit einem Scherer zusammen, der die Zeichen der Zeit erkannt hat.
Grüße,
Birgit

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Re: Schlachtlämmer vermarkten?

#4

Beitrag von zaches » Mo 29. Nov 2010, 20:44

Wisst Ihr, eine Freundin sagte mal zu mir:

"wenn Du in die Kirche gehst, dann zünde eine Kerze für die kleinen Wiederkäuer an."

ich gehe nicht in die Kirche, aber zünde dennoch hier eine Kerze an, für diese wundervollen Tiere!

:suche:

lg, zaches
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Re: Schlachtlämmer vermarkten?

#5

Beitrag von Sabi(e)ne » Mo 29. Nov 2010, 20:56

@smallfarmer: ich zahle ohne jedes Problem 20€/kg Rohvlies, wenn es denn Handspinnanforderungen entspricht, und die hab ich auch schon im Schafforum eingestellt, aber null Resonanz.
Finden alle viel zu aufwendig, anständig auszusortieren (denn wer will schon DEN Preis für verschissene oder reichlich eingestreute oder verklettete Wolle zahlen?), und auch das Vlies nicht einfach in den Dreck zu schmeißen, sondern anständig zu behandeln - es GIBT Leute, die dem Scherer jeglichen Nachschnitt verbieten, den Platz nach jedem Schaf fegen, und jedes Vlies nach dem Aussortieren sauber aufrollen und verstauen, und sogar ein Schild dran machen, von welchem Schaf es ist.
Es gibt genug Leute, die auch Wolle von gemantelten Cormo-Schafen aus den USA kaufen, für bis zu mittlerweile 50$ pro pound und bei einem fast 50%igen Fettanteil.....aber die kann man auch so, wie sie ist, in vollem Fett aus der Locke spinnen, ohne zig tausend Heuteilchen aussuchen zu müssen.
Und es sind bei Gott nun wirklich nicht bloß Merinos gefragt, sondern eher noch weiche Wolle (bis 30mic) von Schafen mit Charakter, also Sorten.
Klar gibt es Sorten wie Schnucken, die halt eher nur für Teppiche taugen, aber schon Coburger Fuchs als Schlichtwolle oder Jakobschaf ist grad wegen der Farben sehr gefragt.
Merino kriegt man billig an jeder Ecke, aber Zwartbless und braunes Milchschaf oder Wensleydales muß man schon suchen.
Das teuerste bis jetzt war das gewaschene dunkle Wensleydale für 50g 3,50€ - macht 70€/kg!!!!!
Ist aber jeden Cent wert, weil jede Locke perfekt erhalten ist, null Nachschnitt drin ist, und es absolut sauber und sofort spinnfertig ist.
Und die Verkäuferin kann nicht klagen über mangelndes Interesse UND ihre englischen Schäfer kriegen bessere Preise als auf den Auktionen.

Es geht, aber dafür muß man auch was tun, und nicht bloß "Schafe halten und einmal im Jahr scheren" - dazu gehört mehr.
Und genau das wollen fast alle eben nicht tun.
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Re: Schlachtlämmer vermarkten?

#6

Beitrag von smallfarmer » Mo 29. Nov 2010, 21:43

@ Sabine Und warum wollen fast alle Schafhalter das nicht tun?..........
Weil es von den Spinnern zu wenige gibt. Die hauen lieber die Wolle in die Tonne( oder verkaufen sie für 60 Cent/kg)
als sie sich jemand auf den Hof kommen lassen, der sich die Premiumwolle aussortiert.
Aber seit dem sich Adidas groß in Schaffarmern in Australien eingekauft hat, ist der Preis für gute Wollen stark angestiegen und die schlechteren Wollen werden hoffentlich ab 2011 in Florapell verarbeitet.
Angebot und Nachfrage werden den Preis regeln.Wie viele Spinner würdest du für die Schur 2011 finden, die einem Schäfer
für einen Ballen (70kg) feine Merinorückenwolle 1400 Euro zahlen würden...............
Jetzt lass uns mal konkrekt werden.
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Re: Schlachtlämmer vermarkten?

#7

Beitrag von Theo » Mo 29. Nov 2010, 21:46

Es gibt neuerdings Funktionskleidung aus Wolle. Das ist ein ganz schöner Markt.
Gruß
Theo

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Re: Schafwolle vermarkten?

#8

Beitrag von Zacharias » Mo 29. Nov 2010, 22:01

Sabine,
du sprichst mir aus der Seele! Genau das wollte ich ausdrücken.
Grüße,
Birgit

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Re: Schlachtlämmer vermarkten?

#9

Beitrag von Sabi(e)ne » Mo 29. Nov 2010, 22:10

Handspinner kaufen keine Ballen, das weißt du. Schon wegen des Aussortierens.
Die kaufen einzelne Vliese.
Und es muß ja niemand die Leute auf den Hof kommen lassen, es geht auch in entsprechenden Foren.

Da wurden in Petzis Spinnforum recht zügig die grob gewaschenen Vliese von einer ganzen Herde Wensleydales blind verkauft, leider zwar gut aussortiert (lies: ohne Sch*** und nur mäßig Streu), aber absolut amateurmäßig gewaschen, (lies: filzig und die Locken kaum noch erkennbar/trennbar), das wird niemand ein zweites Mal kaufen, schon gar nicht für die 8€. Roh zum Selbstwaschen wären es Spitzenvliese gewesen, aber die Wäscherin hatte es eilig...

Dagegen gab es eine Herde Milchschafe (um die 70) in allen Farben, wo die Wolle mit 6€ noch deutlich unterbezahlt war, weil Vliese am Stück gewaschen, streufrei(!!!!!), und exzellent aussortiert, ein wahres Vergnügen, und m.M.n. viel zu billig, die wäre auch locker in DER Qualität für 12-15€ weggegangen.

Du kannst keine Ballen an Handspinner verkaufen - ist halt so.
Es ist einfach ein Rechenexempel, was sich lohnt.

Verkaufen läßt sich alles gut, was selten ist, oder ungewöhnliche Farben hat, oder beides.
Bis zum letzten Treffen hatte ich noch nie über Ouessant-Wolle nachgedacht, bis zaches ihre mitbrachte, oder Kameruner-Wolle (ja, die ausgefallene) - es gibt für alles Interessenten, wenn auch nicht als Massenaufkäufer.

Wer als Schäfer seine Wolle nur schnellstmöglich loswerden will, ohne weitere Arbeit, wirdt bei Handspinnern kein Lieferant.
Dafür schätzen wir die Wolle zu sehr - was eben die meisten Schäfer NICHT tun...

Wenn die Schäfer den derzeitigen Spinn/Strick/Web/Filz-Boom (schau mal in die Ecke mit den Handarbeitszeitungen!!!) verpennen, ist das ihre Sache, dann kaufen die Hobbyisten halt weiter im Ausland. Oder bei bekannten deutschen Quellen mit gutem Ruf...da weiß man, was man kriegt.

@Theo: ich hab letzte Woche Merinounterwäsche im Discounter gekauft, supergoiles Zeugs, und tatsächlich absolut feines Merino ohne Beimischungen in Nylonstrumpfdünne, was vor ein paar Jahren noch technisch unmöglich war, und das wärmt besser als jede Poly-Funktionswäsche... :mrgreen:
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Re: Schafwolle vermarkten?

#10

Beitrag von Waldläuferin » Di 30. Nov 2010, 12:47

@ Theo: Ja, die Sachen sind klasse, nicht nur warm, auch geräuschlos, pflegeleicht, halten einen mäßigen Regen aus etc. Lächerlich nur, die Wolle als neue entdeckte Naturfaser für Funktionskleidung zu bewerben - die wird doch seit Jahrtausenden getragen. Auch noch gute "Funktionskleidung": Loden...wird leider meist nur zu Trachten verarbeitet.
Fertig ist besser als perfekt.

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