Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

Benutzer 146 gelöscht

Re: Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

#11

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Sa 16. Nov 2013, 10:39

Wir haben Vertreter der Rasse-Extreme, also von Quasi-Urpferd (Huzulen-Pony) über Araber bis Ex-Rennpferd-Vollblut, und die haben bei uns ganzjährig die feie Wahl zwischen "offenem" Stall mit Fliegenschutzstreifen und großem Auslauf bzw. Weide, auch teilw. mit Bäumen.
Die rassespezifischen Verhaltensunterschiede, was die Wahl des Aufenthaltsortes betrifft, sind gering.
Entgegen der vielleicht vorherrschenden Ansicht, suchen die Tiere im SOMMER den Stall viel öfter und länger auf, als im Winter.
Insekten und Hitze stören also mehr als Kälte und Nässe. Schlammiger Boden wird gemieden, das stimmt.
Eine regnerische Nacht verbringen die Pferde aber oft unter den (nicht wirklich wasserdichten) Bäumen statt im trockenen Stall. Nur wenn`s gleichzeitig windig ist, gehen sie rein.

Von Bodenverbesserung durch Pferde kann ich nicht berichten, - jedenfalls nicht direkt. Über den Umweg Mistkompost natürlich schon.
Die einseitige Selektion des Weidebewuchses durch Pferde führt zur Verarmung, wenn nur Pferde dort gehalten werden. Die Besatzdichte hat nur Einfluss darauf, wie schnell das passiert.
Vor ein paar Jahren habe ich mal durchgerotteten Mistkompost auf eine Weide streuen lassen und die ein halbes Jahr nicht genutzt. Danach gab`s dort plötzlich mehrere Wühlmaus-Kolonien die jeweils dutzende Quadratmeter so unterminiert hatten, dass man bei fast jedem Schritt eingebrochen ist. Das Gras dort verdorrte, weil dessen Wurzeln frei lagen. Meine Theorie: die Würmer aus dem Kompost waren Nahrungsgrundlage für diese Massenvermehrung.
Zur partiellen Bodenlockerung hat das allerdings auch beigetragen :pfeif:

Carnica
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Re: Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

#12

Beitrag von Carnica » Sa 16. Nov 2013, 11:18

ich hatte meine Pferde vor 2 Jahren ziemlich lang auf ein und derselben Weide...die Situation danach war katastrophal. Boden total verdichtet und durch den Kahlfraß waren viele Kräuter weg. Letztes Jahr hab ich meine Weide in lauter kleinere Stücke geteilt, die dann immer nur kurz leergefressen wurden und sich dann wieder erholen konnten, so hab ich die Situation um ein vielfaches verbessern können.

Das Boden begangen werden will hört man ja immer wieder mal. Meiner Meinung nach eignen sich da aber Kühe besser, da sie die Grasnabe nicht so sehr beschädigen

Manfred

Re: Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

#13

Beitrag von Manfred » Sa 16. Nov 2013, 11:49

@frodo:
In so einer kleinen Gruppe wirst du kaum rassespezifische Unterschiede ermitteln können, sollte es sie geben. Da ist der Gruppenzwang immer stärker als die Rasseunterschiede.
Aber deine Verhaltens-Beobachtungen decken sich weitgehend mit meinen. Lästige Insekten, Wind und Bodenverhältnisse sind stärkere Auswahlkriterien für den Aufenthaltsort als Regen und Temperatur.

@alle:
Was das Weide-Management angeht, läuft parallel mein Thead unter Boden, Humus, Kompost.
Wenn die Tiere das Gras bin an den Boden abfressen, liegt ganz klar Überweidung vor. Das schwächt die Pflanzen ganz erheblich und reduziert den Grünmassezuwachs gegen null, weil die niedergefressenen Pflanzen weder genug Photosynthesefläche haben noch genug Wurzeln zur Nährstofferschließung unterhalten können.
Das läuft dann eher unter Paddock als unter Weide...

Für eine vernünftige Weideführung gibt es im Prinzip zwei Ansätze:
-Die Standweide mit ständiger Anpassung der Flächengröße, um das Gras in der optimalen Wachstumshöhe zu halten.
-Die Umtriebsweide, bei der die einzelnen Teilflächen jeweils kurze Zeit genutzt werden und dann ruhen können.
Beide Formen bedürfen der ständigen Kontrolle und Anpassung.
Bei der Standweide lässt sich grundsätzlich nicht vermeiden, dass die beliebtesten Pflanzen zuerst gefressen werden und so im Bestand zurück gehen. Dass muss man durch regelmäßige Nachsaat ausgleichen.
Bei einer gut geführten Umtriebsweide werden die bevorzugten Pflanzen dagegen gefördert, weil sie besser bestocken können als die weniger abgefressenen Pflanzen.
In beiden Fällen muss man konsequent vermeiden, dass das Gras zu tief abgefressen wird (wenn z.B. wegen Trockenheit nicht mehr genug frischer Aufwuchs verfügbar ist). Dann schränkt man die Tiere am besten auf eine kleine Fläche ein und füttert dort zu, damit die restliche Fläche nicht überweidet wird (genug Blattmasse und Wurzelmasse behält) und schnell wieder hochwächst, sobald wieder genug Wasser verfügbar ist. Die kleine Fläche wird zwar stark überweidet (geopfert), aber dafür wird der Großteil der Fläche geschont und in optimaler Produktion gehalten.

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Re: Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

#14

Beitrag von unkrautaufesserin » So 17. Nov 2013, 01:31

Carnica hat geschrieben:
Das Boden begangen werden will hört man ja immer wieder mal. Meiner Meinung nach eignen sich da aber Kühe besser, da sie die Grasnabe nicht so sehr beschädigen
Komm mich mal besuchen. Dann zeige ich Dir die Trittsiegel im steinharten Lehm, die die Kühe des Vorbesitzers (Pächters) im Juni hinterlassen haben...
Das wird noch ein paar Winter brauchen, bis man wieder über die Wiese laufen kann, ohne sich die Füße zu brechen...

Liebe Grüße, M.

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Re: Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

#15

Beitrag von Carnica » So 17. Nov 2013, 12:36

okay, man sollte die Rindviecher halt nur bei entsprechendem Wetter und solange auf die Weide lassen, bis abgefressen ist... :)

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Re: Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

#16

Beitrag von Gesegnete Erde » So 24. Nov 2013, 21:16

Danke, liebe Leute,ihr habt mich umfassend aufgeklärt.
Auf unseren 35 ha laufen 2 Pferde herum und suchen sich das ihnen Genehme zum Fressen, wobei ihnen nicht die ganzen 35 ha als Weideland zur Verfügung stehen, denn 2/3 sind bewaldet oder durch anderen Bewuchs bzw. topographische Gegebenheiten nicht zugänglich.
Ein Weidemanagement betreiben wir nicht, es sei denn, die Dreiteilung der zugänglichen Weideflächen durch Zaunabtrennung gilt schon als solche.
Die Pferde sind das ganze Jahr, was das Futter betrifft, sich selbst überlassen, nur Mineralsalze bekommen sie als Extra.
Den Nutzen haben wir dadurch, dass sie uns als Arbeits-bzw Reittier dienen.
Eine Kuh, die wir kurze Zeit auch hatten, hat uns von unseren Jungpflanzen zu viel zerstört, so dass wir sie wieder abgegeben haben.

In der Tat stellen wir fest, dass dort, wo pflanzlicher Bewuchs (z. B. Bananen oder ein himmelhoch wachsender Farn) viel verrottbare Biomasse bilden, die Humusbildung und damit einhergehend die Bodenverbesserung ungleich grösser ist, als auf den Weideflächen.

Michael
Alles, was ist, ist gut, weil es ist.

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